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Diskussion im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in den USA >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Champagnerwetten auf Obama
Am 4. November wurde Barack Obama zum neuen Präsidenten der
Vereinigten Staaten gewählt. Dass es so kommen würde,
hatten die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion der Stuttgarter Zeitung
und des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung
der Uni Stuttgart drei Wochen vor der Entscheidung bereits mehr
oder weniger deutlich vermutet. Mit einem Erdrutschsieg hatte allerdings
niemand gerechnet.
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John McCain oder Barack Obama,
Republikaner oder Demokrat, wie würden sich die Wähler
in Amerika entscheiden? Moderiert von Dr. Wolfgang Holtkamp
vom Institut für Literaturwissenschaft der Uni Stuttgart
und Christoph Zeidler, Redakteur Außenpolitik der Stuttgarter
Zeitung, erlebten die zahlreichen Zuhörer im Tiefenhörsaal
der Uni eine unterhaltsame und fundierte Einschätzung
zur Präsidentschaftswahl. Auf dem Podium saßen
der USA-Korrespondent der Stuttgarter Zeitung, Andreas Geldner,
und Prof. Oscar W. Gabriel vom Institut für Sozialwissenschaften
der Uni Stuttgart.
„McCain hat nicht die Spur einer Chance, die Wahl zu gewinnen“,
gab sich Oscar Gabriel recht sicher im Hinblick auf die Umfragen in den entscheidenden
Bundesstaaten: „Das Rennen ist gelaufen“. Andreas Geldner war etwas
zurückhaltender, warf einige Unsicherheitsfaktoren in die Waagschale,
wie etwa die Jungwähler, merkte aber an, Champagner würde er gegen
die Vorhersage des Professors nicht wetten: „McCain ist mit seiner Doppelstrategie
gescheitert, die Basis der Republikaner sowie die modernen Wähler anzusprechen.“ Barack
Obama, dem die Fehler McCains bei seinem Wahlsieg halfen, habe es verstanden,
vor allem junge und schwarze Wähler zu mobilisieren. |
John McCain
(Foto: JohnMcCain.com) |
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Barack Obama
(Foto:
OFA) |
Den Wahlkampf des Demokraten bezeichnete Geldner als den am besten
organisierten, den die USA bis dato erlebt hatten: Modern, und
im Internet bis ins Detail durchgestylt. Zudem habe der 47-jährige
ehemalige Juraprofessor auch für Intellektuelle den richtigen
Ton getroffen. Und, nicht zu vergessen: Dank Wahlspenden in rekordverdächtigen
Höhen war es ihm möglich, in Gegenden Amerikas für
sich zu werben und „allgegenwärtig“ zu sein, deren
Bewohner noch nie mit Wahlkampfwerbung konfrontiert worden waren.
„Die jüngeren Wähler bis zu einem Alter von 64
Jahren tendieren zu Obama, die über 64-Jährigen zählen
zu den Anhängern von McCain“, erklärte Oscar Gabriel.
Obwohl der Demokrat von den Bewohnern ländlicher Regionen
als arrogant und „etepetete“ empfunden wurde, sprach
das Meinungsklima für ihn, denn „er setzt auf die Themen,
die aktuell interessieren, wie die Wirtschaft und die Finanzen.“ „Die
Finanzkrise arbeitet für Obama“, betonte Andreas Geldner.
Die Wahlkampfthemen des Republikaners John McCain, der sich die
Außenpolitik sowie den Kampf gegen den Terrorismus auf die
Fahnen geschrieben hatte, stünden dagegen im Interesse der
Amerikaner derzeit ganz weit hinten.
Für Oscar Gabriel hat sich Barack Obama schon vor der Wirtschaftskrise
durchgesetzt. „Es
hat einen Kulturwandel gegeben, der ihn ins Weiße Haus tragen
wird“,
prophezeite der Wahlforscher. Sollte der Demokrat neuer Präsident
der USA werden, so Andreas Geldner, werde dieser die Europäer
mit Blick auf Afghanistan mehr in die Verantwortung nehmen. Zu
einer großen Zäsur im deutsch-amerikanischen
Verhältnis werde es aber nicht kommen, mutmaßte der
Journalist. Julia
Alber/amg
KONTAKT
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Prof. Oscar W. Gabriel
Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Politische Systeme und Politische Soziologie
Tel. 0711/685-83430
e-mail: oscar.gabriel@sowi.uni-stuttgart.de
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