Als Modell im Maßstab 1:4 können Prof. Rudolf Voit-Nitschmannn und die Diplomingenieure Steffen Geinitz und Len Schumann vom Institut für Flugzeugbau „Hydrogenius“ schon präsentieren. Mitte 2010, so hoffen sie, wird sich das doppelsitzige Leichtflugzeug mit seinen 18 Metern Spannweite und acht Metern Länge in die Lüfte erheben – die Chancen stehen gut, dass es weltweit das erste bemannte Brennstoffzellenflugzeug sein wird. Die Designkriterien für „Hydrogenius“ waren: Keine Emission von Schadstoffen, ein nahezu lautloser Betrieb, geringster Energiebedarf, ein unkompliziertes und sicheres Handling sowie vergleichbare Flugleistungen zu ähnlichen Flugzeugen. Dank der Luft/Wasserstoff-Brennstoffzelle entsteht bei „Hydrogenius“ als Abgas lediglich Wasserdampf, sein Elektromotor arbeitet sehr leise, umgerechnet auf eine Tankfüllung Benzin wird er gerade mal einen Liter auf 100 Kilometer pro Passagier benötigen und auch die Reichweite von rund 700 Kilometern bei einer Reisegeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern beeindruckt.
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Brennstoffzellenflugzeug „Hydrogenius“
(Foto: Institut)
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Maßgeschneiderte Konstruktion
So ein Flugzeug baut man nicht einfach, indem man eine Brennstoffzelle integriert. „Wir bauen das Flugzeug um die Brennstoffzelle herum“, erklärt daher Len Schumann das „maßgeschneiderte Konzept“. Hinter den zwei Plätzen für die Piloten, die nebeneinander angeordnet sind, findet sich – in Schwerpunktnähe – der große, flexible Einbauraum für das Brennstoffzellen- und Tanksystem. Der Elektromotor, der bei vergleichsweise geringen Drehzahlen arbeitet, sitzt direkt im Leitwerk und treibt einen wirkungsstarken Propeller an. Störungsfrei gelangt die Luftströmung zu ihm und wird danach nur durch das Seitenleitwerk abgebremst. „Wir wollen zeigen, was mit der Brennstoffzellentechnologie alles geht“, sagt Voit-Nitschmann, und nennt „Hydrogenius“ ein „Leuchtturmprojekt“, um die Einsatztauglichkeit moderner Brennstoffzellensysteme unter komplexen Rahmenbedingungen zu demonstrieren. Denn, wenngleich die Brennstoffzellentechnik aufgrund ihres höheren Gewichts und größeren Tankvolumens bei Verkehrsflugzeugen wohl nie als Antrieb realisiert werde, so sei sie doch zum Beispiel durchaus für die Bordstromversorgung denkbar.
Kreative Flugzeuge „Made in Stuttgart“
Mit der Entwicklung und Realisierung kreativer Flugzeuge haben die Stuttgarter Wissenschaftler schon im Rahmen des Solarflugzeugs icaré II Erfahrung gesammelt ( wir berichteten). Anfang 1990 an der Uni Stuttgart gebaut, wurde es mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist noch heute das weltweit leistungsfähigste bemannte Solarflugzeug. Das „Hydrogenius“-Team unter der Leitung von Rudolf Voit-Nitschmannn besteht derzeit aus Steffen Geinitz, der für den Antriebsstrang inklusive Tanksystem verantwortlich ist, Len Schumann, der sich dem Flugzeugentwurf und der Konstruktion widmet, sowie fünf Studenten, die sich im Rahmen ihrer Studien- oder Diplomarbeiten mit verschiedenen Themen beschäftigen. Und natürlich werden noch viele weitere Studierende die Chancen haben, mitzuarbeiten und hautnah die Entwicklung eines Hightech-Flugzeuges zu erleben.
Gesucht: Sponsoren
Einziges Problem, bevor mit dem Bau des Brennstoffzellenflugzeugs begonnen werden kann – die Finanzierung des Projekts muss geklärt sein. Mit ihrer Machbarkeitsstudie haben die Stuttgarter Wissenschaftler zwar 2006 den mit 12.000 Euro dotierten Berblinger-Preis der Stadt Ulm gewonnen, Professor Artur Fischer, Ehrensenator der Uni Stuttgart, unterstützt „Hydrogenius“ mit 100.000 Euro und die Uni selbst sowie ein Dienstleistungsunternehmen aus der Region Stuttgart steuern je 50.000 Euro bei – dennoch ist es noch ein weiter Weg, bis die geschätzten 1,6 Millionen Euro zusammengetragen sind. Voit-Nitschmannn hofft daher auf eine Wiederholung dessen, was er schon bei der Finanzierung des Solarflugzeugs icaré erlebt hat: „Das Problem war der Anfang, später wollten noch sehr viele auf den fahrenden Zug aufspringen“. Immerhin, eine vergleichbare Werbeplattform gibt es so schnell nicht wieder: 2011 soll „Hydrogenius“ beim Flugwettbewerb des Berblinger-Preises antreten und, wie schon gesagt, die Chancen stehen gut, dass es das erste bemannte Brennstoffzellenflugzeug sein wird, das sich dann in die Lüfte erhebt.
Julia Alber
Hydrogenius bei der Sonntagsmatinee
Wer sich über den Stand der Arbeiten für das Brennstoffzellenflugzeug informieren möchte, hat dazu auch bei der Sonntagsmatinee unter dem Motto „Stuttgart zu Gast in der Universität“ Gelegenheit: Am 3. Februar 2008 um 11.00 Uhr wird Prof. Rudolf Voit-Nitschmann unter dem Titel „Hydrogenius – Fliegen mit der Brennstoffzelle“ das Projekt vorstellen. Der Vortrag findet im Uni-Bereich Stadtmitte im Hörsaal 17.02 in der Keplerstraße 17 statt.
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KONTAKT |
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Institut für Flugzeugbau
Prof. Rudolf Voit-Nitschmann
Tel. 0711/685-62770
Fax 0711/685-62065
Fax 0711/685-63596
email: RVN@ifb.uni-stuttgart.de
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> > www.ifb.uni-stuttgart.de/hydrogenius
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