Optischer Biosensor zur Erfassung des Abbaus von Bindegewebe >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Wie invasiv sind Tumorzellen?
Der Abbau von Teilen des Bindegewebes wie zum Beispiel
von Kollagenen spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung
von Tumoren. Dr. Angelika Haußer am Institut für Zellbiologie und
Immunologie der Uni Stuttgart entwickelt gemeinsam mit Dr. Claudia
Pacholski vom Stuttgarter Max-Planck-Institut (MPI) für Metallforschung
eine neue Methode, mit der dieser Abbauprozess und damit die potentielle
Ausbreitung von Tumorzellen schnell und einfach erfasst werden
kann.
Unter der Migration von Zellen versteht man die aktive Fortbewegung
einzelner Zellen oder Zellverbände in einem Organismus. Zellmigration
ist daher wesentlich für physiologische Prozesse wie zum Beispiel
bei der Wundheilung oder bei der Reaktion des Immunsystems auf
fremde Substanzen. Sie ist aber auch eine Schlüsseleigenschaft
von Tumorzellen. Diese können aus dem Primärtumorgewebe
ausbrechen und im weiteren Verlauf verschiedene zelluläre
und strukturelle Barrieren durchdringen. Diese so genannte Invasion
von Tumorzellen stellt einen komplexen Vorgang dar, in dem der
kontrollierte lokale Abbau von Teilen des Bindegewebes (der so
genannten extrazellulären Matrix) durch diese Zellen eine
entscheidende Rolle spielt. Die Aufklärung der Signalwege
und Proteine, die diese zellulären Vorgänge steuern,
ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis dieses Prozesses.
Abbau der extrazellulären Matrix durch
eine invasive Brustkarzinomzelllinie. (Foto: Institut)
Um den Abbau der extrazellulären Matrix und damit das invasive
Potential von Tumorzellen schnell und einfach zu erfassen, bietet
sich der Einsatz eines optischen Biosensors an. Ein Biosensor besteht
aus einer empfindlichen Schicht, die zum Beispiel aus Rezeptormolekülen
oder einem durch eine enzymatische Reaktion zersetzbaren Substrat
aufgebaut sein kann. Das Gegenstück ist ein so genannter Transducer,
der den in der sensitiven Schicht erhaltenen Effekt in ein messbares
Signal umwandelt. Als sensitive Schicht soll zum Beispiel Gelatine
eingesetzt werden. Der Transducer besteht aus einer Goldschicht,
die Änderungen des Brechungsindexes bis zu einer Tiefe von
einigen 100 Nanometern an der Grenzfläche von Metall und Flüssigkeit
erfassen kann. Der lokale Abbau der extrazellulären Matrix
durch Tumorzellen soll mit diesem Biosensor in Echtzeit aufgespürt
werden. Unter Verwendung der neuen Methodik untersuchen die Stuttgarter
Wissenschaftlerinnen zudem die Signalwege und die molekularen Mechanismen,
die den invasiven Prozess steuern. Im Besonderen soll dabei die
Rolle der Enzymfamilie Proteinkinase D detailliert aufgeklärt
werden.
Das Forschungsprojekt mit dem Namen „Protein kinase
D-regulated extracellular matrix degradation monitored by an optical
biosensor“ wurde im Juni in das Akademie-Kolleg „Wissenschaftlicher
Nachwuchs“ (WIN-Kolleg) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
aufgenommen und wird in den nächsten drei Jahren mit insgesamt
266.000 Euro gefördert. amg
KONTAKT
_______________________________________
Dr. Angelika Haußer
Institut für Zellbiologie und Immunologie
Tel. 0711/685-66995
e-mail: angelika.hausser@izi.uni-stuttgart.de
Zurück
|