bild-mit-logo
unilogo Universität Stuttgart
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Uni-Kurier >>>> Forschen >>>>

 
 

Abwasserbehandlung mit Tropfkörpern unter hohen Temperaturen >>>>>>>>>>>>>>>>

Kläranlagen für heiße Länder

Sauberes Wasser ist in vielen armen Ländern eines der drängendsten Probleme überhaupt. Wissenschaftler am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Uni suchen nach Wegen, wie die in Europa weit verbreitete Abwasserreinigung mit Tropfkörpern auch in Entwicklungsländern mit heißem Klima sinnvoll eingesetzt werden kann.

Abwasserreinigung
  Versuchs-Tropfkörper
In Deutschland, wie hier in Sindelfingen, ist die Abwasserreinigung mit
Tropfkörpern ein gewohntes Bild. Wissenschaftler des ISWA wollen sie
auch für Entwicklungsländer mit heißem Klima interessant machen.
  Halbtechnischer Versuchs-Tropfkörper im Lehr- und Forschungsklärwerk
der Uni Stuttgart. (Fotos: Institut)

Bei der Tropfkörpertechnik rieselt das zu reinigende Wasser über einen Verteiler in ein Becken, das mit Luftöffnungen versehen und mit einem durchlässigen Material gefüllt ist. Die kontinuierliche Zufuhr von Nährstoffen ermöglicht das Wachstum von Mikroorganismen. Diese bleiben an der Oberfläche des Füllmaterials haften und bilden einen Biofilm, mit dessen Hilfe die organischen Substrate im Wasser abgebaut werden. Eine unbegrenzte Zufuhr von organischen Nährstoffen und Sauerstoff lässt jedoch auch den Biofilm wuchern. Dies kann zu Verstopfungen und zu Einschränkungen der Belüftung führen. Dabei entstehen sauerstofffreie Zonen, was Geruchsbelästigungen und eine schlechte Abbauleistung nach sich zieht. Hohe Temperaturen beschleunigen unter anderem das Wachstum der Mikroorganismen und verschärfen diesen Effekt. Die europäischen und amerikanischen Bemessungsansätze für die Auslegung von Tropfkörperanlagen sind jedoch auf gemäßigte Temperaturen ausgelegt und berücksichtigen klimatische Unterschiede bisher nicht. Überträgt man diese Ansätze auf Entwicklungsländer mit heißem Klima, führt dies zu überdimensionierten – und teuren – Anlagen.

Um diese Lücke zu schließen und die Abwasser-Behandlung mit Tropfkörpern unter hohen Temperaturen zu untersuchen, errichteten die Wissenschaftler des ISWA mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung auf dem Gelände des Lehr- und Forschungsklärwerks der Uni Stuttgart einen halbtechnischen Tropfkörper in einer Klimakammer. Mit einer speziellen Klimatechnik beziehungsweise mit Hilfe von Wärmeaustauschern werden die Lufttemperatur bei 30 Grad und die Abwassertemperatur bei 25 Grad gehalten. Um den Vergleich verschiedener Füllmaterialen zu ermöglichen, experimentierten die Wissenschaftler mit Lavaschlacke sowie mit Kunststoffmaterial. Bei der Auswertung der Versuche zeigte sich unter anderem, dass alleine bei der Elimination von Kohlenstoff eine Reduzierung von mindestens 60 Prozent des Tropfkörpervolumens möglich ist. Durch diese Einsparung besteht die Möglichkeit, günstigere Tropfkörperanlagen in Ländern mit warmen Klimaten aufzubauen. Zudem ist das Verfahren einfach, zuverlässig und erzeugt kaum Verschleißteile. Dadurch ist die Technik für den Einsatz in Entwicklungsländern besonders gut geeignet. amg

KONTAKT
___________________________________________________

Fabio Pressinotti
Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft,
Arbeitsbereich Abwassertechnik
Tel. 0711/685-65445,
Fax 0711/685–63729
e-mail: fabio.pressinotti@iswa.uni-stuttgart.de

 

zurueck Zurück