Ihren Ursprung hatte die Photogrammetrische Woche 1909 in dem von Carl Pulfrich organisierten „Ferienkurs in Photogrammetrie". Damals wie heute sollte die Veranstaltung Wissenschaftlern, Entwicklern und Praktikern die Möglichkeit geben, gemeinsam über Innovationen in ihrem Forschungsbereich zu diskutieren. Heute genießt die Tagung, die seit 1973 in zweijährigem Turnus an der Universität Stuttgart stattfindet, internationale Anerkennung.
Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltungsschwerpunkte beschäftigten sich die Beiträge der in- und ausländischen Experten vor allem mit „Digitale Bilddatenerfassung – Stärken und Schwächen", „Geokodierung Photogrammetrischer Bilddaten“und „Photogrammetrie für Jedermann".
Auf dem Weg zu einer virtuellen Welt
Wie sehr sich die Photogrammetrie dabei inzwischen in unserem Alltag wiederfindet, zeigte etwa der Vortrag „The Microsoft Virtual Earth Project“ von John Curlander. „Virtual Earth", so Projektleiter Curlander, sei ein Einstieg in das dreidimensionale Internet und damit nicht weniger als ein „visionärer Ansatz dazu, was wir glauben, wohin sich das Internet entwickeln wird“ – nämlich zu einer komplett dreidimensionalen, virtuellen Welt. Das ehrgeizige Ziel der Entwickler ist dabei die Abbildung der kompletten Welt bis auf 0,5 Zentimeter genau. Als ersten Schritt dorthin haben sie sich die Erfassung von 3.000 Städten in fünf Jahren gesetzt. Alleine dieses Jahr sollen es 500 Metropolen, vor allem in den USA, Großbritannien und England, aber auch in Deutschland, sein. Eines der größten Probleme bei der Umsetzung des Projekts ist allerdings noch immer, die riesigen Datenmengen so zu komprimieren, dass der normale Benutzer die 3D-Modelle problemlos nutzen kann.
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Ein hochaufgelöstes
Bild der Stadt Houston.
(Quelle: Institut für Photogrammetrie) |
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Dass gewisse Qualitätsstandards für die Umsetzung virtueller Atlanten unabdingbar sind, unterstrich der Beitrag „Quality Control of 3D Geospatial Data“von Dr. Volker Walter, Forschungsleiter für Geoinformatik am IfP. Da Datenerfassung bei Projekten wie „Virtual Earth“etwa 90 Prozent der Kosten ausmache, müssten sich die Standards vor allem auf die teilweise noch immer schlechte Datenqualität konzentrieren, um eine zufriedenstellende Nutzung zu gewährleisten. Walter riet, sich dabei auf drei Gruppen von Qualitätsstandards zu konzentrieren: die Interoperabilität von Programmen, deren Modellierungsaspekte und automatische Updates. Besonders eine bessere Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen und die Angleichung von Modellierungsformaten führe, zum Beispiel durch den Wegfall von Konvertierungen, zu einer Kostenreduzierung und zur Verbesserung der Datenqualität.
Insgesamt stellte sich die Photogrammetrie erneut als faszinierende Disziplin und die Tagung als einmalige Plattform für den Austausch über die neuesten Entwicklungen innerhalb des Fachbereichs dar. Man darf also gespannt sein, was die Experten in zwei Jahren präsentieren werden, wenn sie nach Stuttgart zurückkehren und den 100. Geburtstag der Photogrammetrischen Woche feiern. Zusammenfassend stellte Prof. Dieter Fritsch als Organisator fest: „Die Photogrammetrische Woche hat offensichtlich weltweit einen Standard im Technologietransfer gesetzt – dies belegen die ansteigenden Teilnehmerzahlen wie auch Internationalität."
Simon Rentschler
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