|
|
Zum Abschied von Walter Nohlen >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Glücksfall für die Studierenden
„Walter Nohlen hatte für uns immer ein offenes Ohr,
Hilfe und Unterstützung parat“, schreibt die Fachschaftsvertreterversammlung
(FaVeVe) in ihrem Webauftritt. „Er war damals und auch später
für die Studenten ein Glücksfall“. Und auch der
Arbeitskreis Bildung bedankt sich im März 2007 bei Walter
Nohlen für die gute Zusammenarbeit im Zusammenhang mit den
studentischen Protesten gegen die Einführung der Studiengebühren. „Ihr
Interesse und Ihre Toleranz ... tragen dazu bei, dass wir Lust
haben, uns weiterhin zu engagieren“, heißt es in einem
Dankesbrief. Wer so viel Lob von seinen Kunden erhält, muss
Vieles richtig gemacht haben. Nun geht Walter Nohlen, der 30 Jahre
das Dezernat studentische Angelegenheiten der Universität
Stuttgart geleitet hat, in den Ruhestand.
Dabei war der Weg in
die Univerwaltung nicht unbedingt vorgezeichnet. Gereizt hätte
ihn auch ein wissenschaftlicher Werdegang. Walter Nohlen, 1943
in Karlsruhe geboren, startete dort zunächst mit vier Semestern
Physik, bevor er 1966 nach Tübingen wechselte, um dort Geschichte,
Politik und Englisch zu studieren. Er engagierte sich im Fachbereichsrat
Geschichte und übernahm 1968 den Vorsitz der Studienkommission
Geschichte. Auch als Fulbright-Stipendiat an der University of
Maryland war er während eines Auslandsjahres als studentischer
Sprecher des Department of Arts in der akademischen Selbstverwaltung
aktiv. Prägend für ihn waren dort im Mai 1970 Erlebnisse
im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg: So
wurde der Uni-Präsident durch einen General der Nationalgarde
abgelöst, der Ausnahmezustand – begleitet von Ausgangssperre
und Versammlungsverbot – über den Campus verhängt.
Zurück in Tübingen setzte er sein Studium fort und arbeitete
nach dem Staatsexamen (1971) unter anderem am Historischen Seminar
und dem Archiv der Universität Tübingen.
Walter Nohlen
Eine in Tübingen
begonnene Dissertation zur Pressepolitik des Freiherrn vom Stein
blieb unvollendet, nachdem Walter Nohlen, inzwischen verheiratet
und Vater einer Tochter, 1973 eine Assistentenstelle bei Prof.
Eberhard Jäckel am Historischen Institut der Universität
Stuttgart antrat. Neben Seminaren, Bibliotheksbetreuung oder der
Mitarbeit an der Quellenedition von Eberhard Jäckel und Axel
Kuhn „Hitler – Sämtliche Aufzeichnungen“ befasste
er sich auch mit Fachstudienberatung oder Studien- und Prüfungsordnungen.
1978 – inzwischen war die zweite Tochter geboren und die
damals gültige fünfjährige Frist für die Beschäftigung
von Assistenten näherte sich dem Ende – fragte der damalige
Prorektor August Nitschke, ob Nohlen die Leitung des Dezernats
Studenten in der Verwaltung übernehmen wolle. „Es war
eine erhebliche Umstellung“, erinnert sich Walter Nohlen,
der seine neue Aufgabe in einer auch universitätspolitisch
turbulenten Zeit übernommen hat. Nach der Abschaffung der
Verfassten Studentenschaft 1977 wirkte er mit Rückendeckung
durch den damaligen Rektor Zwicker und den Kanzler Blum als „Geburtshelfer“ für
eine selbst organisierte Studentenschaft und hat sich seither immer
wieder erfolgreich für einen vernünftigen Umgang von
Verwaltung, Hochschulleitung und Studierenden eingesetzt. Dies
und die intensive Kommunikation mit den Studierenden haben dazu
beigetragen, dass eine ganze Reihe konfliktträchtiger Themen – von
den Rückmelde- über die Langzeitstudiengebühren
bis zur Einführung der Studiengebühren – fair und
reibungslos umgesetzt wurden. Freude gemacht hat Walter Nohlen
immer die große Spannweite seines Arbeitsfeldes. Das reichte
von der Einführung eines EDV-gestützten Zulassungsverfahrens
Anfang der 1980-er Jahre über die intensive Mitarbeit an der
Entwicklung eines Studentenverwaltungssystems gemeinsam mit der
Universität Freiburg, die Einführung elektronischer Prüfungsverwaltungssysteme
sowie – von 1984 bis zur Ausgliederung des Akademischen Auslandsamts
im Jahr 1997 – der Betreuung des Oregon Study Programs. Zudem
galt es, die jeweiligen Lehrprorektoren zu unterstützen, den
Senatsausschuss Lehre zu beraten oder an der Gestaltung von Studien-
und Prüfungsordnungen mitzuwirken. „Ohne gute und belastungsfähige
Mitarbeiter wäre dieses Spektrum nicht zu bewältigen
gewesen“, berichtet Nohlen. Wichtig war ihm immer, auch für
besondere Anliegen von Studierenden Lösungen zu finden. Auch
extern war seine Erfahrung viel gefragt; so wirkte er in mehreren
Bundesländern bei der Einführung von Studiengebühren
mit.
Langweilig dürfte es ihm im Ruhestand nicht werden: Walter
Nohlen freut sich auf Urlaube ohne zeitliche Einschränkungen
und denkt daran, auch wieder wissenschaftlich zu arbeiten. So harren
Archivbestände zur frühen Pressegeschichte im Rheinland
der Aufarbeitung. zi
Zurück
|
|