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Stuttgarter Physiker minimieren Verunreinigungsgrad von Diamanten >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
10.000-mal reiner als lupenrein
Edle Steine werden nach ihrer Qualität in verschiedene Klassen eingeteilt:
AAA ist dabei die Klasse mit der höchsten Reinheit und am wertvollsten.
Wissenschaftler des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart
haben nun in Zusammenarbeit mit der britischen Firma „element6“ Diamanten
hergestellt, die 10.000-mal reiner sind als alle bisher bekannten Diamanten.
Darüber berichtete im April die renommierte Fachzeitschrift „Nature
Materials“*).
„Ähnlich wie hochreines Silizium die Basis für die moderne
Halbleiterindustrie darstellt, könnte dieses Material eine entscheidende
Rolle für die Weiterentwicklung der Informationstechnologie spielen“,
sagen die Stuttgarter Physiker. Hochreiner Diamant besteht ausschließlich
aus Kohlenstoff. In den meisten Fällen enthalten die Steine aber auch
andere Elemente, am häufigsten Stickstoff, die den Diamanten einfärben
können. Den Wissenschaftlern ist es gelungen, den Verunreinigungsgrad
mit Stickstoffatomen bis auf wenige ppb (parts per billion, eins pro eine Milliarde)
zu reduzieren, etwa 10.000-mal geringer, als dies bei den besten Diamanten
zuvor der Fall war. In diesen extrem sauberen Steinen sind Verunreinigungen
selbst mit der Lupe fast nicht mehr auszumachen. Die wenigen verbliebenen Fremdatome
verhalten sich fast wie Atome im Vakuum. Bei einer solchen Reinheit wird sogar
das Kohlenstoffisotop 13C selbst zu einer Verunreinigung. Bestehen natürlichen
Diamanten zu 1,1 Prozent aus 13C, so enthält der Stuttgarter Diamant nur
noch 0,03 Prozent 13C und der Rest besteht aus dem Isotop 12C. „Dadurch
können wir feststellen, ob sich diese Atome so verhalten, wie es für
die Verwendung in der (Quanten-)Informationsverarbeitung notwendig ist“,
erklärt Institutsleiter Prof. Jörg Wrachtrup.
In einem speziellen Verfahren stellen die Physiker Diamanten aus Methanplasma
her. Die Steine wiegen 0.01 Karat, dies entspricht zwei Milligramm. Aufgrund
des aufwändigen Herstellungsprozesses beträgt der Wert pro Karat
etwa eine Million Euro - ein Vielfaches des Preises für einen normalen
Diamant. Auch wenn dieser Preis solche Diamanten als Schmuckstein uninteressant
macht, kann sich ihr Einsatz in Wissenschaft und Technik als unabdingbar erweisen.
Die damit einhergehende Massenproduktion würde sicher zu einer Preissenkung
führen. amg
*) Fedor Jelezko, Jörg Wrachtrup et al.: Ultralong
spin coherence time in isotopically engineered diamond, in: Nature Materials,
doi 10.1038/ nmat2420.
http://www.nature.com/nmat/journal/vaop/ncurrent/abs/nmat2420.html
KONTAKT
_________________________________
Prof. Jörg Wrachtrup
3. Physikalisches Institut
Tel. 0711/685-65278
e-mail: wrachtrup@physik.uni-stuttgart.de
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