|
|
Podiumsdiskussion über die richtige Verwendung von Studiengebühren >>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Mentalitätswechsel in Sachen Lehre
„Wohin mit den Millionen?“ lautete das plakative Motto einer Podiumsdiskussion
im November 2008, die mehr Klarheit und Transparenz über die Verwendung
von Studiengebühren zum Ziel hatte. Auf Einladung des Fritz-Erler-Forums
und der Hochschulgruppe in der Friedrich-Ebert-Stiftung nahmen Vertreter aus
Politik, Hochschulen und Studentenschaft Stellung.
Wohin mit den Studiengebühren? Darüber diskutierten
(von links) Johannes Stober, SPD, Prof. Volker Haug, Wissenschaftsministerium,
Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel, Moderator Jürgen Schmitz, SWR,
Prof. Markus Voeth, Uni Hohenheim, Fritz Weißer, Studierender an
der Uni Stuttgart. (Foto:
Eppler) |
|
Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel knüpfte an das Landeshochschulgebührengesetz
aus dem Jahr 2006 an, wonach die Einnahmen aus Studiengebühren zweckgebunden
für die Erfüllung von Aufgaben in Studium und Lehre zur Verfügung
zu stehen haben. „Ob der Erhalt oder die Verbesserung der Lehre gemeint
ist, wird darin nicht gesagt“, betonte Ressel, und widersprach damit
anderslautenden Darstellungen in den Medien. „Ich wurde falsch zitiert.“ Dessen
ungeachtet tragen Studiengebühren, die in den Erhalt der Lehrausstattung
investiert werden, auch zur Verbesserung bei. So wurden an der Uni Stuttgart
aus Studiengebühren zusätzliche Tutoren eingestellt und neue
Lehrveranstaltungen aufgestellt. Eine Mathematik-Vorlesung konnte gedrittelt
werden. Auch die Finanzierung von verbeamtetem Lehrpersonal aus Studiengebühren
ist möglich. Die Öffnungszeiten der Bibliotheken wurden verlängert,
mehr Bücher angeschafft und das Rechenzentrum mit Software-Tools ausgebaut.
Zudem sollen mehr Sprachkurse für ausländische Studierende angeboten
werden.
Fritz Weißer, Sprecher der Interessenvertretung Bund der Studiengebührenzahler,
sah das anders: „Trotz Studiengebühren ist keine Verbesserung für
die Studenten spürbar.“ Der Stuttgarter Chemiestudent mahnte mehr
Transparenz an. „Wir fühlen uns schlecht informiert über die
Verwendung der Studiengebühren“, sagte er, und bemängelte, dass
zum Zeitpunkt der Diskussion drei Fakultäten noch nicht im Internet veröffentlicht
hatten, was mit den Mitteln im vorausgegangen Sommersemester gemacht wurde. Zudem
würde Weißer gerne mehr Mitspracherechte für die Studierenden
sehen. |
Der Verfasser eines an der Universität Hohenheim entwickelten Gebührenkompasses,
Prof. Markus Voeth, sieht die Einführung der Studiengebühren als
Chance, um neue Wege einzuschlagen. Es bedürfe eines Umdenkens in der
Lehre. „Zwar zeichnen sich Forscher durch Forschung und nicht durch Lehre
aus“, so Voeth, „doch muss erkannt werden, dass eine bessere Lehre
neue Wege öffnen würde. Wir betrachten unsere Studenten als Kunden.“ Prof.
Dr. Volker Haug, Ministerialrat und Leiter der Zentralstelle des Ministeriums
für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sprach von einem „Mentalitätswechsel“. „Gute
Professoren müssen sich in Zukunft nicht nur durch exzellente Forschung,
sondern auch durch exzellente Lehre auszeichnen“, sagte er.
Ein Schritt dahin wird das im Aufbau befindliche Zentrum für Curricularentwicklung
an der Uni Stuttgart sein, das teilweise aus Studiengebühren finanziert
wird und deutlich zur Verbesserung der Qualität der Lehre beitragen soll.
Dies geschieht unter anderem durch eine Lehrevaluation, die sich an den aktuellen
Erkenntnissen aus der Evaluationsforschung und aus der Qualitätsentwicklung
orientiert. Hinzukommen sollen Qualifizierungsmaßnahmen für Tutoren
und im Bereich Mediendidaktik. Obwohl die Mittel, die der Universität
Stuttgart, verglichen mit Elite-Universitäten, zur Verfügung stehen,
nicht sehr hoch sind, gibt sich Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel optimistisch: „Jemand
aus Stanford oder Harvard würde staunen, was hier mit so wenig Geld geleistet
wird.“
Nikolaos Karatsioras/amg
|
|