bild-mit-logo
unilogo Universität Stuttgart
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Uni-Kurier >>>> Veranstaltungen >>>>

 
 

Kinder-Uni mit Prof. Gerhard Busse >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>

Ich sehe was, was Du nicht siehst…

„Warum will man Unsichtbares sehen?“ Faszinierende Experimente und spannende Einsichten rund um das Unsichtbare hielten am 16. Januar die Nachwuchswissenschaftler bei der Kinder-Uni in Atem. 670 Schüler tauschten ihr Klassenzimmer gegen das große Auditorium am Pfaffenwaldring 47, um Prof. Gerhard Busse vom Institut für Kunststofftechnik zu lauschen.

kind1kind2kind3kind4   Fotos:Eppler/Archiv

Unsichtbares begegnet uns im Alltag öfter, als man glaubt. Um dies zu demonstrieren, ließ Prof. Busse, Leiter der Abteilung für Zerstörungsfreie Prüfung, zu Beginn der Vorlesung ein kleines Modellflugzeug und einen Hubschrauber in der Aula Flugmanöver vollführen. Die kleine Cessna und der Helikopter waren zwar für alle gut sichtbar. Doch die Funkwellen, die von der Fernsteuerung beziehungsweise vom Sender ausgingen, waren es nicht. „Funkwellen sind wie unsichtbare Farben“, erklärte Busse, „es gibt sie zwar, aber wir können sie nicht sehen.“ Gleiches gilt auch für Röntgenstrahlen, die zwar das Innenleben eines Körpers sichtbar machen, für das menschliche Auge jedoch unsichtbar sind.

kinderuni

Dem Unsichtbaren auf der Spur war Prof. Busse mit Teilnehmern der Kinder-Uni.        (Fotos: Eppler)

  Auch die Infrarot-Strahlung gehört zu den „unsichtbaren Farben“. Infrarot ist die Strahlung, die von allem ausgeht, was warm ist. Mit speziellen Geräten, so genannten Wärmebildkameras (oder Thermografiekameras), eröffnet sich die unsichtbare Welt der Wärme für das Auge - es sieht etwas, das man sonst nur fühlen könnte. Vier mutige Mädchen stellten sich vor solch eine Wärmekamera, um ihren Schüler-Kommilitonen im Experiment genau dies zu veranschaulichen. Die Bilder der Thermografiekamera wurden auf eine Leinwand übertragen, und schon erschien das Wärmebild der Schülerinnen im Großformat –  warme Zonen in rot, die kälteren in blau.Unsichtbares zu sehen, ist für die Praxis wichtig. Polizeihubschrauber beispielsweise sind mit solchen Wärme-Kameras ausgestattet, die ihnen auch bei der nächtlichen Verbrecherjagd helfen. Thermografiekameras können aber auch Dinge zeigen, die nicht mehr da sind: Ein in der Sonne geparktes Auto, das weggefahren ist, hinterläßt auf dem Boden seinen kühlen Schattenbereich, den diese Kamera „sieht“ und aus dem die Autogröße hervorgeht. Aus der Temperatur des zuvor kalten schattigen Bereichs läßt sich auch der Zeitpunkt abschätzen, zu dem der Wagen weggefahren ist.

Nützlich ist die Thermografie auch, um Mischungsvorgänge in Flüssigkeiten zu verfolgen: Ein Tropfen warmes Wasser, der in eine rotierende kalte Flüssigkeit gegeben wird, verteilt sich zu einem Spiralmuster, das die Hörer an die Wetterkarte erinnert. Selbst beim Tennis stützen sich die Schiedsrichter auf die Thermographie, wie Busse den staunenden Kindern demonstrierte: Die beim Aufprall des Balls auf den Boden eingebrachte Reibungswärme zeigt, ob der Ball diesseits oder jenseits der Linie aufsetzte. In der Forschung wird die Thermographie eingesetzt, um zerstörungsfrei größere Objekte zu untersuchen. So lassen sich defekte Stellen im Rumpf eines Flugzeugs erkennen, ohne dass man dafür kostenaufwändig das Flugzeug zerlegen muss.
Allein mit der Hand schrieb Busse am Schluss der Vorlesung ein unsichtbares „Danke“ an die Tafel. Die Thermographie-Kamera übertrug die Spur der Reibungswärme auf die Leinwand und brachte so die geheime Botschaft zum Vorschein.                                  Nikolaos Karatsioras

kinder5Prof.Teobohlenkinder6