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Michael Held

 
  Michael Held    

Michael Held

Am 14. August 2007 starb ganz unerwartet im Alter von 58 Jahren der Leiter des Universitätsbauamts, Michael Held. - Als ich ihm im September 2005 das Amt übergeben konnte, war ich mehr als froh: keiner war für die Nachfolge geeigneter als er. Seit vielen Jahren hatte er sich als Planungsleiter im Pfaffenwald  mit einer ganzen Reihe ausgezeichneter Bauten schon einen Namen als Architekt gemacht. "Architektur von Amts wegen steht nicht im allerbesten Rufe, ( … ) weil ihre Produkte kaum über gebautes Mittelmaß hinauskommen. Eine Ausnahme war Michael Held", schrieb Amber Sayah in der Stuttgarter Zeitung in einem Nachruf.

   Dass er seine Fähigkeiten in der Bauverwaltung voll entfalten konnte, war so selbstverständlich nicht. Schon Lothar Späth hatte der Bauverwaltung eine Schrumpfkur verordnet: planen sollten die Freien Architekten, die Bauämter sich mit der Rolle des Bauherren begnügen. Seit Mitte der 1980er Jahre planten auch im Pfaffenwald fast nur noch freie Büros.

   Diesen Trend noch einmal aufzuhalten und umzukehren wurde nur möglich durch die desolate Haushaltslage nach der Wiedervereinigung und – mit Michael Held. Mit ihm konnte man wagen, das Heft wieder selber in die Hand zu nehmen. Solange die Personalkosten des Amtes nicht aus Projektmitteln bestritten wurden, konnten bei Eigenplanung die Baukosten um die Höhe der eingesparten Fremdhonorare gesenkt werden. Das schlug in Zeiten knappen Geldes spürbar zu Buche. Und je mehr sich die Universität mit eigenen Mitteln am Hochschulbau beteiligte, umso stärker wurde ihr Interesse an dieser Einsparmöglichkeit. Manche Baumaßnahme wäre – wenn überhaupt – erst sehr viel später zur Realisierung gelangt.

   Aber mehr als Argumente zählt Erfolg. Und der stellte sich ein mit der Zufriedenheit der Nutzer, der Anerkennung des Gebauten und der Auszeichnung mit Architekturpreisen. Mit jedem Bau nahm das verbreitete Unbehagen an der zweck- und kostenoptimierten Betonarchitektur ab und machte wachsender Zustimmung Platz. Prof. Günter Pritschow beklagte als Rektor, dass das von standardisierter Typenbauweise beherrschte Erscheinungsbild des Campus dem „Fiskus“ als Bauherrn und seinem Grundsatz der Sparsamkeit zwar alle Ehre mache, nicht aber den „lebendigen Geist“ einer Universität widerspiegele. Seine  Nachfolger konnten beobachten, dass man mit jedem neuen Haus der Wunschvorstellung näher kam,  der Campus könnte zur gebauten Visitenkarte der Universität werden.

   Unter Michael Held entstanden im Laufe der Jahre unter anderem 1991 das Institut für Geodäsie im Bauwesen, 1994 die Versuchsanlage zur Grundwasser- und Altlastensanierung VEGAS, 1997 der zweite Bauabschnitt der Elektrotechnik,  2001 das Gebäude für die Institute Institut für die Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb und Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, 2003 der Informatikneubau, 2004 das Höchstleistungsrechenzentrum und 2007 der Neubau für die Mikrosystemtechnik.

   Von den zahlreichen Umbauten im Bestand sind die Cafeteria in der Mensa und das Prüfungsamt im Naturwissenschaftlichen Zentrum 2 hervorzuheben. Entscheidenden Anteil hatte er auch an der Gestaltung der "Freien Mitte Süd".

   Trotz enger Verwandtschaft der Programme – immer ging es um Büros, Labore, Seminarräume, Hörsäle und Versuchsstätten – gleicht doch kein Haus dem anderen.

   Jeder Entwurf führte zu einer anderen Lösung. Selbst Gutbewährtes zu wiederholen, wäre ihm eine vertane Chance gewesen. Ihn reizte das Immer-Neue: der Umgang mit neuen Stoffen und Techniken, die Minimierung des Aufwands und die Erzielung ungewohnter Wirkung. Gemeinsam ist allen Gebäuden die konsequente Durchgestaltung: von ihrer lässigen  Einbettung ins Gelände über die Eleganz der Fassaden bis  zum ambitionierten Detail. Nirgends blieb es nur bei der Erfüllung des Programmauftrages und der Lieferung des Nur-Praktisch-Funktionalen. Überall suchte er die Trivialität des Sachlichen zu überspielen und zu überhöhen: durch Inszenierungen aus Licht und Glanz, Farb- und Materialwirkungen, irritierende Spiegelungen und überraschende Durchblicke. Flure wurden zu Wandelgängen, Teeküchen zu Straßencafes, Innenhöfe zu Luftschlössern und Phantasieräumen und Treppenhäuser boten verblüffende Raumerlebnisse. Nirgends nur trockene Prosa, - überall eingestreut poetische Metaphern. Der Gang durch die Informatik zeigt es auf Schritt und Tritt.

   Seine Häuser sind von ganz eigener Art: ungewöhnlich und doch selbstverständlich, lapidar und zugleich sophisticated, raffiniert aber unprätentiös. Um die beste Wirkung zu erreichen, suchte er die Zusammenarbeit mit kongenialen Ingenieuren, Landschaftsplanern und Künstlern: Werner Sobek, Karl Bauer, Pfrommer und Röder und Harald F. Müller waren seine Partner. Alle Arbeiten zeigen, dass enge Kostenvorgaben der Phantasie keine Grenzen setzen müssen und dass Architektur sich nicht in der Banalität des Zweckrationalen erschöpft.

   Noch einmal Amber Sayah: „Michael Held war ein Glücksfall für die Universität“ – und ich füge hinzu: auch für die Bauverwaltung und das Universitätsbauamt.

   Der Universität und ihrem Bauamt wäre zu wünschen gewesen, dass er die Reihe ausgezeichneter Bauten noch um die schon projektierten hätte verlängern können:  das neue Raumfahrtzentrum, die Erweiterungen des HLRS und der Hochschule der Medien, das Zentrum für Fertigungstechnik und schließlich einen Neubau bei der Bibliothek im Stadtgarten, wo er zuletzt noch die Vision eines bei Tag und Nacht golden schimmernden Schreins entworfen hatte.

   Sein Tod ist ein schwerer Verlust. Was bleibt,  sind sein ansehnliches Werk und seine vorbildliche Haltung – als Erbe und Auftrag.

Klaus Schmiedek,
Leiter des Universitätsbauamtes von 1990-2005

 

 

 

 

 
 
 

 

 

last change: 20.12.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart