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Gedankenaustausch bei der traditionellen Jahresfeier der Universität >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Mathe, Politik und Wettstreit der Künste
Zum fünften Mal fand am 14. November die Jahresfeier der
Universität Stuttgart statt. Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft,
Politik und Wissenschaft fanden sich zu dieser festlichen Veranstaltung
ein. Passend zum Wissenschaftsjahr der Mathematik 2008 gab es in
diesem Jahr mit den Redebeiträgen von Wissenschaftsminister
Prof. Peter Frankenberg und Prof. Martin Grötschel von der
TU Berlin gleich zwei Vorträge zu diesem Thema. Für die
musikalische Umrahmung sorgten der Akademische Chor und das Akademische
Orchester der Universität Stuttgart mit Werken von August
Klughardt, Charles Gounod sowie als Höhepunkt dem „Streit
zwischen Phoebus und Pan“ von Johann Sebastian Bach.
Das Formula-Student-Team, Akademischer
Chor und Orchester sowie das Figurentheater der Musikhochschule
bildeten den festlichen Rahmen der
diesjährigen Jahresfeier der Universität, die sich
thematisch mit der Mathematik befasste. Links Uni-Rektor Prof.
Wolfram Ressel bei der Begrüßung. (Fotos: Eppler/Privat)
„Bei
der Jahresfeier wollen wir mit unseren Gästen den Gedankenaustausch
pflegen“, betonte Rektor Prof. Wolfram Ressel zu Beginn der
Veranstaltung. Unter den weit über 500 Besuchern waren prominente
Persönlichkeiten, wie beispielsweise VW-Vorstandschef Prof.
Martin Winterkorn, der an der Universität Stuttgart studiert
hat, sowie der Rektor der Universität Karlsruhe, Prof. Horst
Hippler. „Die Mathematik hat kein gutes Image – und
das zu Unrecht. Das Wissenschaftsjahr 2008 soll dazu beitragen,
dies zu ändern“, erläuterte Wolfram Ressel. Er
gab den Gästen einen Überblick über die zahlreichen
Veranstaltungen, die die Universität teils in Zusammenarbeit
mit Partnern zu diesem Zweck ins Leben gerufen hat. Außerdem
zog Ressel Bilanz über die aktuelle Entwicklung an der Universität
Stuttgart. Er erläuterte die Umsetzung des Struktur- und Entwicklungsplans
2008-2012, der unter anderem die Neuorganisation der Universität
Stuttgart in horizontale und vertikale Strukturen sowie eine Neuordnung
der Fakultäten beinhaltet.
Im Rahmen des Exzellenzclusters
zur Simulationstechnik (SimTech) und der Graduiertenschule zu intelligenten
Produktions- und Fertigungstechniken (GSaME) seien insgesamt vier
neue Professuren und zahlreiche Juniorprofessuren eingerichtet
worden. Deutlich sprach Ressel jedoch auch die zunehmende Finanznot
der Universität an. „Aufgrund des Solidarpaktes sind
viele Haushaltspositionen auf dem Stand von 1997 eingefroren“,
so Ressel, „angesichts der explodierenden Energiepreise und
der zunehmenden Übernahme von Baukosten durch die Hochschulen
stellt dies die Universitäten vor enorme Herausforderungen,
das kann so nicht weitergehen.“
Gemeinsam für Bildung
und Forschung
Während Prof. Olaf Kübler, Mitglied des
Universitätsrates, mit seiner Beschreibung der Universität
als „Zusammenschluss von Professoren und Studenten, der durch
die Verwaltung zusammengehalten wird“, für amüsiertes
Gelächter unter den Zuhörern sorgte, ging Dr. Dieter
Leicht als Vertreter des Akademischen Mittelbaus in seinem Grußwort
auf die Auswirkungen der Finanzkrise ein. Die Probleme in der Wirtschaft
würden zweifellos auch an der Universität Stuttgart zu
spüren sein. „Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen
für den Erhalt einer international wettbewerbsfähigen
Universität“, appellierte Leicht an das Publikum. Christoph
Gmoser forderte als Vertreter der Studierenden eine engere Zusammenarbeit
unter anderem bei Prüfungsfragen. „Die Universität
muss sich als Gesamtheit mit den Studierenden begreifen“,
so Gmoser.
Wissenschaftsminister
Prof. Peter Frankenberg:
„Mathematik ist eine frische Wissenschaft.“
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„Nichts fährt oder fliegt
ohne Mathematik“
Während der anschließenden Ansprache
von Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg „Zur
Bedeutung der naturwissenschaftlich-mathematischen Ausbildung“ protestierte
eine Gruppe Studierender gegen die Einführung der Studiengebühren
in Baden-Württemberg. Während der Rektor die Gruppe
hinausbat, setzte der Minister seinen Vortrag unbeirrt fort
und leitete mit Anmerkungen zur Logik von Studiengebühren über
zum Kernthema des Vortrags, der Mathematik. Die Universität
Stuttgart sei der ideale Ort, um sich mit der Mathematik zu
beschäftigen, so Frankenberg. „Dieses Fach wird
oft als trocken bezeichnet, dabei ist Mathematik eine frische
und lebendige Wissenschaft. Außerdem fährt oder
fliegt nichts ohne Mathematik.“ Eine Kernfrage in der
Bildungspolitik sei es, wie man angesichts des Mangels an Ingenieuren
mehr junge Menschen für naturwissenschaftliche Fächer
begeistern könne. Hier dürfe man sich nicht darauf
beschränken, nur Perspektiven aufzuzeigen, sondern müsse
auch Berührungsängste abbauen. Frankenberg sicherte
der Universität Stuttgart in diesem Zusammenhang die volle
Unterstützung bei der Umsetzung ihres Struktur- und Entwicklungsplans
zu. |
Prof. Martin Grötschel von der TU Berlin knüpfte in
seinem Festvortrag unter dem Titel „Besser als Mathe“ an
den Appell des Wissenschaftsministers an und gab Tipps, wie Eltern
ihren Kindern bereits früh Mathematik näher bringen können.
