Unbemanntes Kleinflugzeug am Institut für Raumfahrtsysteme
gelandet >>>>>>>>>>>>>
Adlerblick auf Umweltschäden
Er ist ungewöhnlich groß, fliegt ferngesteuert und
soll aus der Luft die Umweltdaten von natürlichen Oberflächen
wie Wiesen und Wäldern erfassen: Im März wurde am Institut
für Raumfahrtsysteme (IRS) im Rahmen einer Vortragsveranstaltung
der „Stuttgarter Adler“ eingeweiht. Das außergewöhnliche
Kleinflugzeug wurde von Studierenden des IRS unter der Betreuung
von Institutsleiter Prof. Hans-Peter Röser und Prof. Rudolf
Voit-Nitschmann und in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Flugzeugbau entworfen und konstruiert.
Kleinflugzeug mit großen Dimensionen:
Der „Stuttgarter Adler“.
Kombiniert
mit anderen „Plattformen“ des
IRS soll das unbemannte Luftfahrzeug (Unmanned Aerial Vehicle,
UAV) Umweltdaten sowie die winkelabhängige Reflexion natürlicher
Oberflächen erfassen und auswerten. Dabei beeindruckt das
von der Firma Top-Fly Modelltechnik gefertigte Kleinflugzeug mit
beachtlichen Dimensionen. So ist der Adler 2,60 Meter lang und
hat eine Spannweite von 4,33 Metern. Mit einem maximalen Gewicht
von 25 Kilogramm wird er eine Nutzlast von etwa sieben Kilo in
eine Höhe von 300 Metern tragen. Als Antriebe dienen zwei
Elektromotoren mit modernen Akkus, die eine Flugzeit von 30 bis
45 Minuten ermöglichen.
Die Lenkung erfolgt über eine
Fernsteuerung, der Einsatz eines Autopiloten ist in einer späteren
Projektphase möglich. Bereits im Oktober vergangenen Jahres
ist der „Stuttgarter Adler“ erfolgreich zu seinem ersten
zehnminütigen Testflug gestartet und erreichte eine maximale
Flughöhe von etwa 150 Metern. „Trotz seiner ungewöhnlichen
Größe ließ er sich erstaunlich leicht steuern“,
sagte „Pilot“ Michael Hagenmayer von Top-Fly Modelltechnik.
Mit einer Auf- und Abbauzeit von nur einer halben Stunde ist der
Stuttgarter Adler zudem besonders schnell einsatzfähig und
gegenüber anderen fliegenden Plattformen preiswert.
Erderkundung im Verbund: Die
Daten
des Kleinflugzeugs werden mit
Messwerten am Boden und Satelliteninformationen
verknüpft. (Foto und Grafik: Institut)
Das Innenleben
des Flugzeugs wird von Uwe Putze, wissenschaftlicher Mitarbeiter
am IRS, derzeit mit Instrumenten ausgerüstet. Vorgesehen sind
drei Kameras, die jeweils im grünen, roten und nahen infraroten
Spektralbereich arbeiten. Außerdem wird eine Thermalkamera
sowie ein Spektrometer an Bord installiert. Bei einer typischen
Flughöhe von 300 Metern beträgt die räumliche Auflösung
der drei Kameras etwa zehn Zentimeter; die Thermalkamera erreicht
eine räumliche Auflösung von 30 Zentimetern und das Spektrometer
eine von etwa 50 Zentimetern. Mit dieser Ausstattung soll das ferngesteuerte
Kleinflugzeug in den nächsten Monaten erstmals Umweltdaten
von natürlichen Oberflächen wie Wiesen und Wäldern
erfassen. Sie liefern die Grundlage für die verschiedensten
Umweltmissionen: So können die Instrumente zum Beispiel Veränderungen
der Vegetation erfassen und deren Vitalität überwachen
oder Gewässerverunreinigungen dokumentieren. Auch das Zählen
von Tierpopulationen, Bildaufnahmen von Wärmeschutzisolierungen
oder Deichdurchlässigkeiten, Informationen über Brandschäden
oder die Überwachung von Altlasten und Deponien sind möglich.
Getestet wird der Adler auf Versuchsflächen am Ihinger Hof
bei Renningen, die im Rahmen einer Kooperation mit der Universität
Hohenheim genutzt werden. „Mit ersten Ergebnissen rechnen
wir im Herbst“, freut sich IRS-Mitarbeiterin Ursula Kirchgäßner,
die, gefördert durch die Friedrich und Elisabeth Boysen-Stiftung,
die gewonnenen Umweltdaten auswerten wird.
Einfluss der unteren
Atmosphäre wird messbar
Weiterhin möchten die Wissenschaftler
mit dem „Stuttgarter Adler“ die winkelabhängige
Reflexion von natürlichen Oberflächen untersuchen. Hierzu
werden die Flugzeugdaten mit Messungen eines von Marc Schwarzbach
am IRS eigens hierfür entwickelten Bodenmessgerätes kombiniert.
Das besondere daran: Durch gleichzeitige Messungen am Boden und
in 300 Metern Höhe kann der Einfluss der unteren Atmosphäre
untersucht werden. Mit dem „Stuttgarter Adler“ werden
solche Daten erstmals mit Hilfe eines ferngesteuerten Kleinflugzeuges
gewonnen. „Mit diesen Informationen können wir nicht
nur eine qualitative, auf Bildern basierende, sondern auch eine
quantitative Analyse der Umwelt- und Reflexionseigenschaften natürlicher
Oberflächen durchführen“, freut sich Projektleiterin
Dr. Maria von Schönermark. Darüber hinaus können
mit dem System aus Bodenmessgerät und ferngesteuertem Kleinflugzeug
auch Erderkundungsdaten von Satelliten wie etwa dem „Flying
Laptop“, der im Rahmen des Stuttgarter Kleinsatteliten Programms
am IRS entwickelt wird, kalibriert und überprüft werden.
Dörte Mehlert/amg
KONTAKT
___________________________
Prof. Hans-Peter Röser
Institut
für Raumfahrtsysteme
Tel. 0711/685 62375
Fax 0711/685 63596
e-mail: roeser@irs.uni-stuttgart.de
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