Forscher arbeiten an Maßnahmen für ein attraktiveres Berufsbild in der Intralogistik

Wenn’s der Mensch (nicht) packt

Forschung Erleben

Forscher arbeiten an Maßnahmen für ein attraktiveres Berufsbild in der Intralogistik.

Bisher werden Logistiksysteme vor allem unter Berücksichtigung von technischen Aspekten geplant und richten sich weniger nach den Bedürfnissen des Menschen. Wissenschaftler des Instituts für Arbeitswissenschaften (IAT) der Universität Stuttgart und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) wollen das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation verbessern.

Bücken, laufen, strecken, schwere Ware hochheben, verpacken und weiter zum nächsten Regal. Bis zu 15 Kilometer läuft ein Kommissionierer täglich während seiner Arbeitszeit im Lager. Pausen sind Mangelware. „Das Personal stößt bei der Arbeit in der Intralogistik an Grenzen – körperlich und in puncto Konzentration“, sagt Dr. Dirk Marrenbach, der gemeinsam mit Dr. Martin Braun für das Projekt Präventive Prinzipien und Methoden der alters- und marktgerechten Arbeitssystemgestaltung in der Intralogistik (PREVILOG) verantwortlich ist. Die Intralogistik umfasst das Fördern, Lagern, Kommissionieren und Verpacken von Waren innerhalb eines Unternehmens. Die Arbeitsplätze sind überwiegend unattraktiv, die Löhne niedrig. Ein hoher Krankenstand und permanenter Personalmangel sind in der Branche weit verbreitet.

Hier setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt PREVILOG an. Das IAT und das IAO versuchen gemeinsam, Arbeitsgestaltungs-maßnahmen auf Seiten der Ergonomie, Organisation und Verhaltensprävention in der Intralogistik so aufzubauen, dass das System besser abgestimmt wird. „Ziel ist es, die Jobs attraktiver zu machen“, sagt Marrenbach.

Bei älteren Mitarbeitern lässt zum Beispiel das Sehvermögen nach. Deshalb statten wir Arbeitsplätze mit einem besseren Licht und einer Lupe aus.

Dr. Martin Braun, Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

Roboter sind (noch) keine Lösung

Denn die Arbeiter in der Intralogistik durch Roboter zu ersetzen, sei in naher Zukunft nicht möglich. „Der Mensch bleibt in diesem Bereich aufgrund seiner Flexibilität vorerst unverzichtbar. Er denkt mit und kann auf Anweisungen schnell reagieren.“ In einem ersten Schritt haben Sven Schuler und seine Kollegen vom IAT die vorhandenen Arbeitssysteme analysiert. Sie haben ein Analyseinstrument entwickelt, mit dem sie die Belastung und die Beanspruchung von Arbeitssystemen in der Intralogistik ermitteln können. Basierend auf den Ergebnissen der Analyse setzt das IAO die daraus abgeleiteten Maßnahmen in den Betrieben um.

„Zurzeit befinden wir uns in der Pilotphase“, so Marrenbach. Ein Partner benötige zum Beispiel neue Arbeitsplätze, habe aber nur wenig Platz. „Dort organisieren wir eine neue Raumaufteilung.“ Dabei gehe es um konkrete Fragen wie: Wo sollen die Regale aufgestellt werden, damit niemand anstößt? Das Projekt zielt auch darauf ab, erfahrene
Mitarbeiter und deren Fachwissen langfristig an das Unternehmen zu binden. „Bei älteren Mitarbeitern lässt zum Beispiel das Sehvermögen nach. Deshalb statten wir Arbeitsplätze mit einem besseren Licht und einer Lupe aus“, erklärt Braun. Wie erfolgreich die Maßnahmen sind, werden die Evaluierungsergebnisse bis zum Ende des Projekts im Juli 2019 zeigen.

Bettina Künzler

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