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100 Jahre Heidelberger Akademie der Wissenschaften >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Das Altern gestalten
Unter dem Motto „Alter(n) gestalten – Medizin, Technik, Umwelt" diskutierten
am 4. und 5. November in Stuttgart namhafte Wissenschaftler die vielfältigen
Aufgaben, die der demographische Wandel für die Gesellschaft und den Einzelnen
mit sich bringt. Das Symposium fand anlässlich des 100-jährigen Jubiläums
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften statt. Organisiert wurde es gemeinsam
mit der Universität Stuttgart unter Federführung des Lehrstuhls für
Sport und Gesundheitswissenschaft, maßgeblich gefördert von der
Robert Bosch Stiftung und unterstützt vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg.
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„Dieses Bewegungssymposium zeichnet sich durch seine
Interdisziplinarität aus“, betonte Prof. Hermann Hahn, Präsident
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Die Vorträge zu Prävention und Regeneration, zu biologischen
und technischen Assistenzsystemen sowie unterstützenden Systemen in
Technik, Umwelt und Pflege trafen auf ein ebenso großes Zuhörerinteresse
wie die individuellen und sozialen Möglichkeiten zur Gestaltung des
Alters. „Wir sind sehr froh, diese 100-Jahre-Feier in Stuttgart austragen
zu dürfen“, sagte Rektor Prof. Wolfram Ressel. Das Thema passe
genau zur Uni Stuttgart, deren Wissenschaftler, darunter Sportwissenschaftler,
Ingenieure und Städtebauer, sehr viel zu dieser Thematik beizutragen
haben. Auch in der Weiterbildung ist die Uni auf diesem Feld aktiv. Ab
dem Wintersemester 2010/11 wird sie den berufsbegleitenden Master Online-Studiengang „Integrierte
Gerontologie“ anbieten.
Bis 2050, so eine Prognose des Statistischen Bundesamtes, wird sich die
Zahl der 80-Jährigen nahezu verdreifachen. „Ältere Arbeitnehmer
sind nicht weniger produktiv als jüngere, die nachlassende körperliche
Leistungsfähigkeit gleichen sie meist durch Erfahrung aus“,
erklärte Prof. Axel Börsch-Supan, |
Von links: Festredner Prof. Axel Börsch-Supan, Prof. Konrad Beyreuther
(Moderation), Staatsrätin Prof. Claudia Hübner, Prof. Hermann
H.Hahn (Heidelberger Akademie der Wissenschaften). (Foto:
Eppler) |
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der Direktor des Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie
und Demographischer Wandel, in seinem Festvortrag mit dem Titel „Müssen,
dürfen, sollen, wollen, können ältere Menschen noch arbeiten?“ Befürchtungen,
die Rente mit 67 lasse sich aus körperlichen Gründen nicht realisieren,
teilt Börsch-Supan nicht. „Ältere Menschen sollte man auch
als eine Chance für unsere Gesellschaft sehen“, ergänzte Hermann
Hahn. So gebe es zum Beispiel viele Fachleute, die nach dem Erwerbsleben ihr
Wissen ehrenamtlich weitergeben.
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Um die Lebensqualität im Alter zu erhalten, spielen äußere
Einflüsse eine große Rolle. Das fängt mit altersgerecht
handhabbaren Alltagsgegenständen an. Als Beispiel nannte Prof. Jochen
Wiedemann (Stuttgart) das Auto, das in Zukunft alte wie junge Verkehrsteilnehmer
unterstützen soll. Auch die Gestaltung des Wohnraums bis hin zur
Planung ganzer Wohnquartiere ist ein zentrales Thema, wobei die Möglichkeit
zur häuslichen oder stationären Pflege zu berücksichtigen
ist. Prof. Tilman Harlander (Stuttgart) stellte Modelle vor, wie Architektur
und Stadtplanung auf den Wunsch Älterer, selbstständig zu wohnen,
reagieren. Prof. Adelheid Kuhlmey (Berlin) forderte, eine humane Gesellschaft
müsse sich eine auf die Bedürfnisse der Alten zugeschnittene
Pflege leisten. Keine Unterschiede zwischen den Generationen gibt es
wohl hinsichtlich des offenbar genetisch bedingten Bedürfnisses
nach Sozialkontakten, so Prof. Andreas Meyer-Lindenberg (Mannheim).
Körperliche und geistige Fitness sind im Alter elementar. Präventionsforschung
und Medizin stehen vor der Aufgabe, das Altern der Organfunktionen zu verlangsamen
und mit Prothesen und Endoprothesen für Unterstützung und Ersatz
zu sorgen, erklärte Prof. Heinz Häfner, emeritierter Professor
für Psychiatrie und Gründer des Zentralinstituts für seelische
Gesundheit in Mannheim. „Täglich in der Summe 30 Minuten körperlich
aktiv sein“, riet Prof. Wolfgang Schlicht vom Lehrstuhl für
Sport und Gesundheitswissenschaft der Uni Stuttgart, „das hält
Körper und Geist fit“. Körperliche Aktivität wirke
sich positiv auf die Neurogenese und Vernetzung der Synapsen im Gehirn
aus, betonten die Neurowissenschaftler Prof. Hannah Monyer (Heidelberg),
Dr. Iris-Tatjana Kolassa (Konstanz) und Dr. Carsten Diener (Mannheim).
Wie man den Verlust des Hörsinnes mit Endoprothesen korrigieren und
den Gelenkverschleiß in Hüfte, Knie und Schulter beheben kann,
war Thema der Professoren Peter Plinkert (Homburg) und Kuno Weise (Tübingen).
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30 Minuten Bewegung am Tag sind der Schlüssel für die Fitness
im Alter.
(Foto: Thomas Rathay) |
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Viele Empfehlungen, die heute auf den Erkenntnissen der Lebenswissenschaften
fußen, seien schon früher angedacht worden, erklärte Prof.
Otfried Höffe (Tübingen) zum Abschluss und verwies auf Seneca, Grimm
und Bloch. Im Mittelpunkt des für 2011 geplanten dritten Symposiums der
Reihe „Alter(n) gestalten“, werden die Geisteswissenschaften stehen. Julia
Alber
KONTAKT
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Prof. Wolfgang Schlicht
Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft
Tel. 0711/685-63152
e-mail: wolfgang.schlicht@sport.uni-stuttgart.de
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