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Versöhnliche Worte bei der Jahresfeier >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Gemeinsam für die Universität
„Die Jahresfeier bietet Gelegenheit, die Universität Stuttgart
einmal mit anderen Augen zu sehen“, erklärte Prof. Wolfram Ressel,
Rektor der Universität Stuttgart, in seiner Begrüßung zur Akademischen
Jahresfeier der Universität, am 13. November. Nach einem musikalischen
Auftakt von Mitgliedern des Akademischen Orchesters der Universität und
dem Pianisten Christian Döhring zog Ressel eine Halbzeitbilanz seines
Rektrorats und hob einige Höhepunkte des vergangenen akademischen Jahres
hervor.
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Im neuen akademischen Jahr gelte es, sich intensiv auf
die zweite Runde der Exzellenzinitiative vorzubereiten, so Ressel. „Wir
wollen mit vier Exzellenzclustern und vier Graduiertenschulen antreten,
wobei je ein Antrag ein Fortsetzungsantrag ist. Auch werde die Uni ein
nachhaltiges Zukunftskonzept einreichen. „Hierzu müssen wir
uns weiterhin intensiv mit dem strukturellen Profil auseinandersetzen.“ Ressel
ging in diesem Zusammenhang auch auf das erst wenige Tage zuvor gegründete
Robert-Bosch-Zentrum für Leistungselektronik ein. „Diese Kooperation
mit Bosch und der Hochschule Reutlingen ist einzigartig und hat Modellcharakter.
So können wir einen Pool an qualifizierten Masterabsolventen schaffen“,
so Wolfram Ressel. Außerdem sei das Zulassungsverfahren für
Studienbewerber im letzten Wintersemester reformiert und dadurch deutlich
beschleunigt worden. Am Schluss seiner Rede wies der Rektor auf die Beteiligung
der Universität Stuttgart an der Expo 2010 in Shanghai hin. Für
diese Weltausstellung entwickelten Stuttgarter Wissenschaftler den Antrieb
für ein 1,2 Tonnen schweres Pendel, das Expobesucher per Akustiksignal
zum Schwingen bringen könnten.
Prof. Olaf Kübler, der als Vertreter des Universitätsrats sprach,
griff die Auseinandersetzung um die Profilschärfung der Universität
auf. „Die Überlegungen zu Umstrukturierungen an der Universität
Stuttgart haben im letzten Sommer ein Beben in der Öffentlichkeit
ausgelöst“, so Kübler. „Allerdings muss man sich
fragen, wie die Universität Strategien entwickeln soll, wenn Mitglieder
und Öffentlichkeit schon bei den ersten Gedankenspielen sofort emotional
auf die Barrikaden gehen.“
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„Die Universität muss sich weiterhin
intensiv mit ihrem strukturellen Profil auseinandersetzen“: Rektor
Prof. Wolfram Ressel bei der Jahresfeier. (Fotos:
Eppler) |
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Die Uni sei ein demokratischer Organismus, der gepflegt werden
müsse, auch wenn dies manchmal schwerfalle. „Ob es allerdings
von gutem Stil zeugt, dem selbst gewählten Rektor in den Rücken
zu fallen, überlasse ich Ihnen“, erklärte Kübler und
mahnte zu Klugheit und Fairness. „Das Ende der Abwärtsspirale
ist möglicherweise noch nicht erreicht, aber die Universität
Stuttgart kann es schaffen, wenn sie zusammensteht und ihre Energien nicht
in unproduktivem Gegeneinander versenkt.“ |
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Gab faszinierende Einblicke in das Universum: Festredner Prof. Hanns
Ruder. |
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Auch Dr. Dieter Leicht beschwor als Vertreter des Akademischen
Mittelbaus die Anwesenden gemeinsam für eine wettbewerbsfähige
Universität zu kämpfen. „Ihr Job war auch in diesem Jahr
wieder nicht vergnügungssteuerpflichtig“, räumte Leicht
gegenüber Rektor Ressel ein. Ihm sei es angesichts der chronischen
Unterfinanzierung der Universität allerdings ein Rätsel, wie
die geplanten Umstrukturierungen umgesetzt werden sollten. Scherzhaft
empfahl er Ressel, sich doch etwas von den Verschuldungspraktiken der
Finanzelite abzugucken.
