Studie zum gesellschaftlichen Engagement von Familienunternehmen
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Tu’ Gutes und sprich nicht darüber
Familienunternehmen sehen sich in der gesellschaftlichen
Verantwortung und gehen sie aktiv an. In der Kommunikation ihres
Engagements handeln sie jedoch eher nach der Devise „Tu’ Gutes
und sprich nicht darüber“. Zu diesem Ergebnis kam eine
Studie von Prof. Henry Schäfer vom Betriebswirtschaftlichen
Institut der Uni Stuttgart im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen
und der Bertelsmann Stiftung.
Das gesellschaftliche Engagement
von großen Publikumsgesellschaften ist unter dem Schlagwort ‚Corporate
Social Responsibility’ in der öffentlichen Diskussion
mittlerweile gut präsent. Dagegen sind die Initiativen von
Familienunternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung und in
der Forschung unterbelichtet. Vor diesem Hintergrund untersuchten
die Stuttgarter Wissenschaftler das Ausmaß, die Strukturen
und die Motive des in Deutschland gelebten gesellschaftlichen Engagements
von Familienunternehmen. Demnach geben rund 95 Prozent der Familienunternehmer
die eigenen Überzeugungen als Hauptantriebsfeder an, gefolgt
von ethischen Aspekten, dem Ziel, die Mitarbeiter zu motivieren
oder die Arbeitsatmosphäre zu verbessern. Bemerkenswert ist
die Nennung persönlich prägender Erlebnisse des Unternehmers
selbst als Anstoß zu Initiativen und Aktivitäten. Hier
besteht ein deutlicher Unterschied zu der Ausrichtung multinationaler
Publikumsgesellschaften, deren Aktivitäten sich häufig
an den Forderungen des Kapitalmarkts orientieren: Für das
gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen spielen finanzielle
Größen wie Kosten oder Erlöse mit nur 23 Prozent
der Nennungen eine untergeordnete Rolle.
Überzeugung zählt:
Motive des gesellschaftlichen Engagements
von Familienunternehmen.
(Grafik: Bertelsmann Stiftung)
Familienunternehmer engagieren
sich häufig dort, wo die staatlichen Kapazitäten erschöpft
sind oder bei Themen, die bisher nicht ausreichend in der Öffentlichkeit
wahrgenommen werden. „Typisch ist, dass gesellschaftliches
Engagement aus dem direkten Umfeld der Unternehmer geboren wird“,
betont der Leiter der Studie, Prof. Henry Schäfer. Dabei reicht
die Vielfalt der Maßnahmen von der Förderung eines Technikmuseums über
die Einrichtung eines Betriebskindergartens bis hin zum Neubau
eines Gemeindehauses in der Stadt.
Verkannte Bildungsförderer
Überrascht
zeigte sich Schäfer über die herausragende Bedeutung
des Bildungssektors, für dessen Förderung 84,7 Prozent
votierten. Konkret gefördert werden Kooperationen mit Schulen,
Universitäten und Museen sowie Aus- und Weiterbildungsangebote
für Mitarbeiter. An zweiter Stelle rangieren soziale Leistungen,
gefolgt vom Umweltbereich und dem Tätigkeitsfeld „Gesundheit“ (37,3
Prozent). Rund eine halbe Million Euro ist den untersuchten Familienunternehmen
ihr gesellschaftliches Engagement im Mittel wert. Die Hälfte
der Befragten wird dies sogar noch ausweiten. Dabei sind die Aktivitäten
und ihre Umsetzung den meisten Unternehmen wichtiger als die Kommunikation
darüber. Der Einsatz von Dokumentationen sowie Umwelt-, Sozial-
und Nachhaltigkeitsberichte wird am ehesten genutzt, deutlich seltener
setzt man auf Veranstaltungen oder das Internet. uk
KONTAKT
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Prof.
Henry Schäfer
Betriebswirtschaftliches Institut, Abt. III
Tel. 0711/685-86001
Fax 0711/685-86009
e-mail: h.schaefer@bwi.uni-stuttgart.de
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