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Stuttgarter Wissenschaftler an Projekt AquaJelly beteiligt >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Köpfchen für künstlichen Quallenschwarm
Quallen können sich mit minimalem Energieaufwand in den verschiedensten
Umgebungen des Salz- oder Süßwassers fortbewegen und
sind in der Lage, innerhalb eines Schwarmes zu kommunizieren. Baut
man die Glibbertiere künstlich nach, so könnten solche
Schwärme in Gewässern flächendeckend die Wasserqualität
erfassen oder Bodenuntersuchungen durchführen. Ein Prototyp
einer solchen bionischen Qualle ist die „AquaJelly“ der
Firma Festo. Ihre Elektronik und die künstliche Intelligenz
wurden am Institut für Parallele und Verteilte Systeme (IPVS)
der Uni entwickelt und programmiert.
Die „AquaJelly“ ist eine künstliche autonome
Qualle mit elektrischem Antrieb und einer intelligenten, belastungsabhängig
reagierenden Mechanik, die ein Schwarmverhalten aufweist. Werden
viele AquaJellies mit kommunikativen Fähigkeiten ausgestattet,
können diese als Schwarm agieren, der sich dann wie ein
höher entwickeltes System verhält. Wenn man dieses
Prinzip auf die Automation überträgt, kann dies bedeuten,
dass viele autonome beziehungsweise teilautonome intelligente
Systeme zusammen arbeiten und dadurch große Aufgaben
von kleinen Systemen, die gezielt zusammen agieren, gelöst
werden.
Ähnlich wie ihr natürliches Vorbild besteht
die AquaJelly aus einer transluzenten Halbkugel, dem Kopf, einem
zentralen Druckkörper und acht Tentakeln, die dem Vorankommen
dienen. Im Kopf der Qualle befindet sich eine ringförmige
Steuerplatine, auf der Sensoren angebracht sind, die den Druck
und die vertikale Lage der Qualle messen. Auch das „Gehirn“ der
Qualle, die Programmierung des Verhaltens, sowie das Kommunikationszentrum
sind hier angesiedelt. Infrarotdioden machen es möglich,
dass die Quallen sich innerhalb ihres Schwarmes austauschen können.
So kann eine Qualle beispielsweise ein Schwarmkollegin erkennen
und ihr ausweichen. Aber auch dem Menschen kann die Qualle dank
der mehrfarbigen Dioden Informationen über ihren Zustand
mitteilen. Wenn nötig, kann auch der Mensch der Qualle durch
eine Infrarotfernbedienung Signale geben. Prinzipiell sollten
Eingriffe von außen bei einem autonomen System jedoch
unterbleiben. |
Platine
der AquaJelly mit LEDs und
Infrarot-Leuchtdioden. (Foto: Festo)
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Die Energieversorgung
der Qualle regelt eine Leistungsplatine im Druckkörper. Dieses
Bauteil regelt den Akkustand und meldet der Qualle, dass sie wieder
Energie aufnehmen muss. Die Qualle schwimmt dann nach oben, um
dort in einer Station automatisch geladen zu werden. Prinzipiell
können die Quallen also unbegrenzt lange im Aquarium schwimmen.
Die Leistungsplatine steuert auch den Hauptmotor, der für
den Vortrieb zuständig ist, sowie zwei Servomotoren, die eine
Richtungsänderung ermöglichen. Die Wissenschaftler planen
einen Schwarm, der bis zu 30 Quallen umfassen soll. „Unseres
Wissens wäre dies der erste Unterwasser-Roboterschwarm in
dieser Größenordnung, der sich frei im dreidimensionalen
Raum bewegt“, erklärt Projektleiter Prof. Paul Levi.
Die Wissenschaftler des IPVS erforschen im Rahmen des Projekts
grundsätzliche Techniken für Unterwasserroboter. Darüber
hinaus lässt sich das grundlegende Schwarmverhalten testen. „Die
autonome Koordination innerhalb großer Schwärme im dreidimensionalen
Raum ist eine neuartige Herausforderung“, betont Levi. amg
KONTAKT
_______________________________________
Prof. Paul Levi
Institut für Parallele und Verteilte
Systeme
Tel. 0711/7816-387
e-mail: Paul.Levi@ipvs.uni-stuttgart.de
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