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Risiko und Sicherheit im Brückenbau >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Hält das Tragwerk auch bei Sturm?
Brücken und Tunnel sind die Achillesfersen des europäischen
Straßennetzes. Werden sie durch eine Naturkatastrophe oder bei einem
Großunfall beschädigt, sind zahlreiche Verkehrsteilnehmer unter
Umständen großen Gefahren ausgesetzt und es entstehen zudem erhebliche
Kosten für die Volkswirtschaft. Im Rahmen des durch das Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts „Skribt“ (Schutz
kritischer Brücken und Tunnel im Zuge von Straßen) wird erforscht,
welchen Risiken die Bauwerke im Ernstfall ausgesetzt sind und wie man diese
minimieren kann. Mit beteiligt ist auch das Institut für Leichtbau, Entwerfen
und Konstruieren (ILEK) der Uni.
Als erstes Ziel identifizieren die insgesamt zehn Partner aus Bundesbehörden,
Forschungseinrichtungen und Privatwirtschaft die möglichen Bedrohungen,
die sich unmittelbar auf Brücken- und Tunnelbauwerke und deren Nutzer
auswirken können. Im Sinne eines „All-Hazard-Ansatzes“ berücksichtigen
sie dabei alle denkbaren natürlichen oder vom Menschen ausgehenden Bedrohungsszenarien,
so zum Beispiel Naturkatastrophen oder Großunfälle mit terroristischem
Hintergrund. Im nächsten Schritt werden die Auswirkungen dieser Szenarien
auf die verschiedenen Brückentypen und deren Nutzer bestimmt und mögliche
Schutzmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit und Effizienz hin untersucht. Maßstab
sind dabei Risiko- und Szenarioanalysen sowie Kosten-Nutzen-Überlegungen.
Aus den Ergebnissen leiten die Projektpartner bauliche, betriebliche und organisatorische
Schutzmaßnahmen ab, die die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gewährleisten
und sicherstellen sollen, dass die Bauwerke im Ernstfall verfügbar bleiben.
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Das ILEK untersucht im Rahmen des Projekts
die Extrembelastungen von Brücken. Wenn etwa im Zuge des Klimawandels
immer heftigere Orkane über das Land peitschen, könnten an
einer Hängebrücke weitaus stärkere Kräfte zerren,
als in den heute gültigen Normen und Regelwerken berücksichtigt
ist. Im Rahmen einer Sicherheitsanalyse zeigen die Stuttgarter Wissenschaftler
zum einen auf, ob eine Brücke diesen außergewöhnlichen
Einwirkungen standhält. Zum anderen ermitteln sie mit Hilfe einer
fortgeschrittenen nichtlinearen Berechnung, welche eventuellen Reserven
in einem Tragwerk stecken. Auf dieses Verfahren muss im Rahmen der normalen
Bemessung in der Regel verzichtet werden, weil es mit einem enormen Rechenaufwand
verbunden ist. „Durch eine realitätsnahe Modellierung wird
das tatsächliche Verhalten des Bauwerks deutlich besser abgebildet
als bei der üblichen Bemessung“, sagt Vazul Boros, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am ILEK. „Dadurch sind genauere Aussagen über
die Tragwerkssicherheit möglich.“
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Finite-Elemente-Modell einer mehrfeldigen Spannbetonbrücke. (Grafik: Institut) |
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In einem weiteren Schritt werden bei einigen ausgewählten Brücken
Simulationen mit der Monte-Carlo-Methode durchgeführt, um die exakte Versagenswahrscheinlichkeit
dieser Bauwerke für verschieden Szenarien zu berechnen. Die Untersuchungen
ergänzen somit die Vorgaben der Normen und erlauben eine Kategorisierung
verschiedener Bauwerkstypen entsprechend ihrer Sicherheiten und Redundanzen.
Dadurch wird es auch möglich, Maßnahmen wie etwa die Ertüchtigung
des Bauwerks, das Anbringen von Leitplanken oder Warnsystemen in Tunneln dahingehend
zu bewerten, welchen Einfluss sie auf die Versagenswahrscheinlichkeit einer
Brücke haben. Dies kann helfen, die Sicherheit von Bauwerken nachhaltig
zu gewährleisten. amg
KONTAKT
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Vazul Boros
Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren
Tel. 0711/685-66255
e-mail: vazul.boros@ilek.uni-stuttgart.de
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