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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Er war "dem Land lieb und teuer":
Roland Rühle verabschiedet -
Supercomputing in Wissenschaft und Industrie

"Supercomputing in Science and Industry" war das Kolloquium überschrieben, das am 20. Februar an der Universität Stuttgart zu Ehren von Professor Roland Rühle stattfand. Der ehemalige Direktor des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart (HLRS) und des Rechenzentrums der Universität Stuttgart (RUS) verabschiedete sich in den Ruhestand. Fachleute aus dem In- und Ausland, aus Forschung und Wissenschaft waren angereist, um Roland Rühle zu würdigen oder im Rahmen des Kolloquiums über die neuesten Entwicklungen im Supercomputing zu berichten.
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Kreativität bei der Interpretation von Abkürzungen bewiesen
die Redner des Kolloquiums zur Verabschiedung von Roland Rühle: so wurde aus HLRS, dem Höchstleistungs-rechenzentrum Stuttgart, mal schnell "Hier ließ Rühle schaffen". (Foto: Eppler)
RUS und HLRS, dass diese Abkürzungen zu weltweit bekannten Markenzeichen wurden, "ist das Verdienst von Roland Rühle", sagte Prof. Dr. Jörg Brüdern, Prorektor für Forschung und Technologie der Universität Stuttgart. Der Forscher Rühle war mit seiner Software und seinen Simulationen seiner Zeit voraus, entwickelte er doch die Software als einen ingenieurmäßigen Prozess. Der Lehrer Rühle stand immer für eine innovative Lehre - mit der Einrichtung des Hauptfachs "Angewandte Informatik im Maschinenbau" stellte er deutschlandweit erstmals eine Verbindung von Informatik und Ingenieurwissenschaften in der Lehre her. Und für Rühle, als Direktor des Rechenzentrums, lieferte Jörg Brüdern eine dritte Abkürzung. RÜHLE = für das Rechenzentrum überragend hohe Leistungen erbringend.

Roland Rühle, ein bodenständiger Schwabe mit einer Passion für das Wandern, wurde 1937 in Stuttgart geboren. Er studierte Physik an der Universität Stuttgart, promovierte dort 1973 und war nach Abschluss seines Studiums 1964 zunächst wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Kernenergetik und Energiesysteme. Drei Jahre später übernahm er die Abteilung Datenverarbeitung und Numerik und wurde 1975 Professor für Anwendungen der Informatik im Maschinenwesen an der Universität Stuttgart. Seit 1986 wirkte er als wissenschaftlicher Direktor des RUS. Außerdem leitete er unter anderem von 1991 bis 2002 die Abteilung Computersimulation und Visualisierung am Institut für Computeranwendungen und war seit 1995 Geschäftsführer bei der hww GmbH (Höchstleistungsrechner für Wissenschaft und Wirtschaft Betriebsgesellschaft mbH), der er auch nach seiner Emeritierung noch erhalten bleiben wird.

Bedeutung von Simulationen früh erkannt

"Ungern verliert eine Fakultät ein Mitglied, das immer bis an die Leistungsgrenzen ging", bekannte Prof. Dr. Engelbert Westkämper, Dekan der Fakultät Maschinenbau. Immerhin, zwei Nachfolger werden benötigt, um das große Arbeitsgebiet des Emeritus abzudecken, der sich unter anderem mit Höchstleistungsrechnern, der Simulation wissenschaftlich-technischer Systeme, Hochgeschwindigkeitsnetzen, verteilten Rechneranwendungen, der Integration von Anwendungssoftware, wissenschaftlich-technischen Datenbanken sowie mit der Visualisierung und Informationstechnologien beschäftigte. "Roland Rühle hat als einer der Ersten die Bedeutung von Simulationen erkannt, die heute im Engineering nicht mehr wegzudenken sind", sagte Engelbert Westkämper.

Aktiver Gestalter des Wissenschaftsbetriebs

Aus einem europaweiten Engagement und der Zusammenarbeit mit der Industrie entstand das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart, das mit den Partnern von T-Systems und Porsche heute Europas innovativstes und produktivstes Zentrum bildet. Mannsfeld Thurm vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sprach daher auch von Professor Rühle als einem aktiven Gestalter des Wissenschaftsbetriebs, der mit dazu beigetragen hat, das Land als Wissenschaftsstandort zu festigen. Universität und Landesregierung habe er immer von der Notwendigkeit weiterer Gelder überzeugt - "Herr Rühle war dem Land lieb und teuer"; jedoch sei er auch sehr kreativ bei der Eintreibung von Drittmitteln gewesen, so beispielsweise beim Verkauf von Rechnerzeiten. Das Rechenzentrum an neuen Entwicklungen und Forschungsarbeiten zu beteiligen, geht ebenso auf die Idee von Roland Rühle zurück als auch, so Mannsfeld Thurm, die einzig funktionierende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung im Rechnerbereich innerhalb der hww GmbH (Höchstleistungsrechner für Wissenschaft und Wirtschaft Betriebsgesellschaft mbH). Dr. Helmut Hempel von DaimlerChrysler erinnerte an die ersten Kontakte vor rund zehn Jahren, als Daimler auf Professor Rühle zukam, um rechnergestützte Fahrzeugkonstruktionen zu verwirklichen: "Er war von der Idee begeistert" und mit dem HLRS starteten die "Simulanten" bei Daimler in die virtuellen Welten.

Im Rahmen des Kolloquiums ging Prof. Dr. Erich Schelkle von der Porsche AG (Stuttgart) auf 20 Jahre Crashsimulation in der Produktentwicklung bei Porsche ein. Prof. Kiyoshi Asai vom Japan Atomic Energy Research Institute (Tokyo, Japan) sprach über die Kooperation zwischen seinem Institut und dem HLRS, Prof. Mike Levine vom Pittsburgh Supercomputing Center (Pittsburgh, USA) war angereist, um über Neues und Altes im Supercomputing zu berichten, und Prof. Dr. Eberhard Göde vom Institut für Strömungsmechanik und Hydraulische Strömungsmaschinen der Universität Stuttgart beschäftigte sich mit "Visualisierung und Schönheit".

Ich bin meiner Fakultät dankbar, dass sie mich ertragen hat", bekannte Roland Rühle, für den die Fakultät, an der er sich sehr wohl gefühlt hat, immer Heimat war. Doch: "Jetzt lasse ich euch wirklich in Ruhe", stellte der Emeritus fest, der vor dem Problem steht, ob sich wohl seine Familie an ihn gewöhnen kann? Julia Alber

KONTAKT

Rechenzentrum, Allmandring 30, 70550 Stuttgart, Tel. 0711/685-5981,

Fax 0711/678-7626, e-mail: info@rus.uni-stuttgart.de sowie unter

www.rus.uni-stuttgart.de und www.hrs.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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