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Silikatstrukturen als erste Glas-Lichtleiter >>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Wie das Licht in den Schwamm kommt
Glasfasern als Lichtleiter sind offenbar keine Erfindung der letzten Jahrzehnte.
Ihr natürliches Äquivalent findet sich vielmehr bereits in Schwämmen,
den entwicklungsbiologisch ältesten mehrzelligen Tieren der Welt. Das
wiesen marine Zoologen der Universität Stuttgart und des Leibniz-Instituts
für Meereswissenschaften an der Universität Kiel im Rahmen des Forschungsprojektes
BIOTECmarin nach*).
Radiär verlaufende Nadelbündel in Tethya. Deutlich ist die
Auffächerung der Bündel hin zur Oberfläche des Schwammes
zu beobachten.
(Foto: Institut) |
Schwämme (Porifera) sind in der Lage, mit Hilfe von
amorphen Silikatnadeln Licht weiterzuleiten. Schon vor über zehn Jahren
erregten Funde photosynthetisch aktiver Organismen – Grünalgen
- im Inneren von Schwämmen Aufmerksamkeit. Bis dahin war noch nicht
zu erklären, wie diese Organismen im Inneren von Schwämmen ohne
Licht überleben konnten. Bereits damals stellten die Meeresbiologen
Elda Gaino und Michele Sarà aus Genua (Italien) die These auf, dass
eventuell Licht ins Innere der Schwämme geleitet wird. Das Zoologenteam
aus Stuttgart und Kiel konnte nun nachweisen, dass die Silikat-Skelettelemente
(Spiculae) des marinen Schwammes Tethya aurantium tatsächlich Umgebungslicht
in das Innere des lebenden Schwammes weiterleiten.
Besitzen Schwämme
diese Silikatstrukturen nicht – wie zum Beispiel der
Goldschwamm Aplysina aerophoba –, kann kein Lichttransport
ins Innere nachgewiesen werden. Den Wissenschaftlern ist es damit erstmalig
gelungen, die Lichtleitung in einem lebenden Schwamm nachzuweisen. Bisher
konnte die Lichtleiterfunktion nur an herauspräparierten Skelettnadeln
mit eingekoppeltem Laserlicht gezeigt werden.
Der Nachweis bringt nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes Licht in das Mysterium,
warum vom Licht abhängige Organismen in der Lage sind, im Körper von
(großen) Schwämmen zu leben, sondern könnte auch erklären,
warum einige Schwämme besonders gut wachsen. Die Forscher vermuten nämlich,
dass ein Austausch an Stoffwechselprodukten zwischen den beiden stattfindet.
Erklärbar ist nun auch die geringe Verbreitungszone dieser Schwämme,
denn durch den Lichtbedarf ihrer Mitbewohner kommen nur die ersten Meter Wassertiefe
in Frage. In weiteren Experimenten wird nun zu klären sein, wie die Lichtleitung
in diesen Bündeln aus Silikatnadeln im Detail vonstatten geht. |
Das Geschehen am Meeresgrund dürfte künftig seinen Niederschlag in
der Technik finden. So sollen die Silikatnadeln der Schwämme industrielle
Glasfasern ersetzen. Da sie einen höheren Biegeradius und ein anderes Bruchverhalten
aufweisen, könnte man die bisher recht starren Glasfaserkabel dann auch über
Eck verlegen. Interessant ist zudem, dass der Schwamm Glas in einer kalten Umgebung
produziert. Kommt man dahinter, wie er das macht, ließen sich daraus neuartige
Displaybeschichtungen, beispielsweise für Handys, entwickeln. zi/amg
*) Die Untersuchungsergebnisse wurden in der Zeitschrift
Journal of Experimental Marine Biology and Ecology unter dem Titel „Light inside sponges” veröffentlicht.
>>>>http://dx.doi.org/10.1016/j.jembe.2008.06.036
KONTAKT
_________________________________
Prof. Franz Brümmer
Biologisches Institut, Abteilung Zoologie
Tel. 0711/685-65083
e-mail: franz.bruemmer@bio.uni-stuttgart.de
>>>>http://www.biotecmarin.de
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