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Fortschritte in der Laserforschung >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Bessere Fasern, genauere Dosierung
Als das Institut für Strahlwerkzeuge (IFSW) der Uni vor drei Jahren einen
neuen Faserziehturm erhielt, versprach man sich von der Produktionsanlage neuartige
optische Fasern und die Optimierung der Strahlführung. Inzwischen sind
die erwarteten Durchbrüche geglückt. Vor Kurzem entwickelten die
Wissenschaftler neuartige Glasfasern mit einer vergrößerten Modenfeldfläche,
die längere Übertragungswege für Hochleistungs-Festkörperlaser
erlauben. Und auf der Fachmesse „Laser World of Photonics“ im Juni
wurde ein Verfahren vorgestellt, das es erlaubt, Laserprozesse mit Hilfe einer
sehr schnell arbeitenden Kamera optimal zu regeln.
Moderne Festkörperlaser wie etwa Scheiben- oder Faserlaser ermöglichen
es, Laserstrahlen sehr präzise zu fokussieren und die Strahlung in flexiblen
Glasfasern über Distanzen von 100 Metern und mehr zu führen. Dies
bietet eine einfache und sichere Handhabung des Laserstrahls und macht die
Geräte zu vielseitigen Werkzeugen für die Industrie. Dennoch ist
die maximale Übertragungsstrecke begrenzt. Die Ursache dafür liegt
in nichtlinearen Effekten, die bei sehr hohen Leistungsdichten in den Glasfasern
auftreten. Diese können entweder die am Ausgang der Faser verfügbare
Leistung deutlich reduzieren oder sogar zur Beschädigung der Faser beziehungsweise
der Laserquelle führen. Je länger das durchstrahlte Glas und damit
die Glasfasern selbst sind, desto geringer ist die Leistungsdichte, ab der
die Begrenzungseffekte eintreten. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung dieser Effekte
mit steigender Qualität der Strahlquellen zu. Da Leistung und Strahlqualität
stetig steigen, werden die Limitierungen in der Übertragungslänge
dazu führen, dass die hohe Brillanz der künftig kommerziell verfügbaren
Hochleistungs-Festkörperlaser nicht voll ausgenutzt werden kann.
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Vor diesem Hintergrund entwickeln die Forscher
am IFSW spezielle Glasfasern für die Übertragung von Multi-Kilowatt-Laserstrahlung
mit beugungsbegrenzter Strahlqualität über Entfernungen von
etwa 100 Metern. Den Grundstein dafür lieferte das im Rahmen des
Förderprogramms „Optische Technologien“ des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Kohärente
Strahlformung für Laserstrahlwerkzeuge“. Innerhalb des Folgeprojekts „Hochleistungs-Transportfasern
für Multi-kW-Laserstrahlung höchster Brillanz“ gelang
es nun, eine singlemodige Glasfaser mit einer effektiven Modenfeldfläche
von 470 Quadratmikrometern auszulegen. Kommerziell verfügbare vergleichbare
Glasfasern besitzen Modenfelder von höchstens 300 Quadratmikrometern
und sind gleichzeitig wesentlich biegeempfindlicher.
Neben der großen Querschnittfläche besteht der überragende Vorteil
der neuen 19-Kern-Faser darin, dass der Leistungsverlust selbst bei stark gebogener
Faser um zwei bis drei Größenordnungen geringer ist als bisher. Dadurch
erlaubt es die neue Faser, höhere Leistungen zu übertragen beziehungsweise
längere Übertragungswege zu realisieren. Ihre Überlegenheit beruht
darauf, dass das Laserlicht nicht in einem einzelnen Kern geführt, sondern über
19 kleinere, hexagonal angeordnete und miteinander gekoppelte Kerne verteilt
wird. |
Faserendfläche einer am IFSW entwickelten Singlemode-Glasfaser
mit 19 gekoppelten Kernen. (Foto:
Institut) |
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Die Herausforderung besteht darin, die einzelnen Kerne und deren Anordnung
so auszulegen, dass die Gesamtstruktur aus allen Kernen nicht multimodig wird
- sonst würde die gute Fokussierbarkeit der Laserstrahlung bei der Übertragung
durch die Glasfaser zerstört werden.
Laserschweißen mit intelligenten Pixeln
Eine besondere Herausforderung beim Laserschweißen ist die Dosierung
der Laserleistung: Ist sie zu hoch, bilden sich Löcher in der Naht, bei
zu niedriger Leistung dagegen verbinden sich unter Umständen die Bleche
nicht.
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der dem IFSW angegliederten Forschungsgesellschaft
für Strahlwerkzeuge (FSGW) und dem Fraunhofer Institut für Physikalische
Messtechnik gelang es erstmals, ein Regelsystem zu entwickeln, das die Laserleistung
bedarfsgerecht für eine optimale Durchschweißung anpasst. Hierfür
wird die Größe des Durchschweißloches überwacht und
die Laserleistung entsprechend angepasst. Das Regelsystem basiert auf einer
kommerziell erhältlichen und mit einem Preis von knapp 3.000 Euro sehr
kostengünstigen Spezialkamera, die es ermöglicht, genau definierte
Bildmerkmale mit einer Geschwindigkeit von über 10.000 Bildern pro Sekunde
aufzunehmen und auszuwerten. Die Kamera bildet mit ihren intelligenten Pixeln
ein so genanntes „Cellular Neural Network“, das aus über 25.000
winzigen Prozessoren besteht. Diese Technologie kann die Bilder über zehnmal
schneller verarbeiten als konventionelle Systeme. Dabei ist das gesamte Regelsystem
nicht größer eine Schuhschachtel. amg
KONTAKT
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Prof. Thomas Graf
Institut für Strahlwerkzeuge
Tel. 0711/685-66841
e-mail: graf@ifsw.uni-stuttgart.de
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