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Beim Girls’ Day eroberten Schülerinnen Hörsäle und Labore >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

„Der Windkanal rockt“

Am neunten bundesweiten Girls’ Day brummte auch die Uni Stuttgart vor Leben. 31 Veranstaltungen lockten am 23. April über 450 Schülerinnen der Klassen fünf bis zehn in Hörsäle und Labore. Besonders die Ingenieurwissenschaften waren vertreten, die durch die Veranstaltung mehr Mädchen und junge Frauen für sich gewinnen wollen. Die Aktionen boten einen spielerischen Zugang zur wissenschaftlichen Arbeit, der sichtbar Spaß machte und wie nebenbei eine Menge Wissen vermittelte.

In den Hallen des Instituts für Aerodynamik und Gasdynamik (IAG) kommt man sich vor wie in einer fremden Welt. Zwölf Teenager bestaunen die Modelle unterschiedlicher Brücken, Fernsehtürme oder der Großen Moschee in Medina im Maßstab 1:200. Dabei handelt es sich um Modelle für den Windkanal, an denen das Verhalten der realen Bauten bei Wind untersucht werden kann. Dann bekommen die Mädchen die Möglichkeit, selbst in den Windkanal hineinzusteigen. „Eine beeindruckende Erfahrung.“ Bei einer Windgeschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde führen die Nachwuchswissenschaftlerinnen selbst einige Experimente durch und lassen sich dafür gerne die Frisur zerzausen. „Berührungsängste hat hier niemand und genau darum geht es“, betont Prof. Ulrich Rist, Leiter der Abteilung Grenzschichtablösung und Sichtbarmachung am IAG und selbst Vater eines „Girls“. „Eigentlich war es ihre Idee", lacht der Vater, „und die Rückmeldungen nach 2008 waren so positiv, dass wir einfach wieder mitmachen mussten".

 

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Sturmfrisur für die Berufsorientierung: Junge Frauen beim Experimentieren im Windkanal.                                    Foto: Eppler)

Vom Versuch zur Tragflügelumströmung, bei dem man die umströmende Luft sogar hören kann, bis zum schnittigen Modellauto, dessen Luftwiderstand die Mädchen selbst berechnen und optimieren, sind alle Experimente zum Anfassen und Mitmachen. Einige Mädchen haben auch schon Interesse an einer Karriere als Ingenieurin angemeldet. „Mehr Frauen an unserem Institut wären durchaus sinnvoll“, meint Rist. Warum die Frauenquote in der Aerodynamik so gering ist, kann er sich nicht so recht erklären. Doch er wird auch weiterhin die Werbetrommel rühren. „Wir sind heute um halb sechs aufgestanden, aber es hat sich gelohnt: Der Windkanal rockt!"
Auch im Institut für IT-Service (IITS) der Uni ist Praxis das oberste Gebot. Hier bringt „Roberta“, ein vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme  entwickeltes Kursprogramm, den Mädchen das Thema Roboter näher. Mit Legosteinen, Elektromotoren, Sensoren und einem Computer bauen sie einen kleinen Roboter und programmieren diesen selbst mit einer entsprechenden Software. Die Schülerinnen tippen und testen emsig, denn ihre „Robertas" sollen diffizile Aufgaben lösen: Aus einem Labyrinth herausfinden zum Beispiel oder einen Golfball abschlagen. Zwischen dem Surren der kleinen Motoren unterstützen Informatikerinnen die zukünftigen Programmiererinnen, wenn ein Roboter Probleme macht. „Wir müssen uns zurückhalten mit der Hilfestellung" erklärt Ursula Vollmer, die Betreuerin des Workshops. „Erwachsene neigen dazu, Mädchen eher zu helfen als Jungen und schränken damit das Erfolgserlebnis, ein Problem selbstständig gelöst zu haben, unbewusst ein." Die Diplom-Informatikerin sieht im Roberta-Programm den richtigen Zugang für interessierte Schülerinnen, die hier spielerisch sowohl gefordert als auch gefördert werden. Warum auch der IT-Bereich noch weitgehend eine Männerdomäne ist, bleibt für Ursula Vollmer nach wie vor ein Rätsel „Vielleicht machen sich junge Frauen zu Studienbeginn einfach mehr Gedanken zum Thema Familie und entscheiden sich dann gegen die Ingenieurwissenschaften“, vermutet sie. „Dabei sind technische Berufe durchaus mit einem Familienleben vereinbar."
Viele der Teilnehmerinnen sind nicht zum ersten Mal beim Girls' Day dabei. Die Berufswahl abnehmen kann ihnen die Veranstaltung zwar nicht. Aber sie erleichtere tatsächlich die Orientierung und erweitere außerdem das Berufswahlspektrum über die typischen Frauenberufe hinaus, meint eine der Teilnehmerinnen. „Das hilft und macht auch noch Spaß.“  Bettina Wagner

 

KONTAKT
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Beate Langer
Gleichstellungsreferat
Tel. 0711/685-84034
e-mail: gleichstellungsreferat@uni-stuttgart.de
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