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Podiumsdiskussion der Stuttgarter Zeitung und des IZKT >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Weltmacht China im Umbruch?
Genau einen Monat vor den Olympischen Spielen im August 2008
in Peking debattierten Experten an der Universität Stuttgart
lebhaft über das aktuelle Geschehen in China: Harald Maass,
China-Korrespondent der Stuttgarter Zeitung, Eckhart Ribbeck vom
Städtebau-Institut der Uni und Christian Gottschalk, Redakteur
Außenpolitik
der Stuttgarter Zeitung standen Rede und Antwort. Georg Maag, geschäftsführender
Direktor des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung (IZKT),
leitete die Diskussion. Das Wirtschaftswunderland hat nicht nur Sonnenseiten.
Themen wie Menschenrechtsverletzungen und der Mangel an Demokratie rücken
immer stärker in den Vordergrund.
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China, das Land mit den meisten Millionenstädten
der Welt, leidet schon seit geraumer Zeit an Überbevölkerung.
Diese Überbevölkerung konzentriert sich nicht,
wie man vermuten würde, auf die Städte, sondern
hauptsächlich auf das Land. Als Vergleich hierzu Europa:
Während in China 40 Prozent der Bevölkerung in
Städten leben, so sind es in Europa ganze 75 Prozent.
Die ländlichen Regionen in China sind um etwa 300 Millionen
Menschen überbevölkert. Eine drastische Verstädterungspolitik
konnte in den vergangenen Jahren gute Ergebnisse verbuchen. „Man
kann hier von einer Turboverstädterung sprechen“,
so Prof. Eckhart Ribbeck vom Städtebau-Institut, „da
es bereits
200 Millionen Menschen gelungen ist, binnen weniger Jahre vom
Land in die Stadt umzuziehen“. Jährlich wird so
eine Fläche in der Größe von einem Drittel
Baden-Württembergs zugebaut.
Doch die Verstädterung
ist nicht das einzige Problem, das China in den kommenden Jahren
beschäftigen wird. In der Bildung herrscht immer noch
eine Zweiklassengesellschaft. Ein Studienplatzanwärter
aus der Provinz benötigt doppelt oder dreifach so viele
Punkte in der Universitäts-Aufnahmeprüfung, als ein
Bewerber, der bereits in der Universitäts-Stadt wohnt.
Die anderen Probleme des Landes sind im Westen inzwischen zum
Klischee geworden: Smog, Klimaschutz und Menschenrechtsverletzung.
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Die Olympischen Spiele haben die Menschen in China geeint.
Doch hinter dem Jubel verbergen sich massive Probleme wie
der Druck der Landbevölkerung auf die Städte. (Foto:
Beijing Organizing Committee |
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Harald Maass warnt vor einer zu einseitigen Sicht. „Das Bild, das viele
von China haben“, so der China-Korrespondent, „ist oft nur von den
Journalistenberichten geprägt.“ Meistens konzentriere sich die Berichterstattung
auf diese wenigen Themen, so dass der Eindruck erweckt wird, es geschehe in einem
so großen Land nichts anderes.
Die Einschränkung der Pressefreiheit jedoch sei problematischer denn je.
Probleme, wie der Umweltschutz, könnten nicht thematisiert werden, da in
den Medien darüber geschwiegen werde. „Ein erster Schritt“,
so Harald Maass, „wäre den Medien zu erlauben, mehr zu berichten.“ Nikolaos
Karatsioras
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