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Ob bei Porsche, Daimler oder Opel: Mit Hilfe digitaler
Prototypen beginnt die Optimierung eines Fahrzeugs schon in einer
sehr frühen
Entwicklungsphase. Im Automotive Simulation Center Stuttgart (ASCS)
werden die Kompetenzen aus Wissenschaft und Wirtschaft auf diesem
Gebiet jetzt gebündelt. Basis jeder Simulation ist ein mathematisches
Modell des physikalischen Verhaltens der geprüften Komponente,
etwa die Stabilität eines Fahrzeugs beim Seitenaufprall, das
Strömungsverhalten und die Wärmeverteilung einer Klimaanlage
oder die Aerodynamik eines Körpers.
(Fotos: Porsche AG, Daimler AG, Grafik Daimler AG)
Automotive Simulation Center Stuttgart gegründet >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Supercomputing für die Automobilindustrie
Die Entwicklung leiser Fahrzeuge oder die Senkung des CO2-Ausstoßes
stellen die Autoindustrie vor Herausforderungen, die ohne numerische
Simulationsmethoden nicht lösbar wären. Um die Kompetenzen
aus Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Informatik auf diesem
Feld zu bündeln, haben Wissenschaft und Wirtschaft eine zukunftsweisende
Zusammenarbeit gestartet: Am 7. März 2008 wurde an der Universität
Stuttgart das Automotive Simulation Center Stuttgart (ASCS) gegründet.
Es ist das erste Transferzentrum im Rahmen der neuen Forschungsstruktur,
mit der sich die Uni unter anderem das Ziel gesetzt hat, exzellente
Grundlagenforschung mit anwendungsorientierter Forschung noch intensiver
als bisher zu verknüpfen.
Gründungsmitglieder des Zentrums sind die Universität
Stuttgart, die Automobilfirmen Daimler, Porsche und Opel, das mit
der Uni verbundene Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und
Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS), der Automobilzulieferer Karmann,
der Supercomputerspezialist Cray, die Softwarefirmen INTES, Altair
Engineering, Abaqus Deutschland, DYNAmore und Engineous Software
sowie das Virtual Dimension Center Fellbach. Das Karlsruher Institut
für Technologie (KIT) sowie weitere namhafte Automobilfirmen,
Zulieferer und Computerhersteller haben ihre Mitwirkung angekündigt. „Mit
dieser breiten Front an Mitgliedern kann der Verein in Bereichen
wie Leichtbau, Schadstoff- oder Geräuschreduzierung neue Wege
gehen, um Produkte und Produktionsprozesse zu optimieren“,
sagte Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
Während Autofirmen bei großen Simulationsprojekten,
bei denen oft über 1.000 komplexe Gleichungen numerisch simultan
zu lösen sind, bisher für die einzelnen Teilkomponenten
verschiedene Partner suchen mussten, finden sie im ASCS jetzt einen
einheitlichen Ansprechpartner, der die Projektaufträge koordiniert.
Als „Flaschenhals“ gelten dabei heute weniger der günstige
Zugang zu schnellen Rechnern beziehungsweise großen Rechnerkapazitäten,
sondern die Algorithmen und ihre Validierung. Durch die enge Zusammenarbeit
auf diesen Themenfeldern im vorwettbewerblichen Bereich wollen
die ASCS-Partner erreichen, dass sich der Weg vom Entwurf zum Produkt
verkürzt.
Erstellung des Berechnungsgitters von Luftsammler
und Zylinder für die CFD-Berechung eines Verbrennungsmotors.
(Foto:
FKFS)
Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg begrüßte
die Gründung des ASCS als eine neue Form der Zusammenarbeit
von Wissenschaft und Wirtschaft mit Modellcharakter und erheblichem
Entwicklungspotenzial. „Damit wird der Forschungs-, Technologie-
und Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg im nationalen und
internationalen Wettbewerb weiter gestärkt“, sagte er.
Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstandes der Daimler AG, verantwortlich
für Konzernforschung und Entwicklung Mercedes-Benz Cars und
gleichzeitig Mitglied im Universitätsrat der Universität
Stuttgart, argumentierte ähnlich: „Dieses erste Transferzentrum
zwischen der Universität Stuttgart und der Wirtschaft wird
unsere Kompetenz in der Automobil- und Verkehrstechnik weiter stärken“,
betonte er. „Das ASCS hat Pilotcharakter für die
Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie und ist in dieser
Form in Europa richtungweisend“, ergänzte Wolfgang Dürheimer,
Vorstand Forschung und Entwicklung der Porsche AG. Den Impuls für
dieses Projekt hat Christoph Gümbel gegeben, der bei dem Sportwagenhersteller
für den Bereich Entwicklung Innovation Virtuelles Fahrzeug
verantwortlich ist.
Von Computer-Algebra zu energieeffizienten Automobilen
Für die notwendige Forschung und den Einsatz solcher Simulationen
bietet die Universität Stuttgart mit ihren Forschungszentren
und dem Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) mit seinen Supercomputern
beste Voraussetzungen. Das ASCS nutzt die schnellen Rechner des
HLRS der Universität Stuttgart für anwendungsorientierte
Simulationsforschung und unterstützt die Umsetzung in industriell
einsetzbare Software-Werkzeuge. „Die Universität Stuttgart
bringt Know-how von mehreren Seiten ein: Neben dem Höchstleistungsrechenzentrum
ist auch der neue Exzellenzcluster zur Simulationstechnologie (SimTech)
einbezogen“, erläuterte Wolfram Ressel. „Die Experten
von SimTech werden maßgeblich zur Integration bislang isolierter
numerischer Ansätze in eine Systemwissenschaft sowie zur Entwicklung
neuartiger Simulationsmethoden beitragen.“ Im Bereich Modellierung
und Simulation geht es unter anderem um schnelle Modellerstellung
oder um die Entwicklung virtueller Welten, im Bereich Mathematik
um Grundlagen, Computer-Algebra und Numerik und im Bereich Information
und Kommunikation um Verkehrsflussoptimierung oder Fahrerassistenzsysteme.
Das Know-how der Stuttgarter Simulationsexperten und die schnellen
Rechner des HLRS werden dazu beitragen, dass sich neue Entwicklungen
zur Verbrauchs-, Schadstoff- und Lärmreduktion unmittelbar
in auf dem Markt verfügbare Produkte umsetzen lassen.
Die Softwarepartner des ASCS übernehmen die anwendungsspezifische
Umsetzung in kommerzielle Simulationsprogramme. Die Industriepartner
stellen virtuelle Prototypen bereit und führen die Validierung
der neuen Tools an praxisnahen Entwicklungsaufgaben durch.
Die Arbeitsfelder des ASCS umfassen im Automobilbereich Simulationsthemen
von Energieeffizienz und CO2-Schadstoffminimierung bis zur Feinstaubreduktion
oder Sicherheitsaspekten. Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg
und die Universität Stuttgart haben als Startfinanzierung
jeweils 350.000 Euro bereitgestellt. Künftig finanziert sich
das als gemeinnütziger Verein gegründete ASCS über
Beiträge der Mitglieder sowie über die Einwerbung von
Drittmitteln.
KONTAKT
_______________________
Rektor Prof. Wolfram Ressel
Tel. 0711/685-82201
Fax 0711/685-82113
e-mail: rektor@uni-stuttgart.de
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