Otto Ensinger
Otto Ensinger |
Senator E.h. Dipl.-Ing. Otto Ensinger ist am 21. November 2002 im Alter von 94 Jahren verstorben. Die Universität Stuttgart verliert in ihm einen langjährigen Wegbegleiter und einen treuen Freund.
Otto Ensinger wurde am 31. August 1908 in Stuttgart geboren. Nach dem Besuch der Wilhelms-Oberrealschule und einem Praktikum absolvierte er in acht Semestern das Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule Stuttgart, das er im Herbst 1931 mit dem Diplom abschloss. Die wirtschaftliche Situation war zu dieser Zeit so desolat, dass es ihm - wie allen seiner Mitabsolventen - nicht gelang, direkt nach Studienende eine der Ausbildung entsprechende Anstellung zu finden. Er musste die ersten Berufsjahre mit verschiedenen Bauführertätigkeiten überbrücken.
Erst Mitte 1933 erhielt er bei der Beton- und Monierbau AG, Niederlassung Stuttgart, eine
Anstellung als Diplom-Ingenieur - zuerst als Statiker und Konstrukteur. 1936 ließ er sich für ein Jahr beurlauben, um den Vorbereitungsdienst zur Staatsprüfung absolvieren zu können. Im Februar 1937 schloss er diese Ausbildung mit der Prüfung zum Regierungs-Baumeister ab.
1939 wurde Otto Ensinger die Bauleitung zum Bau der Silvretta-Staumauer und des Bieler Dammes in Vorarlberg übertragen, die er in der schweren Zeit erfolgreich bis zur weitgehenden Fertigstellung dieses Großprojektes im Jahr 1945 meisterte.
Als Niederlassungsleiter und Technischer Direktor der Niederlassungen Stuttgart und Mannheim der Beton- und Monierbau AG, Düsseldorf, und als Gesellschafter der Beton- und Monierbau Ges.m.b.H.,Innsbruck, war Otto Ensinger zuständig für die Aktivitäten seiner Firma in Baden-Württemberg, in der Pfalz und in Österreich. Als Beispiele für die Bautätigkeit, die alle Sparten des Hoch-, Tief- und Ingenieurbaues umfasste, seien Tunnel und Brücken, U- und S-Bahnen, Staustufen an Neckar und Rhein, Wasserkraftanlagen, Kaufhäuser und Fabrikanlagen genannt. Neben der erfolgreichen unternehmerischen Tätigkeit für seine Firma engagierte er sich ehrenamtlich in Gremien der Bauindustrie, wobei sein besonderes Augenmerk darauf lag, junge Menschen für Bauberufe zu begeistern und ihnen eine fundierte Ausbildung zu bieten.
Im Februar 1972 wurde Otto Ensinger von der Universität Stuttgart „... für seine großen unternehmerischen Leistungen, sein stetes Bemühen um Qualität und Fortschritt und insbesondere sein richtungweisendes Wirken auf dem Gebiet der Berufsausbildung im Bauwesen ... zum Senator E.h. ernannt.
1974 ging Otto Ensinger nach 41 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand. Als Altersruhesitz wählte er in Fischen im Bayerischen Allgäu. Bis vor wenigen Monaten nahm er noch regen Anteil an allem, was „seine TH Stuttgart“ betraf, und er besuchte - trotz seines hohen Alters - wenn immer möglich Veranstaltungen der Universität Stuttgart.
Otto Franz Geyer
Otto
Franz Geyer |
Am 12. November 2002 verstarb Otto Franz Geyer, langähriger Professor für Stratigraphie und Historische Geologie. Er wurde am 18. Mai 1924 in Bergreichenstein in Böhmen geboren und war nach dem Abitur von 1941 bis 1945 Oberleutnant bei den Panzerjägern. 1946/47 begann er in Stuttgart mit dem Studium der Biologie, wandte sich aber schon 1947/48 der Geologie und Paläontologie zu. Nach der Promotion im Jahr 1953 folgte 1959 die Habilitation und die Anstellung als wissenschaftlicher Assistent. Von 1967 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1989 war er Professor für Stratigraphie und Historische Geologie. Dem Institut für Geologie und Paläontologie blieb Otto Geyer auch im Ruhestand innig verbunden. Er hat sein Wissen an Generationen von Studierenden weitergegeben, unzählige Diplomarbeiten sind unter seiner Leitung entstanden und 25 Doktoranden haben ihm bei seinem 75. Geburtstag die Ehre gegeben. Otto Franz Geyer hat 117 Veröffentlichungen vorgelegt (davon 19 seit Beginn seines Ruhestandes) und sein Wissen in zahlreichen Lehrbüchern zusammengefasst, darunter die legendäre „Geologie von Baden-Württemberg“.
