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Erste Brücke aus kalt gebogenem Glas >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Schweben über dem Nichts

Glas ist ein faszinierender Werkstoff. Dank Eigenschaften wie seiner Transparenz, Oberflächenhärte, Diffusionsdichte und UV-Beständigkeit hat er die Architektur der letzten Jahrzehnte so nachhaltig beeinflusst wie kaum ein anderes Material. Ende vergangenen Jahres wurde anlässlich der Messe „glasstec“ in Düsseldorf erstmals eine begehbare Ganzglasbrücke aus kalt gebogenem Glas vorgestellt. Die Konzeption und das Design der „Brücke 7“ erarbeitete das Institut für Baukonstruktion und Entwerfen, Lehrstuhl 2 (IBK2), der Uni in einem intensiven Dialog mit der Firma seele (Gersthofen) und dem Stuttgarter Ingenieurbüro Engelsmann Peters.

Messebesucher auf Brücke

Hält sie oder hält sie nicht? Messebesucher auf der „Brücke 7“.
(Foto: Messe Düsseldorf)

  Hält sie oder hält sie nicht? Wer zum ersten Mal eine Glasbrücke betritt, glaubt, über dem Nichts zu schweben. Nur ein glitzerndes, nahezu unsichtbares Band unter den Füßen verbindet die Brückenpodeste, und das bei einer Spannweite von sieben Metern. Tragende Materialien sind auf wenige stählerne Verknüpfungselemente reduziert: Das Glas trägt sich selbst.
Möglich wurde die optisch schwerelose Konstruktion mit Hilfe kaltverformter Floatglasscheiben. Dieses in der modernen Architektur weit verbreitete Material wird von der Glasindustrie in ebenen Platten hergestellt. Um gebogene Glasbauteile zu erhalten, werden die ebenen Glasscheiben üblicherweise bei Temperaturen von über 640 Grad verformt. Nachteile dieser Technik sind die Kosten der Form, die Begrenzung durch den Biegeofen, die optischen Beeinträchtigungen durch das thermische Verfahren und die Ungenauigkeiten beim Erkalten des Glases. Um diese Probleme zu umgehen, präsentierten die Partner mit der „Brücke 7“ erstmals eine begehbare Ganzglaskonstruktion aus kalt gebogenem Glas. Beim Kaltbiegen werden die Glasscheiben vor dem Laminiervorgang, also vor dem Verkleben der einzelnen Glasschichten, auf einer Form als Glaspaket abgelegt. Spannungen werden durch das anschließende Laminieren quasi eingefroren.Eine Herausforderung an die Tragwerksplanung war das statische System der experimentellen Glasbogenbrücke. Es besteht aus einem Zweigelenkbogen mit einem Verhältnis von „Stich“ (der Fachbegriff meint die Bogenhöhe) zu Spannweite von 1/18; dies entspricht einem besonders schlanken Bogen. Durch eine neuartige Verteilung der Lasten entsteht ein System, bei dem die tragende Konstruktion des Glasstegs und des Glasgeländers optisch vollkommen aufgelöst ist. Der Materialeinsatz von Stahl wird dabei auf Verknüpfungselemente zwischen Geländer und Steg reduziert. Glasklar spannt sich der Brückenbogen, es entsteht ein Eindruck von Leichtigkeit und transparenter Eleganz.

Die Brücke wurde mit dem Innovationspreis „Architektur und Glas“ ausgezeichnet und dürfte zu einer Zukunftstechnologie für Anwendungen im konstruktiven Glas- und Fassadenbau werden. Bereits im Jahr 2006 wurde diese Auszeichnung für eine Ganzglastreppe vergeben, die als Kooperationsprojekt der Firma seele und des IBK2 entstand.  amg

KONTAKT
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Andreas Fuchs
Institut für Baukonstruktion und Entwerfen 2
Tel. 0711/685-83987
e-mail: andreas.fuchs@ibk2.uni-stuttgart.de.
>>>> http://www.uni-stuttgart.de/ibk2/