Italien-Zentrum eröffnet >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Nicht nur Dolce Vita
Im November 2007 wurde das Italien-Zentrum bei einem Festakt
an der Universität Stuttgart in Gegenwart von Ministerpräsident
Günter Oettinger, des italienischen Botschafters Antonio Puri
Purini und Stuttgarts Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster
eröffnet. Im Gespräch mit Felix Heidenreich erläutert
der Leiter des neuen Zentrums, Prof. Georg Maag, Zielsetzung und
Aufgaben.
Worin bestehen die Aufgaben des Italien-Zentrums?
Maag:
Georg Maag
(Foto:
Eppler)
Das Italien-Zentrum wird die Arbeit des Italien-Schwerpunktes
am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung
(IZKT) weiterführen, zugleich jedoch durch das Engagement
der Vertragspartner auf ein neues Niveau heben. Wir werden weiterhin
den Austausch in den Wissenschaften fördern und zudem den
Dialog in Kultur und Wirtschaft durch Gastvorträge, Tagungen
und Foren befördern. Das „Deutsch-italienische Forum“,
bei dem deutsche und italienische Führungskräfte zusammentreffen,
wird dabei eine zentrale Rolle spielen.
Worin sehen Sie die Herausforderungen in den deutsch-italienischen
Beziehungen?
Maag:
Über die politischen Beziehungen will ich mich hier nicht äußern.
In den Bereichen Wissenschaft und Kultur scheint mir vor allem auf deutscher
Seite der Abbau festgelegter Vorstellungen wichtig.
Was meinen Sie damit?
Maag:
Wir Deutschen müssen uns davor hüten, nur ein romantisches
Bild von Italien zu pflegen. Die Begeisterung für Italien
birgt die Gefahr, dass man nur ein Klischee sieht und nicht das
Land, für das man sich - mit allen Widersprüchen - wirklich
interessiert. In diesem Sinne sehe ich meine Aufgabe als Vermittler
auch darin, Vorurteile abzubauen. Italien ist eben nicht nur das
Urlaubsland des dolce vita; es ist auch ein Land mit einer enorm
innovativen Wirtschaft, die in vielen Bereichen Standards setzt.
Und damit meine ich nicht die Modewirtschaft oder Sportwagenhersteller,
sondern den gesamten Bereich des Designs. Ich bin deshalb sehr
glücklich, dass wir im Rahmen des „Deutsch-italienischen
Forums“ eine Verknüpfung mit der Wirtschaft herstellen
können.
Wo sehen Sie als Leiter der Italianistik in Stuttgart die Schwerpunkte
in der hiesigen Lehre? Gibt es ein besonderes Profil der Italianistik
in Stuttgart?
Maag:
Zunächst geht es einmal um eine solide literaturwissenschaftliche
Ausbildung und eine handwerkliche Arbeit an den Texten. Das Erlernen
der italienischen Sprache ist dafür eine notwendige, aber
nicht ausreichende Bedingung. Neben dem sprachlichen Handwerkszeug
und der literaturwissenschaftlichen Ausbildung versuche ich den
Studierenden eine interdisziplinäre Horizonterweiterung zu
vermitteln. Interesse an der italienischen Kultur insgesamt setze
ich bei meinen Studierenden voraus: Wer Italianistik studiert,
sollte sich auch für italienische Kunst, die italienische
Oper und das italienische Kino interessieren.
Der Begriff Interdisziplinarität soll dabei keine modische
Attitüde bezeichnen, sondern eher eine Grundeinstellung. Meine
Studenten halte ich entsprechend dazu an, über den Tellerrand
hinauszuschauen. Die Veranstaltungen am Italien-Zentrum sollen
in diesem Sinne auch die Lehre bereichern.
Am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung
und in ihren eigenen Arbeiten geht diese Interdisziplinarität
aber noch weiter, nämlich in Richtung der Technik- und Ingenieurwissenschaften.
Maag:
Ja, in der Tat bemühe ich mich hier mit meinen Kollegen um
einen Brückenschlag. Dieser liegt in der Italianistik besonders
nahe: Wo könnte man die Verbindung von technischer und kultureller
Innovation besser beobachten als in der italienischen Renaissance
mit ihren Künstler-Ingenieuren? Ähnliche Verbindungen
lassen sich auch bei aktuellen Themen finden. Vor einigen Jahren
veranstaltete der Italien-Schwerpunkt eine Tagung über die
Mediendemokratie am Beispiel Italiens. Auch hier spielen technische
Innovationen eine enorme Rolle und man kann die Rückwirkungen
auf die politische Kultur sehr gut beobachten.
Warum eignet sich Stuttgart als Standort für ein Italien-Zentrum?
Maag:
Stuttgart eignet sich vorzüglich, und zwar nicht nur, weil
wir in Stuttgart viele Einwanderer italienischen Ursprungs und
eine lebendige italienische community haben. Ein wichtiger Faktor
scheint mir auch zu sein, dass der Stuttgarter Raum als einer der
stärksten Wirtschaftsregionen Europas intensiven wirtschaftlichen
Austausch mit Italien unterhält. Da die Unterstützung
durch den italienischen Botschafter, den Ministerpräsidenten
und den Oberbürgermeister von Herzen kommt, bin ich sehr optimistisch
und hoffe, dass wir mit der Gründung des Italien-Zentrums
einen Anfang setzen, aus dem noch vieles entstehen kann.
>>>>http://www.izkt.de
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