Zudem sei der Prozess der Schärfung des Forschungsprofils und der Neustrukturierung der Universität nun weitgehend abgeschlossen. Handlungsbedarf sieht Wolfram Ressel vor allem bei der weiteren Entfaltung und Stärkung ihrer Forschungsexzellenz in interdisziplinären Kooperationsnetzwerken und -programmen mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen am Standort Stuttgart, der Verbesserung der internationalen Sichtbarkeit und der verstärkten Konzentration auf zentrale Zukunftsthemen.
Wolfram Ressel betonte, dass die Universität Stuttgart die beiden Projekte mit jeweils 20 Prozent der Fördersummen – 6,5 Millionen Euro jährlich in den nächsten fünf Jahren für den Exzellenzcluster und jeweils eine Million jährlich für die Graduiertenschule – zusätzlich aus dem Uni-Budget unterstützt. Er bedauerte, dass das dritte Stuttgarter Projekt, die Graduiertenschule zur Festkörperforschung (Advanced Solid State Science) nicht bewilligt wurde; diese solle mit einer universitären Anschubfinanzierung von 100.000 Euro auf den Weg gebracht werden.
Exzellenzcluster SimTech
„Die Simulationstechnik ist in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts unentbehrlich geworden“, sagte der Sprecher des Forschungsverbunds, Prof. Wolfgang Ehlers vom Institut für Mechanik (Bauwesen). Simulationstechnik durchdringe alle Lebensbereiche, von der Wissenschaft an Universitäten und Forschungseinrichtungen über den Wissenstransfer in die Industrie bis hin zum gesellschaftlichen und sozialen Leben. Auch der ökonomische Erfolg hänge wesentlich von Innovationen ab, die nur mit den Methoden der Simulationstechnik möglich seien. In dem Verbund werden nun die wissenschaftlichen Methoden und Techniken auf allen Gebieten der Modellierungs- und Simulationstechnik weiterentwickelt. Die beteiligten Wissenschaftler werden unter anderem Methoden entwickeln, die von einer empirisch dominierten Materialbeschreibung zu simulationsbasiertem Design neuer Werkstoffe mit maßgeschneiderten Hightech-Eigenschaften führen oder die vollständig virtualisierte Entwicklung von Prototypen und Fabrikanlagen erlauben. Eine große Vision der beteiligten Forscher ist die Entwicklung eines Menschmodells vom Crash-Dummy bis zur Zellebene. Operationen könnten so präziser vorbereitet werden, erläuterte Ehlers. Als Beispiel aus der Umwelttechnik nannte er die CO2-Speicherung in tiefen Erdschichten.
Von der Fördersumme sollen drei W3-Professuren, bis zu 13 Juniorprofessuren mit bis zu zwei Doktoranden, sieben Post-doc-Stellen und 72 Promotionsvorhaben finanziert werden. Vier Juniorprofessuren werden Tenure-Track erhalten, also die Aussicht auf Übernahme in eine W3-Professur. „Der Cluster Simulation Technology wird auch exzellenten jungen Wissenschaftlern Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen, wie sie sonst nirgends geboten werden“, sagte Prof. Ehlers. Eine Graduiertenschule wird eingerichtet sowie ein Elitestudiengang auf Bachelor- und Masterebene für bis zu 30 Studierende pro Jahrgang. „Ich bin sehr froh“, ergänzte Ehlers, „dass auch die Industrie und die mittelständische Wirtschaft große Bereitschaft zeigen, an der Transfer-Unit des Clusters mitzuwirken, um den Austausch
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu intensivieren. Insbesondere freue ich mich“, betonte er, „dass die Daimler AG und die Firma Bosch jeweils eine Juniorprofessur stiften und damit wesentlich zum Erfolg des Clusters beitragen.“
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www.simtech.uni-stuttgart.de/
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Beste Arbeitsbedingungen für den
Führungsnachwuchs bietet die
Graduiertenschule.
(Foto: JFF) |
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Graduiertenschule: Neue Konzepte für die Produktion
Die Produktionstechnik ist einer der tragenden Wirtschaftsbereiche in Baden-Württemberg. Hier werden doppelt so viele Maschinen gebaut wie in den USA. Die Unternehmen benötigen höchste Qualifikationen im Management und in der Technik, um ihre Spitzenpositionen zu erhalten und auszuweiten und sie benötigen Forschung als Wegbereiter von Innovationen. Hier setzt die Graduiertenschule „Advanced Manufacturing Engineering“ an. Sie will als Kaderschmiede den Führungsnachwuchs für Forschung und Wirtschaft heranzuziehen.
Die Schule folgt einem innovativen Konzept – dem Stuttgarter Unternehmensmodell für Wandlungsfähigkeit, das Wissenschaftler aus dem Maschinenbau, der Informatik und der Betriebswirtschaftslehre hier entwickelt haben. Ziel sind hocheffiziente, wandlungsfähige Fabriken sowie neue Konzepte für die Produktion. „Wir brauchen nicht nur Spezialisten, sondern auch Generalisten, die in der Lage sind, komplexe Zusammenhänge in Technik und Management zu beherrschen“, sagte der Sprecher der Schule, Prof. Engelbert Westkämper, der in Personalunion das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Uni Stuttgart und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung leitet. Grundlagenforschung und Anwendung fließen hier zusammen. Das hat bereits viele Industrieunternehmen der Region begeistert und sie werden sich
mit Stipendien an der Schule beteiligen. Viele wollen hoch qualifizierte Absolventen aus Technik, Informatik und Betriebswirtschaft früh an die Unternehmen binden und im Dualen System der Schule auf Führungsaufgaben vorbereiten. „Wir sind überzeugt, dass das Arbeiten mit den Hidden Champions der Region zu einer Qualifikation führen wird, die an keiner anderen Universität der Welt erreichbar ist“, betont Prof. Westkämper.
Die Wissenschaft kommt nicht zu kurz, denn gerade die Produktionstechnik hält grundlegende Fragestellungen bereit. Das Gebiet umfasst sowohl die Erforschung der Fertigungsprozesse als auch die Entwicklung neuartiger Maschinen und Anlagen, den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechniken, die Gestaltung menschlicher Arbeit oder die sozialen Bedingungen von Arbeit sowie das strategische und operative Management.
Neben drei Fakultäten der Uni sind die Fraunhofer-Institute für Produktionstechnik und Automatisierung - IPA sowie für Arbeitswirtschaft und Organisation - IAO beteiligt. Die Graduiertenschule wird ihr eigenes Promotionsrecht erhalten. Durch Beteiligungen der Wirtschaft und Fraunhofer-Instituten sollen die Stipendiaten von 30 auf insgesamt 60 ausgebaut werden. Für die wissenschaftlichen Arbeiten der Graduiertenschule steht schon jetzt eine Lernfabrik*) zur Verfügung.
Julia Alber/zi
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www.gsame.de und
www.lernfabrik-aie.de
*) Die Lernfabrik
stellen wir im folgenden Artikel vor.
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