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Ultrakalte Temperaturen ermöglichen neuen Bindungstyp >>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Neuartige Riesenmoleküle
Die meisten Bindungen in der Natur beruhen auf der elektrostatischen Anziehung
zwischen verschiedenen Teilchen. Forscher des 5. Physikalischen Instituts der
Uni erzeugten nun ein Molekül, das ungefähr tausend Mal größer
ist als gewöhnliche Moleküle und von einem neuartigen Bindungsmechanismus
zusammengehalten wird. Dabei sendet ein Partner ein hochangeregtes Elektron
aus, welches den anderen Partner elektrisch polarisiert und damit bindet. Das
Elektron ist jedoch weiterhin an den ersten Partner gebunden und so halten
alle drei zusammen. Darüber berichtete die Zeitschrift ,Nature' in ihrer
Ausgabe vom 23. April*).
Planetenmodell des Rydberg-Moleküls (oben) sowie die Wahrscheinlichkeitsverteilung
des Rydberg-Elektrons und das resultierende anziehende Potential des
Moleküls. (Grafik:
Institut) |
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In dem neuartigen Molekül ist eines der beiden Atome
hoch angeregt: Sein äußerstes Elektron kreist auf einer Bahn
mit sehr großem Durchmesser und ist nur noch schwach an den Rest
des Atoms gebunden. Man bezeichnet diese hochangeregten Atome nach ihrem
schwedischen Entdecker Johannes Rydberg als Rydberg-Atome und das zugehörige
Elektron auch als Rydberg-Elektron. Das zweite Atom des Moleküls befindet
sich im Grundzustand. Das Besondere an diesem Molekül ist sein Bindungsmechanismus:
Er beruht ausschließlich auf dem Einfluss des Rydberg-Elektrons auf
das zweite Atom. Es wird im elektrischen Feld des Elektrons polarisiert
und dadurch an das Rydberg-Atom gebunden. Die Größe des Moleküls
wird deshalb direkt durch die Umlaufbahn des Rydberg-Elektrons bestimmt.
Damit zählt dieses Molekül mit einem Durchmesser von mehr als
100 Nanometern zu den größten bekannten zweiatomigen Molekülen.
Strenggenommen bewegen sich die Elektronen in einem Atom nicht auf Kreisbahnen,
sondern sind entsprechend einer räumlichen Verteilung „verschmiert“.
In der Quantenmechanik wird diese durch die Wellenfunktion beschrieben.
Vom Zentrum des Atoms ausgehend besitzt diese Verteilung abwechselnd Maxima
und Minima. Dort, wo das Maximum am größten ist, ist auch die
Wahrscheinlichkeit am größten, das Elektron anzutreffen.Damit
sich das neu entdeckte Molekül bilden kann, muss sich genau in diesem
Abstand ein Atom im Grundzustand befinden. Da die Atome in einem Gas bei
Zimmertemperatur viel größere Abstände voneinander haben
und sich außerdem mit Schallgeschwindigkeit bewegen, benutzten die
Physiker aus der Gruppe von Tilman Pfau ein ultrakaltes Gas aus Rubidiumatomen
und bestrahlten dieses mit Laserlicht. Dadurch wurde das äußere
Elektron von einigen Rubidiumatomen auf eine sehr große Bahn „gehoben” und
es konnten Rydberg-Atome erzeugt werden. |
Charakterisierung der Moleküle
Bei der Entstehung der meisten Moleküle kann der Übergang von freien
Atomen zu Molekülen direkt an veränderten Eigenschaften beobachtet
werden. Die Eigenschaften des neuartigen Rydberg-Moleküls werden jedoch
hauptsächlich vom Rydberg-Atom bestimmt. Wegen dieser Ähnlichkeit
von Atom und Molekül scheidet der konventionelle Nachweis aus. Deshalb
untersuchten die Forscher um Tilman Pfau den Prozess, der zur Bildung der Moleküle
führt. Für die Anregung eines Atoms in einen Rydberg-Zustand wird
eine charakteristische Energie des Laserlichts benötigt. Erzeugen sie
aber ein Molekül, so ändert sich diese Energie: Sie ist genau um
die Bindungsenergie des Moleküls kleiner. Um also zu prüfen, ob es
sich um ein Molekül oder ein einfaches Rydberg-Atom handelt, haben die
Physiker die Energie ihres Lasers in kleinen Schritten verändert und die
Anzahl der entstandenen Rydberg-Atome gemessen. Durch diese Methode, bei der
sie die Energie ihres Lasers mit einer Genauigkeit von eins zu einer Milliarde
kennen, konnten sie das neuartige Molekül erzeugen und gleichzeitig seine
Bindungsenergie bestimmen. uk
*) Vera Bendkowsky, Björn Butscher, Johannes Nipper, Jim P. Shaffer,
Robert Löw, Tilman Pfau: Observation of ultra-long range Rydberg molecules,
Nature 458, 1005 (2009).
KONTAKT
_________________________________
Prof. Tilman Pfau
5. Physikalisches Institut,
Tel. 0711/685-68025
e-mail: t.pfau@physik.uni-stuttgart.de
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