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Bioenergie und Nachhaltigkeit >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Grenzen der Hoffnung

Energie aus pflanzlichen Rohstoffen, so genannte Bioenergie, soll als Brennstoff in Öfen, Kraftwerken oder Fahrzeugen einen wichtigen Beitrag zur klimaverträglichen Energieversorgung leisten. Legt man die jedoch Ziele einer nachhaltigen Entwicklung als Maßstab zugrunde, ist ihr Potenzial beschränkter, als viele annehmen. So das Fazit des Gutachtens „Energie aus Biomasse: Potenziale und Empfehlungen für Baden-Württemberg“, das der Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg (NBBW) am 11. April an Umweltministerin Tanja Gönner übergab. Hauptautor ist Prof. Giselher Kaule vom Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Uni.

Energie aus pflanzlichen Rohstoffen leistet einen
zunehmenden Beitrag zur klimaverträglichen Energieversorgung.
Berücksichtigt man die Nachhaltigkeit, ist das Potential
jedoch begrenzt. (Foto: Evonik New Energies)

Bioenergie

Eine nachhaltige Steigerung des Energieanteils aus Biomasse - hierzu gehören neben den viel diskutierten Lieferanten wie Getreide, Raps und Mais zum Beispiel auch Restholz - wäre nur mit erheblichen zusätzlichen Anstrengungen möglich und an verschiedene Bedingungen geknüpft, so Kaule. „Nach unseren Schätzungen ist eine Erhöhung des Biomassepotenzials bis zum Jahr 2020 um circa 60 Prozent möglich. Eine weitere Steigerung würde zu Konflikten mit den Nachhaltigkeitszielen der Landesregierung führen.“ Das Gutachten kommt denn auch zu dem Schluss, dass die Pläne der Landesregierung, den Anteil von Biomasse an der Energieerzeugung von fünf auf acht Prozent des Primärenergieeinsatzes zu erhöhen, hart an der Grenze des im Rahmen der Nachhaltigkeit noch Machbaren liegen. Eine solche Steigerung würde große Investitionen sowie den Import von Biomasse aus anderen Bundesländern oder dem Ausland erfordern.

Doch auch strukturelle Rahmenbedingungen schränken das tatsächlich nutzbare Potenzial ein. „Die kleinteilige Struktur unserer Landwirtschaft und das dezentrale Aufkommen von Restholz und Landschaftspflegegut erschweren die Bereitstellung von Biomasse für die Energieerzeugung. Außerdem sind Weidetiere auf der Suche nach Nahrung weitaus besser als Arbeiter dazu prädestiniert, ungleichmäßig verstreutes Material in Schutzgebieten zu verwerten“, so Kaule weiter. Zur Verwertung von Restmaterial wären der Aufbau von Organisations- und Kooperationsstrukturen auf regionaler Ebene sowie zielgerichtete Förderprogramme notwendig. Dazu kommt, dass durch den ungebremsten Flächenverbrauch von täglich 9,4 Hektar der Biomasseproduktion Flächen entzogen werden. Importe könnten die Lücke schließen. Diese sollten aber an vergleichbare Nachhaltigkeitsstandards gebunden werden und sind daher ebenfalls begrenzt.

Grüne Ampel für Restholz, rot für Mais und Getreide
Ergänzend zu den Potenzialabschätzungen führte der NBBW eine differenzierte Bewertung der verschiedenen Kulturarten und Anbauverfahren im Hinblick auf ihre Eignung als Energieträger durch. Je nach Typ können der Energieertrag pro Flächeneinheit und die Beeinträchtigung von Umweltmedien und des Natur- und Artenschutzes sehr unterschiedlich sein. Problematisch ist bei vielen Kulturarten auch der Anspruch an nährstoffreiche Böden, die damit der Nahrungsmittelproduktion entzogen werden. Uneingeschränkt zu empfehlen sind Reststoffe aus der Forst- und Landwirtschaft sowie Landschaftspflegegut. Diese erhielten in der Bewertung eine grüne Ampel, während es für Kulturen wie Raps, Mais, Getreide und Zuckerrüben aufgrund ihrer schlechten Energiebilanz und/oder ihres Anspruches an hochwertige Böden eine rote Ampel gab. uk

Das Gutachten kann bei der Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitsbeirats, Tel. 0711/685-83261, angefordert oder unter
>>>> http://www.nachhaltigkeitsbeirat-bw.de abgerufen werden.

KONTAKT
___________________________________

Prof. Giselher Kaule
Institut für Landschaftsplanung und Ökologie
Tel. 0711/685-83380
Fax 0711/685-83381
e-mail: gk@ilpoe.uni-stuttgart.de

 

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