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Europäische Stadtplanung als Impulsgeber für asiatische Metropolen >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Lebensqualität in der Großstadt

Welche Anregungen können Städteplaner in den dynamischen Wachstumsregionen Asiens aus der Tradition europäischer Städte „mitnehmen“? Diesen Fragen widmet sich das Europäische Institut für Planung (EIP) an der Uni Stuttgart. Als selbstständige Abteilung des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung (IZKT) wird es fachlich vom Städtebau-Institut getragen.

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Highlight im Jahresprogramm des EIP ist die Internationale Sommerakademie, die zuletzt in Köln stattfand.

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Kreative Ideen zur Umnutzung historischer Bausubstanz:
Großmarkthalle als Eventstätte.         (Fotos: Institut)

Auf der Homepage des EIP finden sich neben den üblichen deutschen und englischen Versionen auch Schriftzeichen in Chinesisch und Koreanisch. Aus diesen und benachbarten Regionen stammen auch die Zielgruppen des EIP, das sich die Förderung der internationalen Kooperation von Universitäten, Institutionen und Firmen im Bereich der Stadtplanung und Stadtgestaltung auf die Fahnen geschrieben hat. Schwerpunkte sind dabei der kulturhistorische Entstehungszusammenhang stadträumlicher Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien sowie die Bedeutung der Besonderheiten eines Ortes in der Planung und Gestaltung. „Das EIP bezieht sich bewusst auf die Tradition der europäischen Stadt, ohne diese als Norm für den Städtebau anderer Kulturen zu sehen“, erklärt Prof. Helmut Bott vom Städtebau-Institut der Uni und Geschäftsführender Direktor des EIP. Stattdessen sensibilisiert das EIP für städtebauliche Aspekte, die es in den stark verdichteten asiatischen Ballungsräumen so oft gar nicht gibt: Die Integration von historischer Bausubstanz in Neubauprojekte zum Beispiel, die qualitätvolle Gestaltung städtischer Freiräume (Straßen mit Aufenthaltsqualität, Stadtplätze, Grünanlagen und verkehrsberuhigte Bereiche) oder Fragen des nachhaltigen beziehungsweise ökologischen Bauens.
Um diese Ziele umzusetzen, organisiert das EIP unter anderem internationale Seminare, Studienreisen, Tagungen, Workshops und Lehrgänge für Wissenschaftler und Planungspraktiker. Highlight im Jahresprogramm ist die Internationale Sommerakademie, die jedes Jahr in einer anderen Stadt stattfindet. So waren nach Stationen in Mannheim, Stuttgart und Konstanz im vergangenen Jahr 24 Studierende und junge Planer aus Behörden und Firmen aus Südkorea und Taiwan in Köln zu Gast und entwickelten dort Ideen für ein frei werdendes Großmarktgelände. Ihr Ziel war die Entwicklung eines tragfähigen städtebaulichen Konzepts für ein eigenständiges, urbanes Stadtquartier. Dazu setzten sich die Seminarteilnehmer mit  der traditionsreichen Stadtbaugeschichte der Stadt Köln im Besonderen, aber auch dem Großmarktgelände selbst und dessen besonderer Lage am städtischen Grüngürtel auseinander. Auch die Grundlagen des europäischen Städtebaus und dessen Weiterentwicklung unter Berücksichtigung zeitgemäßer, städtischer Wohnformen waren ein wichtiges Thema. Entstanden sind so acht verschiedene Entwurfsprojekte, denen jeweils ein ganz besonderer Umgang mit dem städtischen Freiraum eigen ist. So schlagen drei Arbeiten die Vollendung des Grünrings bis zum Rhein vor. Die Wohngebiete werden meist an einem zentralen Freiraum angeordnet. In vielen Arbeiten wird die Großmarkthalle aufgrund ihres außergewöhnlichen Baukörpers freigestellt, ein anderes Konzept definiert die Halle als neue Eventstätte im Kölner Süden. Fast schon Programm ist die Arbeit „City Collage“ von Dae Young Jeong, Min Kyung Song und Sul Ah Chung: Sehr geschickt konzipiert sie einen städtebaulichen Dreiklang aus einer historischen Blockstruktur der europäischen Stadt, den linearen Mustern der alten Gleisanlagen und der Großmarkthalle als Solitär in einem großen öffentlichen Raum.

Konsequente Rückkopplung mit der Planungspraxis
„Das EIP geht davon aus, dass die gemeinsame Entwurfsarbeit an einer konkreten Planungsaufgabe den schnellsten Einstieg in den europäischen Städtebau ermöglicht und einen besseren Lernerfolg bewirken kann als eine Tagung mit vielen Vorträgen“, so Bott. Deshalb werden die Arbeitsergebnisse am Ende der Sommerakademie stets mit Baubürgermeistern und anderen Planern der jeweiligen Stadt diskutiert. „Diese Rückkopplung in die Praxis, die Reaktionen auf und Diskussionen über die Planungsvorschläge bietet den Teilnehmern einen vertieften Einblick in die Mitteleuropäische Planungskultur.“
Trotz des großen Interesses und Engagements der Teilnehmer lassen sich diese Ansätze in den Heimatländern nicht immer gleich eins zu eins Umsetzen. Dennoch ist man am EIP überzeugt, dass die Kooperationen das Gesicht asiatischer Städte verändern können. „Wer einmal die Stadtraum- und Aufenthaltsqualität einer gut geplanten europäischen Stadt erlebt hat, im Zentrum einer deutschen Großstadt Fahrrad gefahren ist, auf gut gestalteten Stadtplätzen im Freien sein Menu verzehrt oder im Stadtpark Würstchen gegrillt hat, wird wahrscheinlich auch Stadtviertel in anderen Ländern künftig so planen, dass dort die Lebensqualität steigt“, hofft Tutor Thorsten Erl.
Die nächste Sommerakademie wird im Juli im alten Industriehafen in Düsseldorf stattfinden. Mit rund 140 Hektar ist das Gebiet die letzte große, zusammenhängende, zentrumsnahe Entwicklungsfläche in Düsseldorf. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Düsseldorfer Medienhafen mit Bauten unter anderem von Frank Gehry, Ove Arup und David Chipperfield. Aufgrund ökonomischer und technischer Veränderungen in der Hafenlogistik wird der Standort in Kürze aufgegeben und für neue städtebauliche Entwicklungen frei. Der Umgang mit solchen Konversionsgebieten, in Deutschland quasi städtebaulicher Alltag, ist in asiatischen Ländern noch ziemliches Neuland. Doch das Thema wird auch dort kommen, so Erl. In China zum Beispiel zeigt sich, dass der Übergang von schnellen, nur an Quantität orientierten Stadtentwicklungsprojekten hin zu qualitativen hochwertigen Stadträumen in den fortgeschrittensten Städten bereits vollzogen wird. „Hangzhou etwa hat begonnen, die Stadtraumqualität der Kernstadt entscheidend zu verbessern, sehr gut gestaltete Alleen, Fußgängerbereiche und wunderbare Grünräume geschaffen“, berichtet Bott. Im Städteranking rangiert die Stadt stets ganz oben und zieht entsprechend sehr viele Investitionen an. Der Bedarf nach dem entsprechenden städtebaulichen Know-How ist also groß.                       amg

 

KONTAKT
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Prof. Helmut Bott
Europäisches Institut für Planung
Tel. 0711/685-83360
e-mail: info@eip.uni-stuttgart.de
>>>> http://www.eip.uni-stuttgart.de