|
|
Festlicher Auftakt zum Internationalen Jahr der Astronomie >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Die Jugend für Kepler begeistern
Im Jahr 1609 legte Johannes Kepler seine Bahntheorie „Astronomia Nova“ vor
und ebenfalls vor 400 Jahren leitete Galileo Galilei mit seinen ersten Fernrohrbeobachtungen
die Teleskop-Astronomie ein. Beide Ereignisse waren die Geburtsstunde der neuzeitlichen
Astronomie. Für die Vereinten Nationen war das Jubiläum der Anlass,
das Jahr 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie zu erklären. Weltweit
es mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert – auch an der Uni Stuttgart,
die sich dazu mit der Universität Tübingen und der Kepler-Gesellschaft
zusammengetan hat. Den Auftakt des Veranstaltungsreigens machte im März
ein Festakt im Stuttgarter Haus der Wirtschaft.
„Johannes Kepler war seit der Antike der erste Wissenschaftler, der
Physik und Astronomie zusammengebracht hat“, erklärte Prof. Manfred
Fischer, Vorsitzender der Kepler-Gesellschaft, in seiner Begrüßung.
Kepler habe seinerzeit alles daran gesetzt, das heliozentrische System zu
beweisen. Dass ihm das unter Aufbringung großer Opfer gelungen sei, wolle
man mit dem Jubiläumsjahr angemessen würdigen. Ein weiteres wichtiges
Ziel sei es, die Jugend wieder mehr für Naturwissenschaften und Technik
zu begeistern, so Fischer. „Dies wäre ganz im Sinne von Johannes
Kepler gewesen.“
Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart, ging auf die Wirkung
ein, die Keplers und Galileis Forschungen bis heute haben. „Mit ihren
Erkenntnissen haben Kepler und Galilei das entscheidende Fundament gelegt,
auf dem Generationen von Forschern aufbauen konnten“, so Ressel. Die
moderne Raumfahrt, die an der Universität Stuttgart eine lange Tradition
hat, gehe in hohem Maße auf Johannes Kepler zurück, und auch die
Technische Optik an der Uni sieht in Kepler einen ihrer Urväter. Prof.
Bernd Engler, Rektor der Universität Tübingen, meinte, dass das Interesse
an der Erforschung des Weltalls nach wie vor hoch sei. In Tübingen, wo
sich Kepler 1589 für ein Theologiestudium eingeschrieben hat, sei der
Bogen von der frühen Phase der Astronomie zur hoch entwickelten Forschung
nachvollziehbar. „Stuttgart und Tübingen verbindet eine gemeinsame
Geschichte zur Erforschung des Weltraumes. Ich könnte mir vorstellen,
dass unsere Kooperation zum Jubiläum ein Modell für zukünftige
gemeinsame Aktivitäten werden könnte“, erklärte Engler.
Staatssekretär Dr. Dietrich Birk, MdL, vom Ministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst lobte das Programm zum Jahr der Astronomie und dankte den
Beteiligten für das gemeinschaftliche Engagement. „Unsere Gesellschaft
braucht mehr Offenheit gegenüber neuen Technologien, und die Veranstaltungen
zum Jahr der Astronomie bieten eine gute Gelegenheit, um sich mit diesen auseinanderzusetzen.“
Kepler im Original lesen
Karl Diller, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der
Finanzen, stellte im Anschluss die neue Zehn-Euro-Silber-Gedenkmünze sowie
die Sonderbriefmarke „400 Jahre Keplersche
Gesetze“ vor, die unter anderem den Vertretern der an der Organisation
des Jubiläumsjahres beteiligten Institutionen als Geschenk überreicht
wurden. Seit Mai ist die Sonderbriefmarke offiziell erhältlich. Prof.
Jörn Wilms von der Universität Erlangen-Nürnberg umriss in seinem
Festvortrag mit dem Titel „Von Kepler bis zur Gravitationswellen-Astronomie“ kurzweilig
und informativ 400 Jahre Astronomiegeschichte. Dabei ging Wilms auch auf die
Astronomie in der Zeit vor Johannes Kepler ein und zeigte so auf, an welchem
Stand der Wissenschaftler seine Forschungen begonnen hat. „Astronom ist
einer der ältesten Berufe der Welt. Himmelsbeobachtungen haben schon immer
eine Rolle gespielt“, erklärte Wilms. Zudem empfahl der Wissenschaftler
den Anwesenden, Keplers Werke im Original zu lesen: „Kepler hat stilistisch
viel schöner geschrieben, als das in unserer heutigen wissenschaftlichen
Literatur der Fall ist“, so Wilms.
