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Stuttgarter unikurier Nr. 94 Dezember 2004
Kolloquium zum 80. Geburtstag von Richard Eppler:
 
 
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Ein Leben für den Flugzeugbau
 

Mit einem Kolloquium feierte das Institut A für Mechanik im Juni den 80. Geburtstag seines ehemaligen Leiters Prof. Richard Eppler. Mit Modellflugzeugen der Marke Eigenbau führte der Jubilar auf anschauliche und vergnügliche Weise die Gäste zurück zu den Anfängen der Motorfliegerei.

 Mit leisem „Plopp“ landete der filigrane Nachbau eines historischen Gleitvogels auf dem Hörsaalboden am Pfaffenwaldring. Prof. Eppler blickte verschmitzt in die Runde: „Sehen Sie, es fliegt längsstabil.“ Doch bis den Gebrüdern Wright 1903 die ersten motorisierten Flüge glückten - bei einer Flugdauer von 59 Sekunden muss man wohl eher von Sprüngen sprechen - war es ein weiter Weg. Die Stationen und Schwierigkeiten waren Thema des Festvortrags Epplers. Zwei Probleme galt es zu bewältigen: Zum einen müssen Flugzeuge um drei Achsen stabil sein. Vor allem die Stabilität um die Querachse, die so genannte Längsstabilität, bereitete lange Kopfzerbrechen. Da die Auftriebskräfte je nach Anstellwinkel des Flugzeugflügels an unterschiedlichen Stellen angreifen, konnten schon kleine Variationen dieses Winkels zum Absturz führen. Gelöst wurde das Problem, indem die Flieger einen zweiten Flügel bekamen, der so eingestellt wird, dass die Wanderung der gesamten Antriebskraft ihre gefährliche instabile Eigenschaft verliert. Im Zusammenspiel von Höhenleitwerk und Tragfläche findet sich dieses Prinzip bis in den Flugzeugbau unserer Tage.

 
  Richard Eppler

 Problem Nummer zwei war, die Flieger zu steuern. Als wahrer Balancekünstler erwies sich dabei der Flugpionier Otto Lilienthal, der seine Flugapparate durch Schwerpunktverlagerung lenkte. Seine Längs-Instabilität bescherte ihm zwar manchmal unsanfte Bauchlandungen, doch die Botschaft war: „Man kann fliegen.“

 Er hat bekanntlich recht behalten. Die komplexen Wechsel-wirkungen der Strömungskräfte freilich beschäftigen die Luftfahrt bis heute. Prof. Siegfried Wagner vom Institut für Aerodynamik und Gasdynamik verdeutlichte dies in einem Beitrag über Strömungs-Struktur-Wechselwirkungen an Hubschrauberrotoren. Prof. Lothar Gaul, Nachfolger Epplers am Institut A für Mechanik, hielt einen Vortrag zur Simulation und Messung der Schall-wellen-ausbreitung in flexiblen Rohrleitungen infolge von Druckschwankungen. Die vorhandenen Fluid-Struktur-Interaktionen treten in Leitungen für Bremssysteme, für die Kraftstoffzufuhr und in der Verfahrenstechnik auf. Mit der Fluidbeschreibung durch eine neue hybride Randelementmethode führt Gaul das Forschungsgebiet der Panelverfahren seines Vorgängers fort.

 

Hochverdienter Wissenschaftler

Einen Blick auf das Lebenswerk des Jubilars warf der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Engelbert Westkämper. „Prof. Eppler hat sich um die Entwicklung des deutschen Segel- und Motorflugbaus sehr verdient gemacht und viel für sein Institut, seine Fakultät und seine Universität getan.“ Der gebürtige Ulmer, der sich von Jugend an für den Segelflug begeistert hat, habilitierte sich 1959 in Stuttgart für das Fachgebiet Aerodynamik und ein Jahr später an der TU München für Theoretische Strömungsmechanik.

 Nach zwölf Jahren Industrietätigkeit folgte er 1968 dem Ruf der Uni Stuttgart. In teilweise turbulenter Zeit war er bis zu seiner Emeritierung 1989 insgesamt sechs Jahre Dekan der Fakultät Verfahrenstechnik. Sein Motto: Die Universität wird trotz aller Hochschulgesetze erfolgreich arbeiten.

 Für seine national und international anerkannte Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Bundesverdienstorden am Bande.

 Der wissenschaftliche Elan des 80-Jährigen, der bei der Veranstaltung zwei Treppenstufen auf einmal nahm, ist ungebrochen: Erst zwei Monate zuvor begeisterte er beim Emeritierungskolloquium von Prof. Wagner mit neuen Forschungsergebnissen.

Andrea Mayer-Grenu/uk

 

 


last change: 22.12.04 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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