Der Schüler*innen-Wettbewerb PlaNeT SimTech 2023 ist Geschichte. Im Finale am 24. Juni setzt sich das Team der Taipei European School um Elias Stein, Ion Skalamera, Aaron Stein und Luca Fontaine gegen die Konkurrenz durch und bringt den Titel damit in diesem Jahr nach Taiwan – all das unter den Augen des Teams der Neumayer-Station III des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, das live aus der Antarktis ins Finale zugeschaltet wurde. Das Team aus Taiwan siegt damit knapp vor Kento Ono, Jean-Michel Bergerhausen, Issey Gabric und Mathieu Birindelli-Dior der Deutschen Schule Tokyo Yokohama aus Japan. Den 3. Platz erkämpfte sich das all-girls-Team mit Ainoa Claes, Helen Wery, Anne-Sophie Müller und Lilly Viktoria Grumm des Gymnasiums Ottobrunn in Bayern. Der Publikumspreis, der in dieser Form zum ersten Mal vergeben wurde, geht ebenfalls nach Ottobrunn. Im Finale kämpften außerdem die Teams des Max-Born-Gymnasiums Backnang, der Pestalozzi Schule Argentinien und des Justinus-Kerner-Gymnasiums Weinsberg.
Die Aufgabe
Beeindruckend, kreativ und wissenschaftlich wohl durchdacht – all das haben die Lösungsansätze der Gewinnerteams des PlaNeT SimTech Finales gemeinsam. Nachdem die Teams deutscher Schulen aus dem In- und Ausland beim PlaNeT Day am 25. März die diesjährige Wettbewerbsaufgabe
Auf der deutschen Forschungsstation „Neumayer III“ in der Antarktis überwintern typischerweise 10 Personen. Die Versorgung erfolgte bisher über Schiffe und Flugzeuge. Deutschland möchte aber gerne im Zuge der allgemeinen Erhöhung der Benzin- und Dieselpreise die Belieferung ändern, und setzt dazu auf long distance Schleudern / Katapulte, bei denen die „geschleuderten“ Güter keinen eigenen Antrieb besitzen. Das Ziel ist es, den Nahrungsmittelvorrat für eine Überwinterung zu der Station „zu schleudern“. Wie kann das realisiert werden?
bearbeitet und nach nur sieben Stunden ihre Ergebnisse eingereicht hatten, hatte die Jury bestehend aus den Wissenschaftler:innen Andrea Barth, Dominik Göddeke, Niels Hansen und Benjamin Unger des Exzellenzclusters SimTech der Universität Stuttgart eine schwierige Aufgabe vor sich. Sie mussten entscheiden wer im Finale seine Ergebnisse und Lösungsansätze in einem Video möglichst kreativ dem Publikum per Livestream präsentieren durfte. Von der Quizshow über den Kampf um den letzten Pudding, falsch berechnete Kapselflugbahnen, wissenschaftlichen Projektmeetings – ohne die obligatorische Kaffeetasse – bis hin zum nachvollziehbaren Vergleich mit einem Schuss über ein Fußballfeld war alles dabei.
„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Wir sind jedes Jahr wieder überrascht und freuen uns, wie viel Potential da in den Schulen steckt und wie strukturiert, überlegt und gewitzt die Schülerinnen und Schüler an die Wettbewerbsaufgabe herangehen. Und besonders toll zu sehen ist, wie gut und kreativ sie ihre Ergebnisse am Ende dann auch noch präsentieren können. Das ist jedes Mal wieder ein Fest, das zu beobachten“, freut sich Wettbewerbsinitiatorin und in diesem Jahr auch Moderatorin Maren Paul nach dem Wettbewerb.
Die Gewinnerteams
Die Beurteilung der Jury:
Diese Arbeit war in allen Bereichen sehr beeindruckend: Quellenarbeit, Ansatz, Präzision der Ausarbeitung, Integration der Kosten, Variabilität, es war alles da, was wir uns als Jury gewünscht haben. Ihr habt gezeigt, dass ihr ein aktuelles Paper, in der kurzen Zeit finden, verstehen und auch übertragen konntet, und das lernt man normalerweise erst im Studium. Und deshalb ist es auch nicht schlimm, dass euer Ansatz am Ende, wie ihr selbst sagt, nicht umsetzbar ist: Das passiert in der Forschung manchmal. Ihr diskutiert alles kritisch, und eure Arbeit ist wahrhaft wissenschaftlich. Und als I-Tüpfelchen habt Ihr sogar das Video unter eine creative commons Lizenz gestellt, und auch nicht vergessen, die notwendigen Quellenangaben ins Video zu integrieren.
Die Freude und Überraschung über den Sieg war dem Team bei der anschließenden Liveschalte ins Gesicht geschrieben.