Reichhaltiges Veranstaltungsprogramm zum Jahr der Astronomie
|
|
Die Jubiläumsveranstaltungen zum Internationalen
Jahr der Astronomie, die die Universitäten Stuttgart und Tübingen
gemeinsam mit der Kepler-Gesellschaft anbieten, finden in Stuttgart,
Tübingen, Weil der Stadt und Sindelfingen statt. Eines der Kernstücke
der gemeinsamen Aktivitäten ist die öffentliche Vortragsreihe „400
Jahre neuzeitliche Astronomie“, die im Rahmen des Studium Generale
der Universität Tübingen durchgeführt wird und einen Überblick
von den historischen Anfängen der neuzeitlichen Astronomie bis hin
zu aktuellen Erkenntnissen und Entwicklungen in Astronomie, Astrophysik
und Raumfahrt gibt. Ein weiteres Highlight ist die Ringvorlesung des
Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung der Universität
Stuttgart (IZKT), die sich unter dem Titel „Kepler und das Weltbild
des modernen Menschen“ mit unterschiedlichsten Aspekten von Keplers
Wirken befasst. Die Themenpalette reicht von „Schwarzen Löchern
und anderen Sonnensystemen“ (Prof. Hans-Peter Röser, Institut
für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart) über die Musikalität
der astronomischen Harmonie (Dr. Rainer Bayreuther, Halle-Wittenberg),
die Beziehungen von Weltharmonik, Proportionen und der idealen Stadt
(Prof. Helmut Bott/ Prof. Gerd de Bruyn, Fakultät Architektur und
Stadtplanung, Uni Stuttgart) bis zu den literarischen Nachwirkungen Keplers
in Literatur (Prof. Elmar Schenkel, Leipzig) oder Philosophie (Prof.
Volker Bialas, Bayerische Akademie der Wissenschaften). Auch die frühe
Teleskopie als Beispiel für eine neue visuelle Kultur wird aufgegriffen
(Prof. Klaus Hentschel, Historisches Institut, Uni Stuttgart).
|
Plakat zur Ringvorlesung „Kepler und das Weltbild
des modernen Menschen".
(© Sandra Treml 2009) |
|
Ebenfalls im Rahmen der gemeinsamen Aktivitäten ist ein Modell des Stratosphären
Observatoriums für Infrarot Astronomie (SOFIA) der Uni seit März
im Stuttgarter Planetarium zu sehen. Seit Mai zeigt das Sofia-Team zudem im
Rahmen der Ausstellung „Kepler und die Nachwelt“ in Weil der Stadt
Experimente zur Infrarotastronomie. Am 15. Mai staunten die Jüngsten im
Rahmen einer Kinder-Uni mit Prof. Alfred Krabbe über die fliegende Sternwarte
und erfuhren in Form von Theaterszenen, warum Astronomen die Luft ausgeht*).
Und auch beim Tag der Wissenschaft der Universität Stuttgart am 27. Juni
wird sich das Projekt vorstellen. Außerdem werden Lehrerfortbildungen
und Schüler-Workshops sowie im Oktober sogenannte „Science Days“ im
Europapark in Rust angeboten. Für „Sofia“ wird das Jahr 2009
noch aus anderem Grund ein ganz Besonderes werden: Das deutsche Teleskop wird
zum ersten Mal im Flug einen freien Blick auf das Firmament und das Infrarote
Universum haben.
Die Kepler-Gesellschaft hat beim Stuttgarter Theater „Dein Theater“ das
Stück „Himmelsstürmer – Johannes Kepler“ in Auftrag
gegeben, das im April seine Uraufführung in Weil der Stadt hatte und in
Schulen in Baden-Württemberg sowie in den Kepler-Städten Tübingen,
Ulm, Regensburg, Linz, Graz, Prag und Sagan aufgeführt wird. Im März
eröffnete sie gemeinsam mit der Stadt Sindelfingen ein Einsteinlabor,
in dem Physiklehrer ihren Schülern relativistische Effekte vorführen
und an praktischen Beispielen demonstrieren können. In der Erlebnisausstellung „Raumschiff
Somnia“, deren Schirmherr Prof. Ernst Messerschmid vom Institut für
Raumfahrtsysteme ist, können Kinder erleben, wie sich eine Mondlandung
anfühlt. Darüber hinaus werden das ganze Jahr über zahlreiche
Ausstellungen angeboten, die sich teilweise explizit an Kinder und Jugendliche
richten. Abgeschlossen wird das Jahr der Astronomie am 27. November an der
Universität Stuttgart mit einem Vortrag des Astronauten Thomas Reiter,
Vorstand für Raumfahrt am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt,
der über „Die Mission Astrolab –Faszination Raumfahrt“ sprechen
wird.
Für die passende musikalische Umrahmung des Festakts sorgte das Akademische
Orchester der Universität Stuttgart mit der Aufführung des ersten
und dritten Satzes aus der „Jupitersymphonie“ von Wolfgang Amadeus
Mozart. Bei der Abschlussveranstaltung wird das Ensemble erneut „astronomisch“ zu
hören sein - dann mit der Suite „Die Planeten“ von Gustav
Holst. Johannes
Baral/amg
Das Gesamtprogramm finden Sie unter http://www.keplerjahr-iya2009.de/
*) Ein ausführlicher Bericht über die Kinder-Uni zu „Sofia“ folgt
in der Herbstausgabe des unikuriers.
|
|