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40 Jahre Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
„68er-Gewächs“ mit internationalem Ruf
In einem Zirkuszelt im KI-Foyer feierte das Institut Grundlagen
moderner Architektur und Entwerfen (IGMA) vom 14. bis 23. November
sein 40-jähriges Jubiläum. Ehemalige dürften sich
in dem „überraschenden Ambiente, wie man es von diesem
Institut erwarten kann“, so Institutsleiter Prof. Gerd de
Bruyn, der Entstehungs- und Forschungsgeschichte des IGMA erinnert
haben. Ein zweitägiges architekturtheoretisches Symposium
beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Theorie und
Praxis, der Abendvortrag von Georg Franck (Wien) untersuchte den
Wissenschaftscharakter der Architektur und eine Podiumsdiskussion
beleuchtete die Bedeutung der Architekturtheorie für die Lehre.
Das „68er-Gewächs“ mit internationalem Ruf – von
seinem Gründungsvater Prof. Jürgen Joedicke bis 1993
geleitet – setzte sich als erstes Institut an einer deutschen
Hochschule in Lehre und Forschung mit der Theorie und Entwicklung
der Architektur der Gegenwart auseinander, mit der Geschichte der
modernen Architektur, Interpretationen des zeitgenössischen
Bauens, den theoretischen Grundlagen der Architektur und deren
praktischer Umsetzung. Mit Prof. Werner Durth, der heute an der
TU Darmstadt lehrt, stand am IGMA für fünf Jahre die
Architektur der ehemaligen DDR im Zentrum des Interesses.
Lehre über
den Tellerrand hinaus: Präsentation
des Bühnenbild-Entwurfs
zu Puccinis „La Bohème“.
(Von links: Bettina
Klinge, Katja Thorwarth,
Prof. Markus Allmann und Prof. Gerd
de Bruyn). |
2001 rückte Gerd de Bruyn das Institut, das zwei
Jahre lang kommissarisch von dem Stadtplaner Wolfgang Schwinge
geleitet wurde, mit provokanten architektonischen Themen
wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. An dem interdisziplinär
ausgerichteten IGMA steht seitdem wieder die Theoriearbeit
im Mittelpunkt. Auf dem Lehrplan finden sich die Städtebau-
und Architekturtheorie, Philosophie, Architekturkritik und
die digitale Architektur, denn „die Instrumente der
neuen Architektur darf man nicht ignorieren“, sagt
Gerd de Bruyn. Zudem ist das IGMA, ganz zur Freude des Professors,
das einzige Theorieinstitut im deutschprachigen Raum, an
dem Entwurf gelehrt wird: „Die Synergie von Theorie
und Praxis ist typisch für Stuttgart.“
„Das Provozieren“ hat sich gelohnt. Immer häufiger
ist das IGMA als Kooperationspartner gefragt. Sein Jubiläum
unterstützten die Architektenkammer Baden-Württemberg,
das Kulturamt der Stadt Stuttgart und das Internationale
Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Uni Stuttgart
(IZKT), dem sich Gerd de Bruyn sehr verbunden fühlt, „weil
ich die Einheit von Kultur und Technik für unsere Universität
und für mein kleines Institut für essenziell halte.“ Und
es finden sich immer mehr Studierende des Hauptstudiums im
IGMA ein, um sich mit der Konzeption neuer Theoriebausteine
zu beschäftigen, die aktuelle Entwicklungen in den Künsten,
in Ästhetik, Technik und Kybernetik sowie der System-
Evolutions- und Kommunikationstheorie reflektieren. „Konzeptionell
denkende, phantasievolle junge Leute, die über den Tellerrand
hinausschauen sind das“, weiß Gerd de Bruyn. |
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Rechtzeitig zum Jubiläum erscheint das neue Buch von
Gerd de Bruyn
"Die enzyklopädische Architektur". Das Werk unternimmt
den Versuch, Architektur als eine legitime Universalwissenschaft
zu definieren, deren enzyklopädischer Charakter einst die
Einheit einer Gedankenwelt repräsentierte, die im 18. Jahrhundert
zu Bruch ging. Seitdem steht die Architektur vor der Wahl, restauriert,
modernisiert oder aktualisiert zu werden. Die Reformulierung der
Architektur als universelle Kunst und Wissenschaft gehört
zu den zentralen Anliegen der Avantgarden. Sie und ihre Gegenspieler
sind darum ebenso Thema wie die provokante Frage, ob es überhaupt
eine moderne Architektur geben kann und je gegeben hat. uk |
Gerd de Bruyn: Die enzyklopädische Architektur, Zur Reformulierung
einer Universalwissenschaft,
Transcript Verlag 2008, Euro 26,80,
ISBN 978-3-89942-984-8.
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Neugierige Forscher und Teamplayer sind es auch, auf deren
Ideen die Forschungsschwerpunkte am IGMA fußen, die
Baubotanik sowie der Bereich Technik und Ästhetik: Wurde
hier eine Architekturgattung wieder zum Leben erweckt, die
Tragstrukturen aus lebenden Holzpflanzen baut, so wird dort
die Architektur und Kunst elektronischer Medien als technisches
Projekt der Kybernetik untersucht. Zusammen mit dem Studiengang
Industrial Design der Staatlichen Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart ist außerdem vor zwei Jahren
der Satellit gegründet worden, eine Kooperations-Plattform,
die es den Studierenden ermöglicht, zukunftsweisende
konzeptionelle Produkte und Ideen in Zusammenarbeit mit innovativen
Unternehmen zu entwickeln.
Für die Zukunft erhofft sich Gerd de Bruyn, dass in
den neuen Masterstudiengang die Wissenschaftstheorie und
künstlerische Aspekte stärker einfließen
werden, das IGMA eine Insel für am Fach Engagierte bleibt – glamourös,
provokant und zugleich mit hohem wissenschaftlichem Ernst
bei der Arbeit ... Julia Alber |
Forschungsbereich
Baubotanik.
(Fotos: Institut) |
KONTAKT
_________________________________________________
Prof. Gerd de Bruyn
Institut Grundlagen
moderner Architektur und Entwerfen
Tel. 0711/685-83320
e-mail:
g.debruyn@igma.uni-stuttgart.de
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