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„Er war schon damals ein tüchtiger Student“, erinnert sich Prof. Alfred Seeger, Emeritus für Festkörperphysik, an seinen akademischen Schüler Gerhard Ertl. Heute ist der einstige Physikstudent an der früheren Technischen Hochschule, der heutigen Uni Stuttgart, Emeritus des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin und bekam im Oktober den Nobelpreis für Chemie sowie den Otto-Hahn-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker zuerkannt.
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Gerhard Ertl
(Foto: Fritz-Haber-Institut) |
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Die Akademie der Wissenschaften in Stockholm verlieh Ertl den Nobelpreis für seine Studien von chemischen Verfahren auf festen Oberflächen. Seine Arbeit erkläre maßgeblich die chemischen Prozesse, die sich auf festen Oberflächen abspielen, hieß es in der Begründung. „Ich freue mich über diese hohe Auszeichnung für Sie, in der Ihr wissenschaftliches Wirken in ganz besonderem Maße gewürdigt wird“, gratulierte Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel dem prominenten Alumnus der Uni in einem persönlichen Glückwunschschreiben. „Dass Sie das Rüstzeug Ihrer Exzellenz in Stuttgart erworben haben, zeigt die hohe Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung hier bei uns vor allem in den Naturwissenschaften.“
Ertl hat von 1955 bis 1957 an der TH Stuttgart Physik studiert, setzte sein Studium anschließend in Paris und München fort und legte 1961, zurück in Stuttgart, am Max-Planck-Institut für Metallforschung seine Diplomarbeit zum Thema „Eine Temperatursprung-Methode zur Untersuchung schneller Reaktionen mit Hilfe eines Mikrowellen-Impulses“ vor. Anschließend folgte der junge Physiker seinem Doktorvater Prof. Heinz Gerischer an die Technische Universität München, wo er 1965 mit einer Dissertation über die Kinetik der katalytischen Oxidation von Wasserstoff promovierte. Es folgten Stationen als Professor an der TU München, an der TU Hannover, an der Ludwig Maximilians Universität München sowie – unterbrochen durch mehrere Forschungsaufenthalte in den USA – als Direktor des Instituts für Physikalische Chemie des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. 2004 wurde der bereits vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler emeritiert. Das Forschungsinteresse von Gerhard Ertl galt dem Studium elementarer Schritte von chemischen Oberflächenreaktionen und der Struktur von Adsorbaten. Ein Schwerpunkt war die Oxidation von Kohlenstoffmonoxid zu Kohlenstoffdioxid an Einkristalloberflächen. Sein Ziel war das Verständnis von Mechanismen in der heterogenen Katalyse. Von besonderer Bedeutung sind seine Veröffentlichungen zum Mechanismus der Ammoniaksynthese. Neben der Grundlagenforschung an Modellkatalysatoren hatte Gerhard Ertl stets ein Interesse an realen Katalysatoren. Zusammen mit Helmut Knözinger und Jens Weitkamp, dem Leiter des Instituts für Technische Chemie der Uni Stuttgart, gab er 1997 eine fünfbändige Enzyklopädie zum Thema „Heterogene Katalyse“, ein Standardwerk auf diesem Gebiet, heraus. Im Februar 2008 erscheint die zweite Auflage, jetzt in acht Bänden und zusätzlich mit Ferdi Schüth als Herausgeber. „Die Arbeit an diesem gewaltigen Werk, die sich über drei Jahre erstreckte, war ein einmaliges Erlebnis und die reine Freude - nicht zuletzt dank der großartigen Forscherpersönlichkeit Gerhard Ertl“, sagt Prof. Weitkamp „Wir wussten, dass er mehrfach für den Nobelpreis nominiert worden war und spürten bei unseren Herausgebersitzungen, dass der ganz große Erfolg kommen würde.“
Die diesjährige Auszeichnung ist nicht der erste Nobelpreis für Stuttgarter Absolventen. Zuletzt erhielt 1998 der Physiker Horst Störmer, der 1977 an der Universität Stuttgart promoviert hat, diese begehrte Auszeichnung für Physik.
zi/amg
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