Live-Bands, Freibier und ein Flunky Ball-Turnier standen auf dem Programm der zweitägigen Unithekle-Jubiläumsfeier am 16. und 17. Juni. Bei jazzigen Klängen der Band OnQue fanden sich bereits zum Auftakt am frühen Freitagabend bei bestem Biergartenwetter viele junge Studierende, aktuelle und ehemalige Stammgäste und Teammitglieder ein, um auf das zwanzigjährige Bestehen des Studierenden-Treffs anzustoßen.
„Hier ist es einfach entspannt", so Erstsemesterstudentin Lelia. Nicht nur heute, auch sonst, im Semester-Alltag, ist das Unithekle bei ihr und ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen beliebt. „Das ist hier direkt an der Uni, man muss nicht in die Stadt fahren, wenn man unter der Woche gemütlich etwas trinken will. Wir sagen öfters mal, komm´, lass schnell mal ´rübergehen", ergänzt Sophia, die neben Lelia auf einer der Bierbänke sitzt und sich das bunte Treiben rund um das markante Holzhaus mit der belebten Außentheke und der für die Feier aufgestellten Open-Air-Bühne anschaut.
Bewegte Geschichte
Genau genommen wurde das 20-jährige Bestehen des Unithekles am heutigen Standort gefeiert. Das Wissen, wie alt das Urgestein der studentischen Treffpunkte auf dem Universitätsgelände tatsächlich ist, verliert sich dagegen im Reich der Mythen. Sicher ist so viel: Bis Anfang der 1990er-Jahre gab es eine inoffizielle Studierenden-Kneipe, der die Universität irgendwann den Riegel vorschob. Als Nachfolge entstand ein neuer Treffpunkt. Dieser musste nach der Jahrtausendwende dem Neubau des Internationalen Zentrums weichen. Dann entstand der heutige Bau.
Näheres kann Peter Hübner berichten. „Das Gebäude kündet noch heute davon, dass es mit Liebe und Sorgfalt gebaut wurde", sagt der Architekt, der als Professor für Baukonstruktion vor 20 Jahren mit Studierenden den Bau auf die Beine gestellt hatte. Hübner ist in der Region bekannt als Initiator und Planer kreativer Selbsthilfe-Bauprojekte wie dem Studierenden-Wohnheim „Bauhäusle" und zahlreicher Jugendhäuser. Bei ihm hatte das heimatlos gewordene Unithekle-Team damals ein offenes Ohr für die Idee gefunden, einen neuen Treffpunkt einfach selbst zu bauen.
In nur drei Wochen errichtet
Mit dem Professor im Boot gelang es, das Universitätsbauamt und das Studierendenwerk von dem Projekt zu überzeugen. Was dann passierte, ist bis heute legendär, erzählt Jens Helm. Der ehemalige Architekturstudent und gelernte Zimmermann war einer der fortgeschrittenen Studierenden, die rund 180 Architektur-Erstsemester anleiteten, die in drei Gruppen eingeteilt jeweils eine Woche auf der Baustelle Hand anlegten. Zuvor hatten die Studentinnen und Studenten in Workshops Konzepte und Pläne erstellt. Entscheidender Kniff sei die Konstruktionsweise mit großen Holzplatten gewesen, so Hübner. In zwei Zelten vor Ort fertigten jeweils drei bis fünf Studierende aus Platten und Kanthölzern einzelne Elemente, die dann per Kran an den jeweils vorgesehenen Platz gehoben und montiert wurden. „Wie in einem Kartenhaus stützen sich die einzelnen Elemente gegenseitig", veranschaulicht es Hübner mit einer kleinen Kugelschreiberskizze. „Den Kran haben wir damals extra gekauft", erinnert sich Helm. „In nur drei Wochen stand der Holzbau, im Herbst, bei Sturm und Mistwetter." Das sei nur möglich gewesen, weil alle Beteiligten hoch motiviert und mit Herzblut bei der Sache gewesen waren.
So entstand ein bemerkenswertes Gebäude, übrigens schon damals mit bauökologischen Aspekten. Beispielhaft genannt sei die Wärmedämmung mit eingeblasenen Zelluloseflocken, die heute noch in einem guten Zustand ist. „Und zwar trotz harter Nutzung", unterstreicht Hübner. Auf der Strecke geblieben ist lediglich der Projektname „Unitop", der sich im Sprachgebrauch gegen das gewohnte Unithekle nie durchsetzen konnte.
Mindestens vier Unithekle-Ehen
„Damals fanden sich Freundschaften fürs Leben", sagt Helm, der nach dem Bau jahrelang im Unithekle arbeitete und feierte und heute Architekt in Wiesbaden ist. „Ich habe meinen Studienrhythmus den Öffnungszeiten im Unithekle angepasst", lacht er. „Der Zusammenhalt im Team war super und wir haben heute noch Kontakt."
Eine Konstante auch über die eigene Studienzeit hinaus, das macht auch für Dieter Ruß das Besondere des Unithekles aus. Ruß ist als Geschäftsführer des Betreibervereins Stups e.V. für die Bar verantwortlich und arbeitete schon als Sportwissenschafts-Student 2009 im Team mit. Auch er hebt die große Bedeutung des Treffpunkts für viele Studierende hervor. „Ich weiß von vier Ehen, die aus dem Team hervorgegangen sind!" Auch er und seine Frau, mit der er für einen ruhigen Moment im Feier-Trubel unter dem Vordach im Schatten sitzt, haben sich vor und hinter dem Tresen der Campus-Bar kennen gelernt.
"Hier ist es einfach lässig!"
Was das Unithekle im Jahr 2023 auszeichnet? „Wir sind eine Holzinsel mit Biergarten auf dem Campus, gemütlich, immer noch mit stabilen Preisen und mit verlässlichen Öffnungszeiten." Aktionen wie die 3-Liter-Bezwinger-Foto-Wand haben Kultstatus. Neben dem Bar- und Biergartenbetrieb veranstaltet das Team Partys zu Semester- und Jahresbeginn. Am Wochenende kann man das Unithekle mieten. „Wir sind gut gebucht, von der Hochzeit bis zum 60. Geburtstag", berichtet Ruß. Und vor allem ist das Unithekle immer noch eine Bar von Studierenden für Studierende. Hinter der Theke oder in der Küche: Das Unithekle bietet einfache, unkomplizierte Job-Möglichkeiten, inklusive Anschluss an ein Team, in dem Freundschaften fürs Leben entstehen – heute genauso wie früher.
Studienanfänger Noa, der mit einem Jubiläums-Freibier unweit der Bühne im Schatten sitzt, ist überrascht, als er hört, dass die Bar von Studierenden selbst gebaut wurde. "Das hätte ich nicht gedacht!" Wie auch immer, er bringt das Unithekle so auf den Punkt: "Hier ist es einfach lässig!"