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Stochastische Modelle für regionale Szenarien >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Globale Erwärmung, lokale Vorhersage
Wie wirkt sich der weltweite Klimawandel auf die Antriebskräfte
für Prozesse in einzelnen Gewässern wie etwa am Rhein
oder am Bodensee aus? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler
des Instituts für Wasserbau im Rahmen des Projekts Bodensee-Online
und des EU-Projekts „ENSEMBLES“ (ENSEMBLE-based Predictions
of Climate Changes and their impacts).
Auf weltweiter Ebene kann
die zukünftige Entwicklung des Klimas mit Hilfe globaler Zirkulationsmodelle
inzwischen relativ gut berechnet werden. Die Frage, ob die Überschwemmungen
und Hitzewellen der letzten Jahre tatsächlich Anzeichen einer
Klimaänderung sind und ob mit solchen Extremereignissen künftig
häufiger zu rechnen ist, lässt sich jedoch nur mit großen
Unsicherheiten beantworten. Möchte man gar ganz konkret wissen,
wie sich die Situation beispielsweise in Überlingen am Bodensee
entwickelt, stoßen die Modelle an Grenzen, da ihre Auflösung
zu grob ist und sie teilweise auch mit systematischen Fehlern befrachtet
sind. Für Maßnahmen in Sachen Hochwasserschutz oder
zur Sicherung von Trinkwasserspeichern wären aber gerade solche
regionalen Daten entscheidend.
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Wettermodelle
im Vergleich: Während im linken Modell für eine
Fläche von 500 auf 500 Kilometern dasselbe Wetter
angezeigt wird,
differenziert das höher auflösende
Modell rechts nach Flächen von 180 auf 180 Kilometern.
(Grafik: Schär/ETH Zürich) |
Gewisse Aufschlüsse auf die
regionale Entwicklung gibt die Analyse der Zeitreihen von meteorologischen
Beobachtungen, wie sie im Rahmen des EU-Projektes „Stardex“ (Statistical
and Regional Dynamical Downscaling of Extremes for European Regions)
unter der Leitung von Prof. András Bárdossy, Inhaber
des Lehrstuhls Hydrologie und Geohydrologie am Institut für
Wasserbau, durchgeführt wurden. Im Mittelpunkt standen Niederschlags-
und Temperaturzeitreihen im Einzugsgebiet des Rheins, wobei neben
Durchschnittswerten auch Indizes von Extremen auf unterschiedlichen
Zeit- und Raumskalen untersucht wurden. Änderungen dieser
Zeitreihen zeigen, dass insgesamt alle Jahreszeiten wärmer
geworden sind. „Es gibt einen klaren Trend nach oben“,
sagt Bárdossy. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede
in den einzelnen Monaten. So steigen die Temperaturen im August
signifikant stärker an als im Jahresmittel, was die Wasserflächen öfter
austrocknen lässt. „Wenn die Verdunstungen fehlen, kann
sich die Luft noch stärker aufheizen.“ Was die Niederschläge
betrifft, so lassen die Zeitreihen trockenere Sommer mit häufigeren,
zeitlich begrenzten Starkregen sowie feuchtere Winter erwarten.
Zusammen mit der temperaturbedingten Abnahme des Schneeanteils
an der Alpennordseite muss daher mit einem beschleunigten Abfluss
des Wassers sowie mit einer Zunahme von Hochwassersituationen gerechnet
werden.
Zunahmen der Niederschlagsmengen und -spitzen
sowie die temperaturbedingte Abnahme des Schneeanteils lassen
am Bodensee eine Zunahme von Hochwassersituationen befürchten.
(Foto: Institut für Seenforschung)
Einflussfaktor Wind
Von besonderer Bedeutung, bisher jedoch
kaum untersucht, ist die Änderung des Windfeldes am Bodensee.
Dieses beeinflusst den Energieeintrag in das Gewässer, der
durch die Reibung des Windes an der Wasseroberfläche verursacht
wird und für die Entstehung und die Höhe der Wellen verantwortlich
ist. Entscheidend hierbei ist neben der Windstärke auch die
Dauer eines Sturmes. „Es braucht eine gewisse Zeit, bis eine
ein große Wassermenge wie am Bodensee in Bewegung kommt“,
erklärt Bárdossy. Im Rahmen des Projekts „Bodensee-Online“ wurden
Modelle entwickelt, die das interne Verhalten des Sees (Wellen,
Durchmischung, Strömungsverhältnisse, Wasserqualität)
berechnen können. Änderungen der Antriebskräfte
führen zwangsläufig zu Änderungen der Prozesse.
Messungen bei Konstanz und Friedrichshafen lassen darauf schließen,
dass sich die Windverhältnisse am Bodensee bereits verändert
haben, wobei die Entwicklung je nach Lage und Windrichtung uneinheitlich
ist. Um aus globalen Szenarien wie Höhenwindmodellen lokale
Aussagen ableiten zu können, setzten die Wissenschaftler auf
das so genannte Downscaling. Bei dieser Methode werden grobe Skalen
auf feinere „umgerechnet“, die die lokalen Feinheiten
berücksichtigen. Dabei wird eine typische Großwetterlage
mit ihrem spezifischen Wetter nach bestimmten Mustern klassifiziert.
Vergleicht man nun aktuelle Beobachtungen in einem regionalen Raum
mit diesen Klassen, so lassen sich daraus lokale Szenarien ableiten.
Ziel der Wissenschaftler ist ein stochastisches Modell, das typische
Zeitreihen der möglichen Zukunft beschreibt. amg
KONTAKT
___________________________________________________
Prof.
András Bárdossy
Institut für Wasserbau, Lehrstuhl
für Hydrologie und Geohydrologie
Tel. 0711/685-64663
Fax 0711/685-64681
e-mail: Andras.Bardossy@iws.uni-stuttgart.de
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