Gertrud Luise Goldschmidt (1912 -1994, Architektin, Lithographin und Objektkünstlerin) war als Jüdin gezwungen, nach ihrem Architekturstudium an der TH Stuttgart, das sie 1938 bei Prof. Paul Bonatz abschloss, Deutschland zu verlassen. Sie emigrierte 1939 über England nach Venezuela, wo sie in Caracas als Architektur- und Design-Professorin sowie als Professorin für Bildhauerei arbeitete.
Ebenso wie die Namensgeberin der Professur hat sich Karoline Streeruwitz, freischaffende Architektin aus Wien, längere Zeit in Lateinamerika aufgehalten. Die Gründe hierfür unterscheiden sich bei beiden Architektinnen allerdings ganz erheblich. Karoline Streeruwitz verschlugen nicht die historischen Umstände nach Lateinamerika, sondern es war ihr Interesse an einer fremden und andersartigen Stadt, die sie zunächst als Studentin und später dann als Lehrbeauftragte nach Buenos Aires führte. Dort beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Frage des kulturellen und räumlichen Zusammenhangs einer spezifischen Landschaft – der Pampa – mit einer Stadt wie Buenos Aires. Sie beobachtete die innerstädtische Verwilderung und deren Auswirkungen auf den sozialen Raum. Daraus entstand die Frage nach planerischen Möglichkeiten im scheinbar unkontrollierten Raum.
An der Uni Stuttgart untersuchte Karoline Streeruwitz im Rahmen des Entwurfsprojekts „hinterländer: raum außer kontrolle“ mit Studierenden räumliche und programmatische Eingriffsmöglichkeiten in der alten Wagenhalle und ihrer Umgebung im Nordbahnhof-Areal. Am 6. Mai wurden die Ergebnisse in der Wagenhalle präsentiert und anschließend in einer Publikation dokumentiert.
Die Gertrud Luise Goldschmidt-Gastprofessur ist auf einen Zeitraum von einem Semester angelegt und soll jeweils im Wintersemester besetzt werden. Nach der Anschubfinanzierung ist die Architekturfakultät bemüht, Mittel einzuwerben, um die weitere Finanzierung sicherzustellen.
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