Worin liegt das wahre Potential von Diversität und Inklusion? – Darüber sprach Dr. Ksenia Keplinger auf Einladung von Prof. Monilola Olayioye, Prorektorin für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversity der Universität Stuttgart. Rund 70 Personen nahmen beim Online-Vortrag am 14. Dezember teil. Sie diskutierten noch im Nachgang engagiert weiter. Keplinger ist Nachwuchsgruppenleiterin des Max Planck Instituts für Intelligente Systeme. Dort verantwortet sie den Bereich für Organisationsführung und Diversität. Als Wirtschaftswissenschaftlerin mit Schwerpunkt auf Finanzierung und Controlling nebst Berufserfahrung in der IT-Branche blickt sie mit spezifischem Blick auf das Thema. Im Vortrag verwies sie so auch auf den ökonomischen Nutzen, wenn Unternehmen auf diverse Teamstrukturen setzen. Nachweislich stiegen dadurch nicht nur Wohlbefinden, Kreativität und damit Produktivität von Arbeitnehmenden, sondern auch einzufahrende Gewinne, ein Imagegewinn inbegriffen. Ohne soziale Faktoren zu vernachlässigen gelang es Keplinger, das Schlagwort „Diversity“ von moralisierenden Konnotationen zu lösen und als unabdingbaren Baustein für zukunftsfähige Unternehmen herauszustellen.
Worin besteht dieses Potential, das meistens längst nicht ausgeschöpft ist? – Vielfältige Menschen können vielfältige Perspektiven einbringen. In einem diversen Team führt das dazu, dass Probleme schneller gelöst werden. Wer erlebt, dass man die eigene Perspektive gleichwertig einbringen darf und in der eigenen Einzigartigkeit geschätzt wird, arbeitet mit mehr Motivation, mehr Gesundheit und mehr Erfolg. Keplinger führte dazu hilfreiche Statistiken an. StartUps, in denen ergänzend auch Frauen im Gründerteam seien, hätten demnach mit weniger Finanzeinsatz mehr Erfolg. Ein Unternehmen, das sichtbar macht, dass in ihm unterschiedliche Menschen arbeiten, sei außerdem für einen größeren Pool potentieller neuer Beschäftigter attraktiver. Das bedeutet: Wenn beispielsweise jemand vor einer möglichen Bewerbung sieht, dass beim künftigen Arbeitgeber niemand mit der eigenen Hautfarbe arbeitet, sinkt das Identifikationspotential und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt zur Bewerbung kommt. Damit geht eine große Zahl an Spitzenkräften verloren.
„Bei Diversity geht es nicht darum, wie wir uns unterscheiden. Bei Diversity geht es darum, die Einzigartigkeit des Anderen anzunehmen,“ zitierte Keplinger den Autor und Redner Ola Joseph. Bevor es zu einer Annahme der bzw. des Anderen, einer Inklusion, kommen könne, müsse man sich dennoch der Unterschiede und auch eigener Stereotypisierung bewusstwerden. „Diversity“ bezieht sich dabei auf alle Felder, auf denen Menschen sich unterscheiden können – Alter, Gender, sexuelle Orientierung, Nationalität oder Gesundheit. Auch „Lifestyle“ sei ein Differenzierungsmerkmal, sichtbar an unterschiedlichen Werten, nach denen gelebt wird. Das Gegenteil von Vielfalt, die Gleichförmigkeit, zöge für Keplinger eine ziemlich langweilige Welt nach sich: „Alle um mich herum wären genauso wie ich“. In dieser Welt würde das Potential von Diversität nicht genutzt. Die einzelnen Puzzleteile, mit denen Keplinger die Verschiedenheit der Menschen verglich, ergeben erst zusammengesetzt ein erfolgreiches Ganzes.