RUS und HLRS, dass diese Abkürzungen zu
weltweit bekannten Markenzeichen wurden, "ist das Verdienst
von Roland Rühle", sagte Prof. Dr. Jörg Brüdern, Prorektor
für Forschung und Technologie der Universität Stuttgart. Der
Forscher Rühle war mit seiner Software und seinen
Simulationen seiner Zeit voraus, entwickelte er doch die
Software als einen ingenieurmäßigen Prozess. Der Lehrer
Rühle stand immer für eine innovative Lehre - mit der
Einrichtung des Hauptfachs "Angewandte Informatik im
Maschinenbau" stellte er deutschlandweit erstmals eine
Verbindung von Informatik und Ingenieurwissenschaften in der
Lehre her. Und für Rühle, als Direktor des Rechenzentrums,
lieferte Jörg Brüdern eine dritte Abkürzung. RÜHLE = für das
Rechenzentrum überragend hohe Leistungen erbringend.
Roland Rühle, ein bodenständiger Schwabe mit einer
Passion für das Wandern, wurde 1937 in Stuttgart geboren. Er
studierte Physik an der Universität Stuttgart, promovierte
dort 1973 und war nach Abschluss seines Studiums 1964
zunächst wissenschaftlicher Angestellter am Institut für
Kernenergetik und Energiesysteme. Drei Jahre später übernahm
er die Abteilung Datenverarbeitung und Numerik und wurde
1975 Professor für Anwendungen der Informatik im
Maschinenwesen an der Universität Stuttgart. Seit 1986
wirkte er als wissenschaftlicher Direktor des RUS. Außerdem
leitete er unter anderem von 1991 bis 2002 die Abteilung
Computersimulation und Visualisierung am Institut für
Computeranwendungen und war seit 1995 Geschäftsführer bei
der hww GmbH (Höchstleistungsrechner für Wissenschaft und
Wirtschaft Betriebsgesellschaft mbH), der er auch nach
seiner Emeritierung noch erhalten bleiben wird.
Bedeutung von Simulationen früh erkannt
"Ungern verliert eine Fakultät ein Mitglied, das immer
bis an die Leistungsgrenzen ging", bekannte Prof. Dr. Engelbert
Westkämper, Dekan der Fakultät Maschinenbau. Immerhin, zwei
Nachfolger werden benötigt, um das große Arbeitsgebiet des
Emeritus abzudecken, der sich unter anderem mit
Höchstleistungsrechnern, der Simulation
wissenschaftlich-technischer Systeme,
Hochgeschwindigkeitsnetzen, verteilten Rechneranwendungen,
der Integration von Anwendungssoftware,
wissenschaftlich-technischen Datenbanken sowie mit der
Visualisierung und Informationstechnologien beschäftigte.
"Roland Rühle hat als einer der Ersten die Bedeutung von
Simulationen erkannt, die heute im Engineering nicht mehr
wegzudenken sind", sagte Engelbert Westkämper.
Aktiver Gestalter des Wissenschaftsbetriebs
Aus einem europaweiten Engagement und der Zusammenarbeit
mit der Industrie entstand das Höchstleistungsrechenzentrum
Stuttgart, das mit den Partnern von T-Systems und Porsche
heute Europas innovativstes und produktivstes Zentrum
bildet. Mannsfeld Thurm vom Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Baden-Württemberg sprach daher auch von
Professor Rühle als einem aktiven Gestalter des
Wissenschaftsbetriebs, der mit dazu beigetragen hat, das
Land als Wissenschaftsstandort zu festigen. Universität und
Landesregierung habe er immer von der Notwendigkeit weiterer
Gelder überzeugt - "Herr Rühle war dem Land lieb und teuer";
jedoch sei er auch sehr kreativ bei der Eintreibung von
Drittmitteln gewesen, so beispielsweise beim Verkauf von
Rechnerzeiten. Das Rechenzentrum an neuen Entwicklungen und
Forschungsarbeiten zu beteiligen, geht ebenso auf die Idee
von Roland Rühle zurück als auch, so Mannsfeld Thurm, die
einzig funktionierende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft
und Forschung im Rechnerbereich innerhalb der hww GmbH
(Höchstleistungsrechner für Wissenschaft und Wirtschaft
Betriebsgesellschaft mbH). Dr. Helmut Hempel von
DaimlerChrysler erinnerte an die ersten Kontakte vor rund
zehn Jahren, als Daimler auf Professor Rühle zukam, um
rechnergestützte Fahrzeugkonstruktionen zu verwirklichen:
"Er war von der Idee begeistert" und mit dem HLRS starteten
die "Simulanten" bei Daimler in die virtuellen Welten.
Im Rahmen des Kolloquiums ging Prof. Dr. Erich Schelkle
von der Porsche AG (Stuttgart) auf 20 Jahre Crashsimulation
in der Produktentwicklung bei Porsche ein. Prof. Kiyoshi
Asai vom Japan Atomic Energy Research Institute (Tokyo,
Japan) sprach über die Kooperation zwischen seinem Institut
und dem HLRS, Prof. Mike Levine vom Pittsburgh
Supercomputing Center (Pittsburgh, USA) war angereist, um
über Neues und Altes im Supercomputing zu berichten, und
Prof. Dr. Eberhard Göde vom Institut für Strömungsmechanik
und Hydraulische Strömungsmaschinen der Universität
Stuttgart beschäftigte sich mit "Visualisierung und
Schönheit".
Ich bin meiner Fakultät dankbar, dass sie mich ertragen
hat", bekannte Roland Rühle, für den die Fakultät, an der er
sich sehr wohl gefühlt hat, immer Heimat war. Doch: "Jetzt
lasse ich euch wirklich in Ruhe", stellte der Emeritus fest,
der vor dem Problem steht, ob sich wohl seine Familie an ihn
gewöhnen kann? Julia Alber
KONTAKT
Rechenzentrum, Allmandring 30, 70550 Stuttgart, Tel.
0711/685-5981,
Fax 0711/678-7626, e-mail:
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sowie unter
www.rus.uni-stuttgart.de und
www.hrs.de