Kunst auf dem Campus >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Karin Sander - Kommunikation im weiteren Sinne
Ob mit Neugier, Interesse oder mit stillschweigender Akzeptanz
werden Studierende, Wissenschaftler oder Besucher das Werk von
Karin Sander im Neubau des Foyers der Elektronischen Institute
II auf dem Campus in Vaihingen passiert haben. Die wenigsten werden
den Zusammenhang mit den wie „Brieffächern“ wirkenden
Kästen und dem Institut erkennen. Tatsächlich aber hat
die Künstlerin eine sehr enge Verbindung des Werkes mit dem
Gebäude angelegt.
Karin Sander, 1957 in Bensberg geboren, lebt und arbeitet in Berlin
und Stuttgart. Die Absolventin der Stuttgarter Kunstakademie ist
Konzeptkünstlerin. Ihr Arbeitsprinzip besteht darin, sich
in besonderer Weise auf die innere Struktur des jeweiligen Ausstellungsraumes
und auf die Logik der Situation einzulassen.
1997 ist Karin Sanders Bilderwand für die Elektrotechnischen
Institute II entstanden.
(Foto:
Kowalewski)
Sanders Werke und Konzepte können sich sehr verschiedener
Materialien, Themen und Orten bedienen. Ihre Arbeiten werden in
zahlreichen Einzelausstellungen in nationalen und internationalen
Museen gezeigt. Auch Werke im öffentlichen Raum, wie der im
Jahr 2002 von ihr gestaltete Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen,
zählen zu ihrem vielfältigen Oeuvre. Die komplexe Beziehung
zwischen dem Kunstwerk und seinem „Träger“ steht
dabei immer im Vordergrund.
„Kunst am Bau“, 1997 entstanden, ist eine solche ortsbezogene Arbeit.
Eine 1,8 x 3,6 Meter große Bilderwand, gebildet aus 18 horizontal und
12 vertikal angeordneten Kästen, befindet sich im Neubau des Instituts.
216 Kästen aus Aluminium sind in einem Abstand von jeweils exakt zwei
Zentimetern im kühlen und grauen, aus Sichtbeton gestalteten Eingangsbereich
an einer großflächigen Wand angeordnet. Genauer betrachtet handelt
es sich bei diesen Kästen um Postkartenhalter. Der anfängliche Eindruck
eines „Brieffachs“ wird beim Nähertreten umgekehrt: Der Vorbeigehende
kann dort nicht - wie zunächst angenommen - Post hineinwerfen, sondern
- im Gegenteil - sich Postkarten aus den Fächern herausnehmen.
Die Motive der herausnehmbaren Karten sind Fotografien von 216
Innenräumen des Neubaus nach der Fertigstellung, aber vor
dem Bezug des Gebäudes. Die Karten der Räume sind ihren
Stockwerken entsprechend angeordnet. Die Mehrzahl der Räume
ist von der Eingangstür aus in Richtung Fenster fotografiert
- dadurch ergibt sich eine Standardisierung, eine Typologie zentralperspektivisch
zulaufender Zimmerfluchten. Jede Postkarte repräsentiert die
realen Räume des Instituts als ein Teil der Bilderwand, die
wiederum Repräsentant des ganzen Gebäudes ist.
Hintergrund für die Gestaltung dieser Arbeit war das Gebäude
und seine Funktion selbst. Alle dort untergebrachten Bereiche beschäftigen
sich mit der elektronischen Datenkommunikation und deren Übermittlung.
Mit der Arbeit „Kunst am Bau“ hat Karin Sander sowohl
die räumlichen und baulichen Begebenheiten, als auch die Funktion
des Instituts widergespiegelt und interpretiert. Wo Kommunikation
erforscht wird, setzt sie ihr Modell zur Selbsterzeugung von Kommunikation
hinein. Das Angebot an den Besucher ist eindeutig. Ob er davon
Gebrauch macht, bleibt letztendlich ihm selbst überlassen.
Die große Bilderwand soll nicht als ästhetische Zutat
zum Bau gelten, sondern als ein Teil des Öffentlichen, so
wie das Gebäude selbst, in dem sie sich befindet. Kamilla
Kowalewski
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