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Spacewalk – it´s all but not a walk > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Besuch aus dem All

Der Applaus war phantastisch, die Zuhörer begeistert vom „Besuch aus dem All“. Auf ihrer Postflight-Tour machten Thomas Reiter, Jeffrey Williams, Pavel Vinogradov und Mikhail Tyurin am 20. Juni Station an der Uni Stuttgart. Der Hörsaal 53.01 auf dem Vaihinger Campus war übervoll, das Interesse, aus erster Hand etwas vom Leben und Arbeiten in der Internationalen Raumstation (ISS) zu erfahren, übergroß.

Ein halbes Jahr zuvor schwebte der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter noch im Weltraum, am 7. Dezember 2006 im Rahmen eines nicht ganz störungsfreien Inflight-Call (wir berichteten) gar für kurze Zeit an der Wand von Hörsaal 53.01: Prof. Ernst Messerschmid, der stellvertretende Direktor des Instituts für Raumfahrtsysteme, führte die Zuhörer kurz in die Vorgeschichte der Veranstaltung ein. Und nun sitzt Thomas Reiter also leibhaftig in eben diesem Hörsaal. 171 Tage, von Juli bis Dezember 2006, hat er an Bord der ISS verbracht, 1995 schon ein halbes Jahr auf der Mir-Station. Jetzt findet er sich 1.000 jungen Menschen gegenüber, die sich für die Raumfahrt begeistern, und sagt: „Ich bin überwältigt“.

Keine Zeit für Sightseeing

Viele beeindruckende Bilder haben die vier weltraumerprobten Männer mitgebracht und sie wissen viel zu erzählen, von tollen Starts und heftigen Landungen, von Andockmanövern und auch von den langen Vorbereitungen für einen rund sechseinhalbstündigen Außenbordeinsatz in monströsen Anzügen. „Das ist alles andere als ein Spaziergang“, betont der Amerikaner Jeffrey Williams, und nicht mal den schönen Anblick der Erde könne man dabei genießen, da die simpelsten Dinge viel Zeit in Anspruch nehmen. Wie günstig sich die fehlende Schwerkraft dagegen an Bord auswirken kann, demonstrieren im Video der russische Kosmonaut Pavel Vinogradov, der seine Arbeit einfach mit einer in der Luft hängenden Taschenlampe beleuchtet, und Thomas Reiter, der kiloschwere Teile mit dem kleinen Finger transportiert. Viele, auch medizinische Experimente wurden an Bord der ISS durchgeführt. So soll zum Beispiel die Untersuchung der Stickoxidkonzentration im Blut dabei helfen, Vorhersagen für Herzerkrankungen zu treffen und Tests die Wirkung der Weltraumstrahlung auf das Zentrale Nervensystem dokumentieren.

  Im Gegensatz zu seinem Aufenthalt an Bord der Mir hat Thomas Reiter die ISS viel imposanter erlebt und auf der 60 Meter langen Station könne man „viel Spaß haben“, erzählt er. Sein halbes Jahr im Weltraum sei „wie im Flug vergangen“. „Es war ein gutes Team. Wir sind Freunde geworden“, sagt Mikhail Tyurin und Jeffrey Williams spricht von einem lachenden und einem weinenden Auge beim Abschied. Da ist einerseits die Rückkehr zur Familie, andererseits sind da die Kollegen, die man verlässt. Als Höhepunkte der nächsten Zukunft benennt Thomas Reiter den Start des auf der Ariane-5 beförderten autonomen Transportfahrzeuges „Jules Verne“ sowie den Start des Forschungslabors Columbus. Die Industrie mehr mit an Bord zu bringen, fände Reiter schön, sei die ISS doch eine hervorragende Plattform, ob für die Erkundung neuer Technologien oder etwa zum Testen neuer Materialien für den Strahlenschutz und lebenserhaltender Systeme.

 
 

Thomas Reiter und seine Kollegen

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Leibhaftige Astronauten trifft man nicht jeden Tag. Thomas Reiter und seine Kollegen faszinierten das Publikum. (Foto: Eppler)

 

Vom Mond zum Mars und zurück zur Erde

Zunächst zum Mond und dann weiter zum Mars, das ist die Devise. Wenn es nach Thomas Reiter ginge, sollte sich Europa dabei durchaus engagieren und sich auch Gedanken über ein Nachfolgemodell des Spaceshuttles machen, denn „Redundanz in der internationalen Raumfahrt ist wünschenswert“. Während Reiter beim Flug zum Mars auch auf China setzt, sind seine Kollegen aus den USA und Russland skeptisch. Die Chinesen seien selbstständig und „zurzeit nicht gerade kooperativ“, merkt Pavel Vinogradov an.

  Die ersten Stunden zurück auf der Erde „waren alles andere als lustig“, gesteht Thomas Reiter, „da muss man die Freuden der Schwerelosigkeit büßen“. Dennoch würde der 49-Jährige immer wieder ins All starten. Doch das ist eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher wird sich da seine zum Abschied geäußerte Hoffnung erfüllen: „Vielleicht kann ich eines Tages im Fernsehsessel sitzend erleben, wie einer von Ihnen auf dem Mond steht.“

  Wie im Flug vergeht auch die Zeit im Hörsaal. Nicht immer ist die Vortragsreihe „Raumfahrt aus Leidenschaft“ so gut besucht, in der „leidenschaftliche Personen über leidenschaftliche Themen berichten“, merkt zum Abschluss Prof. Hans-Peter Röser, der Direktor des Instituts für Raumfahrtsysteme, an und weist darauf hin, dass die Reihe während der Vorlesungszeit vierzehntägig, dienstags von 17.30 bis 19.00 Uhr, stattfindet

Julia Alber

 

 

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