Seine Forschungsinteressen führten ihn aber nicht nur kreuz und quer durch Baden-Württemberg, sondern auch nach Spanien, Kolumbien, Perú, Ecuador und in die Südalpen. Freude am Arbeiten, strenge Disziplin, wissenschaftliche Neugier, Fleiß und systematisches Vorgehen zeichnen sein mehr als ein halbes Jahrhundert umfassendes Werk aus, das er fast ausschließlich der Geologie und Paläontologie verschrieben hat. Nebenbei war er auch eine unerschöpfliche Quelle für geschichtliche Fakten und Anekdoten, beherrschte fließend mehrere Sprachen und erwies sich immer wieder als großer Liebhaber der geschliffenen, besonnenen Sprache. Otto Franz Geyer ist uns zu einem väterlichen Freund geworden, denn er besaß eine Gabe, die selten anzutreffen ist: er konnte zuhören, er achtete auf die Wahl und Bedeutung des Wortes - auch und gerade des unachtsam gesprochenen - und er konnte sich immer wieder für Neues begeistern.
Wir trauern um den Gelehrten der Geologie und Paläontologie, den international geschätzten Erforscher des Erdmittelalters, den geachteten Lehrer und Ideengeber seiner dankbaren Schüler und werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.
/Hartmut Seyfried und die Mitglieder des Instituts
Klaus Kulinat
Klaus Kulinat |
Dr. Klaus Kulinat ist am 28. Dezember 2002 nach kurzer Krankheit im Alter von 67 Jahren verstorben. Mit ihm hat das Institut für Geographie einen persönlich und fachlich hoch geschätzten und sehr liebenswerten Mitarbeiter verloren, der sich in Lehre und Forschung, in der Institutsverwaltung und in den Gremien der Fakultät für Geo- und Biowissenschaften herausragend und weit überdurchschnittlich engagiert hat.
Durch die Arbeitsschwerpunkte Zentrale Orte, Iberische Halbinsel und Lateinamerika, insbesondere Venezuela, wurde das Forschungs- und Lehrangebot der Geographie erweitert und vertieft. Die hohe fachliche Qualifikation von Klaus Kulinat wurde verstärkt durch hervorragende persönliche Qualitäten, insbesondere die ausgeprägte Fähigkeit zum Ausgleich und zur Vermittlung. Auch nach seiner Pensionierung arbeitete Klaus Kulinat regelmäßig im Institut. Er hatte noch viele Projekte, die durch seinen viel zu frühen Tod jäh beendet wurden. Sein Tod ist ein sehr schmerzlicher Verlust für Mitarbeiter und Studierende im Institut für Geographie.
/Wolf Gaebe
Werner Meyer-König
Werner
Meyer-König |
Am 26. Dezember 2002 ist Prof. Dr. rer. nat. Werner Meyer-König, langjähriger Lehrstuhlinhaber am Mathematischen Institut A, im 91. Lebensjahr in Bad Krozingen verstorben.
Werner Meyer-König wurde am 26. Mai 1912 in Böblingen geboren. Er studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Tübingen, Kiel sowie der TH Stuttgart, legte beide Lehramtsprüfungen ab, wurde 1937 Assistent an der TH Stuttgart und 1939 an der Universität Tübingen in Mathematik promoviert. Im Zweiten Weltkrieg wurde er an die Forschungsanstalt Graf Zeppelin in Stuttgart abgeordnet. Nach der Habilitation in Mathematik 1947 an der TH Stuttgart war er dort Dozent und wurde 1953 außerplanmäßiger Professor. Nach einem Aufenthalt an der University of Cincinnati nahm er 1958 einen Ruf auf ein Extraordinariat für Mathematik an der TH Stuttgart an und wurde 1960 zum ordentlichen Professor ernannt.
Das wissenschaftliche Werk Werner Meyer-Königs, das sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, genießt - auch international - hohes Ansehen. Es betrifft die Analysis, insbesondere die Funktionentheorie und Approximationstheorie. Seine Untersuchungen zur Konvergenz und Divergenz unendlicher Reihen gehören - einschließlich der Lösung eines jahrzehntealten Problems - inzwischen zum klassischen Bestand der Limitierungstheorie. Aus seiner Schule sind im Laufe vieler Jahre eine Reihe von Universitätsprofessoren und außerhalb der Universität erfolgreiche Mathematiker hervorgegangen.
Werner Meyer-König hat über Jahrzehnte bis zu seiner Emeritierung 1980 durch seine Lehrveranstaltungen im Grund- und Hauptstudium der Mathematik und durch seine Vorlesungen und Übungen zur Höheren Mathematik für Physiker und Ingenieurwissenschaftler Generationen von Studierenden eine hervorragende mathematische Ausbildung vermittelt und durch Klarheit und Gründlichkeit ihr wissenschaftliches Denken gefördert. Zahlreiche Promotionen in Mathematik hat er mit großem Engagement betreut.
Durch abgewogenes Urteil, Besonnenheit, kluges Handeln und Rücknahme der eigenen Person hatte er einen großen Einfluss auf Kollegen, Mitarbeiter und Studenten. In dieser Weise prägte er in schwierigen Zeiten wesentlich die Fakultät für Natur- und Geisteswissenschaften, deren letzter Dekan er 1969 war, und später die Fakultät Mathematik bzw. Mathematik und Informatik. Die Universität Stuttgart hat mit Werner Meyer-König eine als Kollegen, Wissenschaftler und akademischen Lehrer hochgeschätzte Persönlichkeit verloren.
/Harro Walk
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