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110 Semester als akademischer Lehrer >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Zum Abschied von Karl Dietrich Adam
Mit dem Ende des Sommersemesters 2008 beendete Prof. Dr.
Karl Dietrich Adam im Alter von 87 Jahren seine Lehrtätigkeit.
Er zählt zum „Urgestein“ des Historischen Instituts – kaum
ein ehemaliger Student, der die Vorlesungen, Seminare oder Exkursionen
Adams nicht in bester Erinnerung hat.
Adam, 1921 in Heilbronn geboren, studierte Geologie und Paläontologie in
Erlangen, Göttingen, Tübingen und Stuttgart, wo er 1948 mit einer Arbeit über
die diluvialen Waldelefanten Mitteleuropas promovierte. 1967 habilitierte er
sich mit einer Untersuchung über die mittelpleistozäne Säugetierfauna
für das Fach Paläontologie. 1968 erfolgte die Umhabilitation für
das Fach Urgeschichte; 1971 wurde er zum außerplanmäßigen Professor
für Paläontologie und Urgeschichte an der Universität Stuttgart
ernannt.
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Adam ist ein national und international angesehener
Paläontologe und Urgeschichtler. Bis zu seiner Pensionierung
im Jahr 1986 war er Leiter der Geologisch-Paläontologischen
Abteilung des Staatlichen Museums für Naturkunde in
Stuttgart. Während seiner Amtszeit wurde die Sammlung
quartärer Säugetiere zu einem wichtigen Schwerpunkt
innerhalb des Museums. Das bedeutendste Stück der Stuttgarter
Sammlung ist der weltberühmte Schädel des Homo
Steinheimsensis, dessen Auffindung sich in diesem Jahr zum
75. Male jährte und der für Adam zum zweiten Kristallisationspunkt
seiner wissenschaftlichen Arbeit wurde.
Es entspricht Adams Verständnis von Wissenschaft als einer
der Öffentlichkeit verpflichteten Disziplin, dass er
bei der Gründung und Einrichtung des Urgeschichtsmuseums
in Steinheim an der Murr Pate stand und dass er sich mit besonderem
Engagement der Gestaltung der Paläontologischen Abteilungen
der dezentralen Museen Baden-Württembergs widmete. So
entstanden wesentlich unter seiner Anleitung die Schausammlungen
im Federseemuseum in Bad Buchau, in Benningen, Fellbach, Mauer,
Mühlacker, Renningen, Schorndorf und in Sindelfingen,
auch an der Gestaltung des Meteorkratermuseums in Steinheim
am Albuch war er maßgeblich beteiligt. Adams wissenschaftliche
Laufbahn ist eng mit der Stuttgarter Universität verbunden.
Er ist der am längsten an der hiesigen Hochschule lehrende
Professor, wahrscheinlich sogar der am längsten kontinuierlich
lehrende Hochschullehrer in Deutschland. Auch hat nach seiner
Pensionierung 1986 hat er sich weiter als akademischer Lehrer
engagiert. 2001 vollendete er als Achtzigjähriger sein
100. |
Karl Dietrich Adam
(Foto: Eppler) |
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Semester als Angehöriger des Lehrkörpers der Universität
Stuttgart. Generationen von Historikern und Gasthörern
hat er mit seinem lebendigen und plastischen Vortragsstil in das
Fach Urgeschichte eingeführt. In seinen Hörsälen
drängten sich die Teilnehmer, seine Exkursionen waren ausgebucht.
Beim alternativen Studium waren Adams Lehrveranstaltungen der Geheimtipp
unter den Studierenden der Ingenieur- und Naturwissenschaften,
die bis zu zwei Jahren Wartezeit gerne in Kauf nahmen, um einen
der Teilnehmerplätze zu ergattern. Im Jahr 2003 hat die Universität
Stuttgart Adams Einsatz mit der Ehrenmedaille gewürdigt.
Die letzten Jahre waren überschattet von einer Auseinandersetzung um eine
wissenschaftliche und biographische Würdigung von Adams Lehrer, dem Tübinger
Professor Gustav Rieck, im Rahmen eines wissenschaftlichen Beitrags zur Altersstellung
der Homo-Funde aus der Vogelherd-Höhle bei Stetten ob Lonetal (Schwäbische
Alb). In diesem im Jahr 2005 in den Jahresheften der Gesellschaft für Naturkunde
in Württemberg erschienenen Beitrag hatte Adam die Diskriminierung Riecks,
der im Dritten Reich SS-Offizier war, beklagt und wollte diesen rehabilitieren.
Die Leiterin des Stuttgarter Naturkundemuseums, Johanna Eder, sah darin eine „nicht
ausreichende Distanz Adams zum Dritten Reich“ und ließ seinen
Status als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums aberkennen.
Das Historische Institut hat persönliche Angriffe auf Karl Dietrich Adam
stets mit Nachdruck zurückgewiesen und betont, dass eine Auseinandersetzung
ausschließlich auf wissenschaftlichem Wege erfolgen dürfe. Für
die wissenschaftlichen und pädagogischen Leistungen
Adams, der sich am
4. Juli mit einem Festvortrag über den „Homo Steinheimensis“ von
seinen Hörern verabschiedet hatte, gebührt ihm herzlicher Dank. Franz
Quarthal/uk
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