Man müsse den Heranwachsenden zeigen, dass diese überall
einsetzbar sei. Dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommen
muss, zeigte er am Beispiel eines digitalen Adventskalenders für
Schüler, den das Matheon, ein Forschungszentrum der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG), entwickelt hat. Hinter den Türen
dieses Kalenders verbergen sich Mathematik-Aufgaben, deren richtige
Auflösung mit Preisen belohnt wird. „Das war der bislang
größte Erfolg für das Matheon“, erläuterte
Martin Grötschel, der im Fachbereich Optimierung und diskrete
Mathematik des Forschungszentrums tätig ist.
Ehrungen der Universität
Anlässlich der Jahresfeier wurden
auch in diesem Jahr wieder Persönlichkeiten geehrt, die sich
durch großes Engagement für Forschung und Lehre hervorgetan
haben. So verlieh Rektor Wolfram Ressel eine von insgesamt drei
Ehrendoktorwürden an Francisco Javier Garcia Sanz, der laut
Prof. Erich Zahn vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität
Stuttgart stets für fruchtbare Anstöße für
die Forschung gesorgt hat. Garcia Sanz, seit 2001 Mitglied des
Konzernvorstands der Volkswagen AG, erhält die Ehrendoktorwürde
für seine Verdienste bei der Anwendung wissenschaftlicher
Erkenntnisse und Methoden auf dem Gebiet der Beschaffung, für
sein Engagement am Betriebswirtschaftlichen Institut der Uni sowie
für sein erfolgreiches unternehmerisches Wirken für die
Volkswagen AG. Eine Ehrendoktorwürde ging auch an Prof. Majid
Hassanizadeh vom Department of Earth Sciences der Universität
Utrecht. Die Universität Stuttgart verlieh ihm die Ehrendoktorwürde
aufgrund seiner international hoch angesehenen Pionierarbeit auf
dem Gebiet der Entwicklung grundlegender Methoden zur Beschreibung
von Mehrphasenströmung und Transportvorgängen in porösen
Medien. In seinem Dankeswort erklärte Hassanizadeh: „Die
Universität Stuttgart ist zu meiner zweiten Heimatuniversität
geworden.“ Die Laudatio hielt sein Stuttgarter Kollege Prof.
Rainer Helmig vom Institut für Wasserbau. Die dritte Ehrendoktorwürde
erhielt Paul Seiler, den sein Laudator Prof. Helmut Hügel
vom Institut für Strahlwerkzeuge der Universität Stuttgart
(IFSW) als „Idealtyp eines Ingenieurs“ beschrieb. Seiler
wurde für seine Verdienste in der Entwicklung der Lasertechnik
für die industrielle Fertigung geehrt.
Francisco Javier Garcia Sanz, Prof. Majid
Hassanizadeh und Paul Seiler sind die neuen Ehrendoktoren der
Universität.
Klaus Mehl wurde
die Ehrenmedaille verliehen.
Zum Abschluss des Festaktes verlieh Rektor Ressel die Ehrenmedaille
der Universität Stuttgart an Klaus Mehl, Notar a. D., der das
Vermögen der Dr.-Eugen-Ebert-Stiftung verwaltet hat und aus
deren Erträgen in den vergangenen 30 Jahren mehrere hundert
Studierende finanziell gefördert wurden. (Mehr über die
Dr.-Eugen-Ebert-Stiftung erfahren Sie auf Seite 32.)
Prof. Martin Grötschel, Berlin:
„Bei Mathe darf der Spaß nicht zu kurz kommen.“
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Nach den Reden bestand bei
einem Empfang im Foyer Gelegenheit zum Gespräch sowie
zur kulinarischen Erfrischung. Vor dem Hörsaal präsentierte
das Rennteam der Universität
Stuttgart seinen Rennwagen, den Boliden F0711-2, der mit
großem Aufwand in das Foyer transportiert worden war.
Das Team konnte 2008 bei verschiedenen Wettbewerben herausragende
Ergebnisse erzielen. Den feierlichen Abschluss der Jahresfeier
bildete eine phantasievolle Inszenierung von Johann Sebastian
Bachs „Der Streit zwischen Phoebus und Pan“,
dargeboten vom Akademischen Chor und Orchester der Universität
Stuttgart in Zusammenarbeit mit Studierenden des Fachs Figurentheater
der Musikhochschule Stuttgart. Krankheitsbedingt wurde dabei
Dirigentin Veronika Stoertzenbach durch ihren Ehemann Prof.
Dieter Kurz von der Musikhochschule Stuttgart vertreten.
Der musikalische Wettstreit zwischen dem prahlerischen, Flöte
spielenden Hirtengott Pan und Phoebus Apoll, dem Gott der
Künste, überzeugte durch hohe musikalische Qualität.
Viel Aufmerksamkeit erregten auch die ausdrucksvollen „Puppen-Double“ der
Hauptfiguren, durch die deren Charaktere und „Hintergedanken“ in
Szene gesetzt wurden. Johannes Baral/amg |
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