Faserproduktionsanlage am IFSW eingeweiht >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Einstieg in die Faseroptik
Festgäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft feierten
am 3. März gemeinsam mit dem Institut für Strahlwerkzeuge
(IFSW) die Einweihung der neuen Faserproduktionsanlage am Pfaffenwaldring
43. Die im universitären Umfeld so kaum verfügbare Einrichtung
ermöglicht es, neuartige Glasfasern für die Lasertechnik
zu entwickeln und zu erforschen.
In dem Ofen des Faserziehturms werden auf der Basis von Quarzglas
die neuen Glasfasern erzeugt.
(Foto:
Institut)
Über
zehn Meter erstreckt sich der Faserziehturm in die Höhe.
Zuoberst geht es heiß her. Bei rund 2.150 Grad wird das Glas
der sogenannten Vorform geschmolzen. Zwei Stockwerke tiefer werden
Meter um Meter der dünnen Glasfaser aufgerollt. Auf ihrem
Weg nach unten wurde diese unter Reinraumbedingungen mit zwei Schichten
schützendem Kunststoff ummantelt. Pro Minute können bis
zu 150 Meter Glasfaser hergestellt werden. Armin Austerschulte,
Physiker und Doktorand am IFSW, der den Faserziehturm „in-
und auswendig“ kennt, erklärt jedoch: „Derzeit
betreiben wir die Anlage so, dass pro Minute 20 Meter Glasfaser
gezogen werden.“ Das ist weitaus diffiziler als die schnelle
Variante, aber die Forscher setzen auf Qualität, nicht auf
Quantität.
Der Faserziehturm ist nur ein Teil der Produktionsanlage. Der
weitaus interessantere Teil, wie der Leiter des IFSW, Prof. Thomas
Graf betont, ist die noch im Aufbau befindliche Anlage zur Vorform-Herstellung
mit modifizierter chemischer Gasphasenabscheidung (MCVD). Bei circa
1.800 Grad Celsius werden in ihr verschiedene gasförmige Halogenverbindungen
gemeinsam mit Sauerstoff in ein Glasrohr eingeleitet, die Chemikalien
reagieren miteinander zu winzigen Glaspartikeln, und diese schlagen
sich an der Rohrwand nieder. So können die Forscher mittels
dieser Anlage die Vorform für ihre Glasfasern selbst herstellen
und ganz gezielt mit der Zusammensetzung des dabei eingesetzten
Quarzglases experimentieren. Die Kosten für MCVD und Ziehturm
in Höhe von 1.825 Millionen Euro teilen sich je zur Hälfte
Bund und Land.
Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts
Laserexperten beim Fachsimpeln: Universitätsrats-Vorsitzender
Prof. Berthold Leibinger und Peter Leibinger von der Trumpf Gruppe.
(Foto:
Werner Hennig)
Lange habe man auf diesen Tag gewartet, sagte Uni-Rektor Prof.
Wolfram Ressel bei der Einweihung. Nach einem intensiven Prozess
sei nun ein Schritt hin zur Erforschung neuartiger und leistungsstärkerer
Glasfasern getan: „Für die Uni Stuttgart ist diese
Anlage der Einstieg in die Faseroptik“, und angesichts
der Tatsache, dass die optische Technologie zu einer der bedeutendsten
Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts zähle, sei
dies eine wichtige Investition in die Zukunft. Ob im Werkzeugmaschinenbau,
in der Messtechnik oder der Medizin – optische Fasern spielen
eine wichtige Rolle. „Die Faserproduktionsanlage ist ein
bedeutender Beitrag zur Stärkung der optischen Technologien
am Wissenschaft- und Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg“,
zitierte Thomas Graf Wissenschaftsminister Peter Frankenberg.
Die heutigen Fasern werden mehr und mehr zum Flaschenhals zwischen
dem Lasergerät und der Bearbeitungsstation. Sie können
den angestrebten Leistungsdichten zukünftiger Laser nicht
standhalten und zugleich robuste Strahlführungseigenschaften
gewährleisten. Am IFSW arbeitet man daher an der Entwicklung
neuartiger Transportfasern für die flexible Übertragung
von Hochleistungslaserstrah-lung höchster Brillanz. In der
Folge wird sich damit das Anwendungspotenzial bereits existierender
und auch das der sich noch in der Entwicklung befindenden gepulsten
und kontinuierlich betriebenen Laserstrahlquellen hoher Leistung
und bester Strahlqualität entscheidend erweitern. Zudem können
die neuen Faserstrukturen auch zu aktiven Faserlasern weiterentwickelt
werden.
Industriepartner erwünscht
Mit dem Einstieg des IFSW in die Faseroptik haben Thomas Graf und
sein Team ihre bewährte Kompetenz im Bereich der Laserentwicklung
auf die Fasertechnologie ausgedehnt. Gerade an der Geburtsstätte
des Scheibenlasers sei dies wichtig, betonte Graf. Nach dem Aufbau
folgt nun die Forschung – und die Suche nach Partnern aus
der Industrie für gemeinsame Forschungsaktivitäten.
Zwei Tage nach der feierlichen Einweihung wurde die neue Faserproduktionsanlage
bei den Stuttgarter Lasertagen 2008, einer internationalen Fachmesse,
Fachleuten aus aller Welt vorgestellt. Julia
Alber
KONTAKT
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Institut für Strahlwerkzeuge
Prof. Thomas Graf
Pfaffenwaldring 43
Tel. 0711/685-66840
Fax 0711/685-66842
e-mail: graf@ifsw.uni-stuttgart.de
>>>>http://www.ifsw.uni-stuttgart.de
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