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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
International anerkannter Forscher:
Vor 50 Jahren promovierte Alfred Seeger
 

Zu einem besonderen Ereignis hatte am 22. März die Fakultät für Physik der Universität Stuttgart geladen: Vor nunmehr 50 Jahren erlangte Prof. Dr. Dr. h.c. Alfred Seeger, Emeritus für Festkörperphysik und langjähriger Direktor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Metallforschung, seinen Doktortitel. Nun stand die feierliche Erneuerung des Doktordiploms für den international anerkannten Forscher an.

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Das Doktordiplom nach 50 Jahren erneuert: Gratulation
von Uni-Rektor Dieter Fritsch für Alfred Seeger (links).
(Foto: Eppler)

Zwei große Schalen, randvoll gefüllt mit bunten Ostereiern, zierten das Podium - „Symbol für die wissenschaftliche Fruchtbarkeit von Alfred Seeger“, wie Prof. Dr. Hans-Rainer Trebin, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Theoretische und Angewandte Physik, den Festgästen erklärte. Ein Ei für jede der rund 650 wissenschaftlichen Publikationen, die ein breites Spektrum abdecken: Von den solitonischen Eigenschaften der partiellen nichtlinearen Enneper-Differentialgleichung, die heute als Sine-Gordon Gleichung bekannt ist, erstrecken sie sich über die Theorie atomarer Fehlstellen mit Anwendung auf Bestrahlung fester Körper und Diffusionsvorgänge bis hin zur Quantentheorie und Elektronentheorie des Ferromagnetismus, dem Widerstandsrauschen in dünnen Metallfilmen, der Theorie und den Experimenten zur Kernspinresonanz und ultrareinen Metallen. 

Besserer Weitblick als ein Sterndeuter
Trebin bewunderte den Weitblick des „neu ernannten Doktors“, dessen Vorhersagen zu „90 Prozent eintreten- besser als bei einem Sterndeuter“, und würdigte dessen Beitrag zum regen Austausch in Lehre und Forschung zwischen dem MPI für Metallkunde und dem Physikalischen Institut. Mit seinem Arbeitsstil von rund zwölf Stunden pro Tag habe der 1927 in Stuttgart geborene Alfred Seeger große Anforderungen an sich und an seine Mitarbeiter gestellt, berichtete Physikdekan Prof. Dr. Ulrich Weiß. Neben vielen eigenen Publikationen entstanden unter seiner Anleitung über 200 Diplomarbeiten und rund 180 Promotionen.

Promotion mit 24 
Nach dem Abitur studierte Seeger an der TH Stuttgart und promovierte am 20. März 1951 mit gerade mal 24 Jahren zum Dr. rer. nat. Diesem Tempo konnten seine Studienkollegen nicht folgen, erinnerte sich der Laudator Prof. Dr. Otto G. Folberth, ehemaliger Direktor für Wissenschaft IBM Deutschland und Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der Kollege Seeger ist ihm als aufmerksamer Zuhörer bei den Vorlesungen in Erinnerung, der Fragen von überzeugender Intelligenz stellte. „Mit seinen Arbeiten war er schon fertig, wenn sich andere erst den Einstieg überlegten.“ Trotzdem sei er kein verschlossener Primus gewesen, sondern stets hilfsbereit und als Leiter der Fachschaft für Physik eine große Hilfe für die jüngeren Studierenden. 

Glücksfall für die Uni
An der Bristol University arbeitete Alfred Seeger nach seiner Promotion mit Pionieren der modernen Festkörperphysik zusammen. 1954 habilitierte er sich in Stuttgart im Fach Physik, lehrte anschließend an der University of Cambridge und folgte - „zum Glück“, wie Uni-Rektor Prof. Dr.-Ing. Dieter Fritsch betonte - 1959 dem Ruf an den neu geschaffenen Lehrstuhl für Festkörperphysik an der TH Stuttgart. Seeger habe weltweit auf die Universität Stuttgart aufmerksam gemacht, sagte der Rektor, wovon unter anderem die Ehrenmitgliedschaft und die Goldmedaille des Japan Institute of Metals und der Deutsch-afrikanische Alexander von Humboldt-Preis zeugen. 
Prof. Dr. Alfred Seeger, der von 1956 bis zu seiner Emeritierung auch Direktor des Instituts für Physik am MPI für Metallforschung war, konnte an seinem Festtag abschließend nur feststellen: „50 Jahre sind rasch herum gegangen, es gab immer mehr zu tun, als man machen konnte - Langeweile gab es nicht.“

Julia Alber

 


last change: 12.12.01 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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