Initiator der Diskussionsrunde war Prof. Timo
Weidl vom Lehrstuhl für Analysis und Mathematische Physik
an der Universität Stuttgart, der große Defizite
bei den mathematischen Grundkenntnissen der Studierenden
sieht. Es habe sich gezeigt, dass das Niveau hier sehr unterschiedlich
sei. Beim Ingenieurstudium beispielsweise reiche aber die
Zeit nicht aus, um die dafür notwendigen mathematischen
Grundlagen nachzuholen. „Wir haben im ersten Semester
Studierende an der Universität, die Probleme mit Bruch-
und Prozentrechnen haben“, erklärte er. Prof.
Reinhard Bayer vom Fachbereich Schulentwicklung und empirische
Bildungsforschung am Landesinstitut für Schulentwicklung
stimmte Timo Weidl darin zu, dass Veränderungen in der
Lehre an den Schulen nötig seien. Er ergänzte jedoch,
dass sich diese nicht auf den Mathematik-Unterricht beschränken
dürften. „Wir müssen in der Schule fachübergreifend
das selbstständige Denken der Schüler verstärkt
fördern“, so Reinhard Bayer. Alfred Böhm,
Fachleiter für Mathematik am Staatlichen Seminar für
Didaktik und Lehrerbildung in Weingarten und Regierungsschuldirektor,
stützte diesen Ansatz und bestätigte, dass sich
das Konzept des aktivierenden Unterrichts in der Praxis als
sehr erfolgreich erwiesen hätte.
Der Mathematikunterricht
in der Schule stand bei einer gut besuchten Podiumsdiskussion
in der Stadtbücherei auf
dem Prüfstand.
(Foto:
Murat)
Der Verlauf der Diskussion machte deutlich, dass die Meinungen
darüber, wo die Gründe für ungenügende
Mathematik-Kenntnisse angehender Studierender liegen, weit
auseinander gehen. Einige der Teilnehmer sahen die Ursachen
weniger in der Unterrichtskonzeption als vielmehr in der Lehrerausbildung
verwurzelt: „Wir brauchen schlicht bessere Lehrer“,
so Prof. Laura Martignon vom Institut für Mathematik und
Informatik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Dr.
Gunter Jeske vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
wies darauf hin, dass mit Einführung des Praxissemesters
beim Lehramtsstudium bereits ein wichtiger Schritt getan worden
sei, um die Lehrerausbildung praxisnaher und effektiver zu
gestalten.
Auch die rege Beteiligung des Publikums an der Diskussion zeigte,
dass es hinsichtlich der Gestaltung des Mathematikunterrichts
in der Schule großen Gesprächsbedarf gibt. Einig
waren sich Publikum und die Experten auf dem Podium vor allem
darin, dass grundsätzlich etwas am Schulunterricht in
seiner vorbereitenden Funktion für den späteren Ausbildungsweg
verändert werden muss. Johannes
Baral |