2. Platz: Team 2886
Kento Ono, Jean-Michel Bergerhausen, Issey Gabric, Mathieu Birindelli-Dior
Deutsche Schule Tokyo Yokohama, Japan
Die Beurteilung der Jury:
Hier ist der Lösungsvorschlag tatsächlich am realistischsten umsetzbar, das hat uns beeindruckt: Entscheidend ist, die „Lieferung“ auf mehrere Katapultschüsse aufzuteilen, und einen hybriden Ansatz aus einem Katapult und einer Flugphase zu verfolgen. Die Arbeit ist sehr gut verständlich geschrieben und gut strukturiert. Super war auch die explizite Auflistung der Modellannahmen und die Berücksichtigung von „Sicherheitspuffern“ bei konkreten Werten bspw. für den Kalorienbedarf. Das zusammengestellte Nahrungsmittelpaket ist zudem sehr vielfältig, wenn auch nicht vegetarisch oder gar vegan. Gut war auch, dass ihr euch am Ende sogar noch Gedanken machen konntet, um das Projekt „grün“ zu gestalten.
3. Platz: Team 4884
Ainoa Claes, Helene Wery, Anne-Sophie Müller, Lilly Viktoria Grumm
Gymnasium Ottobrunn, Deutschland
Die Beurteilung der Jury:
Zunächst hat uns die Form beeindruckt, die schriftliche Arbeit war sehr gut strukturiert. Hervorragend war auch, dass ihr euch auf wesentliche Dinge konzentriert habt, so habt ihr beispielsweise die Zusammenstellung der Nahrungsmittelpakete nicht aufwendig diskutiert, sondern einfach mit einer Referenz gearbeitet – genau so macht man das in der Wissenschaft. Dadurch hattet ihr bei der eigentlichen Aufgabe genug Zeit, um Varianten durchzuspielen, und beispielsweise eine längere Rechnung flugs in Java zu programmieren. Weil reproducible science gerade ein wichtiges Thema ist, freut es mich besonders, dass ihr sogar den Quelltext des Programms zur Verfügung gestellt habt. Das nennt man open science und ist vorbildlich. Im Video und in der Arbeit wurde auch deutlich, dass ihr euren Ansatz kritisch diskutiert und hinterfragt habt – auch das ist essentiell in der Wissenschaft.
Auch Kalle Braun, Rosa Sommer, Julian Eisenhardt und Emanuel Stein vom Justinus-Kerner-Gymnasium Weinsberg kämpften um die Krone. Genauso wie Sarah Krautter, QianZhi Xia, Inara Maguire und Matthias Reinhardt vom Max-Born-Gymnasium Backnang und Sara Comas, Milagros Ruiz Lodwig und Zoe Augspach der Pestalozzi Schule Argentinien. Sie alle hatten tolle Ansätze und Beiträge mussten sich am Ende aber knapp geschlagen geben.
Publikumsvoting
Neben der Krönung der Sieger durch die Jury, kam den Zuschauer*innen die Aufgabe zu, das beste, witzigste und kreativste Video zu prämieren. Im Publikumsvoting für das beste Video im Finale setzte sich das Team aus Ottobrunn durch, die so nicht nur den 3. Platz des Wettbewerbs erreichten, sondern gleich doppelt absahnten.
Fazit
„Das Niveau der Teilnehmenden ist so hoch. Ich bin jetzt in der ein oder anderen Form schon seit der ersten Auflage 2015 dabei und es ist immer wieder faszinierend zu sehen wie die Fragen umgesetzt werden. Mit dem Upgrade des Wettbewerbs in zwei Runden und dem Science Slam im Finale hat der Wettbewerb enorm an Reiz gewonnen und die Teams machen es uns einfach jedes Jahr so schwer, weil wirklich so viel Arbeit drinsteckt. Vor allem der Weitblick, den einige Teams in diesem Jahr an den Tag gelegt haben, war enorm. Reproduzierbare Daten, Open Science, Creative Commons – das sind alles Schlagworte, die uns in der Wissenschaft umtreiben und die Schülerinnen und Schüler greifen das mit so einer Selbstverständlichkeit auf. Das ist großartig“, unterstreicht Moderator und Jurymitglied Dominik Göddeke.
Gratulation an alle Teams zum Einzug ins Finale. Ein besonderer Glückwunsch geht an die Siegerteams, die sich nun über 500 EUR bzw. 250 EUR für die Plätze zwei und drei sowie 100 EUR für den Publikumspreis freuen können.
Dank geht an alle teilnehmenden Teams, die betreuenden Lehrer und Lehrerinnen und natürlich an Markus und Lukas vom Überwinterungsteam der Neumayer-Station III!