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Mitarbeiter des IRS an Beobachtungsmission Jules Vernes beteiligt >>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Kontrollierter Absturz im Südpazifik
Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen, auf
dem Rückweg Abfall mitzunehmen und beim Wiedereintritt in die Atmosphäre
zusammen mit dem Müll kontrolliert zu verglühen – das war die
Aufgabe des europäischen Versorgungsmoduls ATV (Automated Transfer Vehicle).
Verfolgt wurde der Absturz des rund zehn Meter langen Ungetüms im Rahmen
der Beobachtungsmission Jules Vernes durch die europäische Raumfahrtagentur
ESA und die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. Mit an Bord: Ricarda
Wernitz und Andreas Knapp vom Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der
Uni. Inzwischen wurden die ersten Daten ausgewertet.
Auftauchen desATV am Nachthimmel
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Ricarda Wernitz, Andreas Knapp und Stefan Löhle vom IRS an Bord
des Beobachtungsflugzeugs.
(Fotos:
Institut) |
Um den Absturz zu beobachten und dessen Zerfall zu protokollieren,
setzten die Raumfahrtorganisationen zwei Flugzeuge ein, die mit Teleskopen,
Spektrometern, Videokameras und diversen fotografischen Systemen ausgerüstet
waren. Insgesamt waren 19 Experimente an Bord. Zum Teil mussten sogar speziell
an die Instrumente angepasste Flugzeugfenster eingebaut werden. Deshalb
fanden ausgiebige Tests zur Dichtigkeit des Flugzeugs und der festen Montage
der Instrumente statt, bevor die Wissenschaftler in weiteren Testflügen
die Funktionalität der Instrumente überprüfen konnten.Die
IRS-Mitarbeiter, die bei den Vorbereitungen von ihrem Kollegen Stefan Löhle
unterstützt wurden, sollten Detailinformationen über die Entstehung
und das Verglühen der Einzelteile gewinnen, in die das Modul bei seinem
Eintrittsflug in die Erdatmosphäre zerfällt.Dabei wurde ein verbessertes
Messsystem, dessen Vorgänger zuvor für die Beobachtung der Eintrittskapsel „Stardust“ verwendet
wurde, zur Beobachtung des ATV-Eintritts eingesetzt. In Kombination mit einer
herkömmlichen Videokamera und einem Nachtsichtgerät konnte so der
Himmel beobachtet und gleichzeitig die für das Auge nicht sichtbare UV-Strahlung
detektiert werden. |
Damit die Mission überhaupt stattfinden konnte, mussten die Wissenschaftler
den Ablauf des Absturzes in Zusammenarbeit mit dem Kontrollzentrum jedoch zunächst
genau planen und den optimalen Ort und Termin dafür festlegen. Die Entscheidung
fiel auf ein Gebiet südwestlich von Tahiti. Für die unbewohnte Region
sprachen gleich mehrere Gründe: So war das Risiko, dass Menschen von herabfallenden
Trümmern getroffen werden, dort sehr gering. Andererseits gibt es keine
Bodenbeleuchtungen wie etwa Straßenlaternen, die die Beobachtungen hätten
stören können.
Aus ähnlichen Gründen sollte der Wiedereintritt bei Neumond stattfinden.
Am 29. September 2008, mitten in der Nacht, war es dann soweit: Gespannt beobachtete
Andreas Knapp mit der Kamera den Nachthimmel, während Ricarda Wernitz
sich darauf vorbereitete, mit dem Computer die eintreffenden Daten zu erfassen.
Um 3.35 Uhr Ortszeit erschien plötzlich ein Leuchten am Nachthimmel. Sobald
die Kamera das Ziel erfasst hatte, konnte Ricarda Wernitz ein schwaches Leuchten
detektieren. Das auftretende Licht wurde zunehmend grell. Schon jetzt war klar:
Die Mission verläuft erfolgreich. Außerdem wurde nahezu der komplette
Zerfall des ATV per Video festgehalten.
Inzwischen wurden die Daten an der Abteilung Raumtransporttechnologie des IRS
ausgewertet und in einem Workshop der europäischen Raumfahrtbehörde
ESA im März dieses Jahres mit den Kollegen ausgetauscht und diskutiert.
Die bisherigen Ergebnisse erlauben die Bestimmung der Oberflächenstrukturen
der heißen Strukturen, die Charakterisierung der spektralen Zusammensetzung
in der Umströmung sowie eine Analyse der Bruchstückverteilung des
Vehikels. Im Zuge dessen plant die ESA ein Forschungsprojekt zur Auswertung
der Flugdaten. Die Erfahrungen, die bei derartigen Beobachtungen aus dem Flugzeug
gesammelt wurden, werden in die von der ESA geplante Beobachtungsmission der
japanischen Kometenkapsel Hayabusa im Jahre 2010 mit einfließen. Stefan
Löhle/Georg Herdrich/amg
KONTAKT
_________________________________
Dr. Georg Herdrich
Dr. Stefan Löhle
Institut für Raumfahrtsysteme
Tel. 0711/685-62412
e-mail: herdrich@irs.uni-stuttgart.de
>>>> http://www.irs.uni-stuttgart.de
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