Sophie Wittgenstein erklärte im Anschluss die Gründe, warum bundesweit
weiterhin Studierende protestieren. „Wir haben schlicht Angst davor,
dass unser Bildungssystem bald nicht mehr das ist, was es einmal war“,
erklärte die Studentin stellvertretend für ihre Kommilitonen.
Die Vielfalt gehe verloren und der Dialog mit der Gesellschaft stehe auf
dem Spiel, so Wittgenstein. „Lassen Sie uns gemeinsam der Uni ein
Gesicht geben“, appellierte sie an die Anwesenden. |
Blickfang im Foyer war das Ventomobil der Universität. |
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Faszinierender Festvortrag
Höhepunkt der Jahresfeier war der spannende und von atemberaubenden Bildern
umrahmte Festvortrag des Astrophysikers Prof. Hanns Ruder von der Universität
Tübingen. Passend zum Kepler-Jahr 2009 gab Ruder einen kurzweiligen Überblick über
die „Faszination Astronomie“ und schilderte den derzeitigen Stand
der Wissenschaft anhand zahlreicher Bilder aus dem Sternenteleskop. „Schauen
Sie sich mal wieder den Himmel direkt an – nicht nur im Internet“,
ermutigte er die Zuhörer, die seinem Vortrag hingerissen folgten. Durch
die Fortschritte in der Computertechnologie habe sich die Wissenschaft in teils
fast unverständlicher Weise weiterentwickelt. Es sei erstaunlich, mit welcher
Qualität man heutzutage beispielsweise den Mars beobachten könne. Als
Beweis zeigte Hanns Ruder Bilder von Windhosen
auf dem Mars. „Man kann heute tolle Beobachtungen machen, die uns aber
auch gezeigt haben, dass anderes Leben in unserem Sonnensystem sehr unwahrscheinlich
ist“, so Ruder.
Temperamentvolles Finale mit dem Akademisches Orchester. |
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Nach dem Festvortrag erhielten vier Wissenschaftler, die
sich für die Universität Stuttgart in Forschung oder Lehre besonders
engagiert haben, Auszeichnungen. Ehrendoktorwürden erhielten in diesem
Jahr Prof. Yusuf Altintas, Prof. Vincent Hoffmann-Martinot sowie Prof.
Fernando Sansò. Laudatoren waren Prof. Günter Pritschow, ehemaliger
Rektor der Universität Stuttgart, Prof. Oscar W. Gabriel vom Institut
für Sozialwissenschaften sowie Prof. Nico Sneeuw, Direktor des Geodätischen
Instituts. Die Ehrenmedaille der Universität Stuttgart erhielt in
diesem Jahr Prof. Alois Huning, für den Prof. Christoph Hubig vom
Institut für Philosophie die Laudatio hielt. Zum temperamentvollen
Abschluss der feierlichen Zeremonie brachte das Akademische Orchester unter
Leitung von Veronika Stoertzenbach gemeinsam mit dem Pianisten Christian
Döring den zweiten und dritten Satz des Klavierkonzerts Nr. 2 von
Camille Saint-Saëns zur Aufführung. Rektor Ressel lud anschließend
zum Empfang im Foyer des Tiefenhörsaales. Dort hatten die Teilnehmer
Gelegenheit, das von Studierenden gebaute, windbetriebene Fahrzeug des
Teams „Inventus“ in Augenschein zu nehmen und sich weiter über
das ereignisreiche akademische Jahr auszutauschen. Johannes
Baral |
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