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Meinungsspektrum >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
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Alexandra Holzer,
Robert Bosch GmbH,
Personalmarketing
Unsere ersten Erfahrungen mit Bachelor- und Masterabsolventen sind sehr
positiv. Die neuen Studienabschlüsse finden bei Bosch daher breite
Akzeptanz. Als international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen
bieten wir Bachelor- und Masterabsolventen vielfältige Einstiegsmöglichkeiten.
Für Bachelorabsolventen, die sich weiterqualifizieren möchten,
haben wir das Bosch PreMaster Programm entwickelt. Es bietet die Möglichkeit,
vor und während des Masterstudiums praktische Erfahrungen bei Bosch
zu sammeln und verzahnt damit optimal Theorie und Praxis. Also: Bachelor
und Master welcome!
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Alexandra Holzer |
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Annette Kulenkampff,
Verlegerin des Hatje Cantz Verlags
Eine verkürzte Ausbildung ist immer problematisch und führt zu
weniger allgemeiner, übergreifender Bildung, die gerade im Verlagsbereich
so wichtig ist. Die Aufteilung des Studiums in Bachelor- und Masterstudiengänge
führt dazu, dass sich Viele nur für den Bachelor entscheiden,
ohne den Master anzuschließen. Bei einem dreijährigen Stu-
dium ist ein wünschenswertes Studiensemester im Ausland aus Zeitmangel
weder vorgesehen noch möglich. Daher aus meiner Sicht: ja, früher
war alles besser. |
Annette Kulenkampff |
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Johannes Bürkle,
Fachschaft Luft- und Raumfahrttechnik
Die Umstellung auf den Bachelor hat eine durchaus positive Überarbeitung
der Lehrinhalte angestoßen. Wobei die starre Vorgabe von drei, sechs,
neun oder zwölf Leistungspunkten pro Modul sowohl von den studentischen
Vertretern als auch den Professoren und Vertretern des Mittelbaus als unnötig
und unflexibel angesehen wurde. Wir sind froh, dass wir das Fachpraktikum,
zwar verkürzt, erhalten konnten, da wir es als unerlässlichen
Baustein im Ingenieurstudium ansehen. Es war wichtig, dass die Meinung
der Studierenden in den neuen Bachelor Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik
eingeflossen ist. Nun müssen Uni und unsere Bachelor-Studenten zeigen,
ob es so gut funktioniert wie geplant. |
Johannes Bürkle |
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Siegried Eicken,
Zentrale Studienberatung
Trotz vieler erkennbarer Vorteile des neuen Systems bringt es für
zahlreiche Studierende unüberwindbare Hindernisse mit oft weitreichenden
Folgen mit sich: Studiengangwechsel und -abbrüche haben erkennbar
zugenommen, obwohl ebenfalls erkennbar mehr Studierende ihre Studienwahl
sorgfältig vorbereiten. Hoher zeitlicher Druck, viele organisatorische
Unklarheiten und Studienpläne mit wenig Spielraum. Hinzu kommt Ungewissheit über
die eigenen Chancen, im Master weitermachen zu können und viele kontroverse
Informationen über die Wertigkeit der Abschlüsse Bachelor und
Master bei potentiellen künftigen Arbeitgebern. Die großen Versprechungen
hingegen – Mobilität, Employability mit dem Bachelor – konnten
zum Leidwesen aller Beteiligten, vor allem aber der Studierenden, bisher
kaum erfüllt werden. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den meisten
dieser Schwierigkeiten nur um „Kinderkrankheiten“ handelt,
die mit den nun geplanten Reformanstrengungen geheilt werden. |
Siegried Eicken |
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Maria Riolo,
Daimler AG, verantwortlich für
die weltweite Nachwuchsgewinnung und -entwicklung
Wir bei Daimler sehen den Bologna-Prozess und damit auch die Abschlüsse
Bachelor und Master grundsätzlich positiv, weil dadurch die Hochschulen
und Studiengänge nach einheitlichen Maßstäben operieren,
was uns in Sachen Vergleichbarkeit und Qualität weiterhelfen wird.
Für den Einstieg bei Daimler ist die Art des Abschlusses jedoch nicht
ausschlaggebend: Wir bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Einstiegsmöglichkeiten
für Studierende, Absolventen und junge Berufserfahrene an – und
das unabhängig von den Abschlüssen. Grundsätzlich gilt für
alle Einstiegspositionen, dass für uns das Gesamtprofil eines Bewerbers
entscheidend ist, nicht der Abschluss. Wir haben bereits Absolventinnen
und Absolventen mit Bachelor- und Masterabschluss eingestellt - sowohl
für Praktika als auch für unser Nachwuchsprogramm CAReer oder
für einen Direkteinstieg. Jedoch ist es derzeit noch zu früh,
um über Erfahrungen berichten zu können. Die Konditionen mit
denen die Absolventinnen und Absolventen bei uns starten, sind ebenfalls
unabhängig vom Abschluss und für alle Neueinsteiger gleich. |
Maria Riolo |
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Prof. Frank Gießelmann,
Prorektor Lehre und Weiterbildung,
Studiendekan Chemie
Wenn jahrzehntelang bewährte Studiengänge wie die Diplom- und
Magisterstudiengänge radikal umgestellt werden, ist es sicher nach
einem Jahr noch viel zu früh, Bilanz zu ziehen. Angesichts ihres Umfangs
und ihrer Tragweite ist diese Umstellung an der Uni Stuttgart bisher mit – aus
meiner Sicht – erstaunlich geringen Reibungsverlusten erfolgt. Dies
ist ohne Zweifel dem großen Einsatz aller Beteiligten, aber auch
den klaren Vorgaben unseres Eckpunktepapiers zu danken. Aber es bleibt
viel zu tun: Namentlich der hohe Verschulungsgrad, die enorme Prüfungsbelastung
sowie Mobilitäts- und Anerkennungsprobleme sind dringend zu verbessern.
Daran müssen wir zügig, aber auch mit Augenmaß arbeiten.
Dem intensiven Erfahrungsaustausch mit den Studierenden kommt in diesem
Prozess eine besondere Bedeutung zu. |
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Prof. Jürgen Pafel,
Studiendekan Linguistik, Literaturwissenschaft, Philosophie
Nach großen Anfangsschwierigkeiten und Frustrationen auf allen Seiten
haben viele geisteswissenschaftliche Studiengänge nun wohldurchdachte
Studiengänge mit einer ganz neuen Struktur. Zweifellos ein Fortschritt.
Wichtig scheint mir die Balance zwischen einem Bachelor mit eindeutigen
Vorgaben und einem Master mit viel Wahlmöglichkeiten und Freiheiten.
Der talentierte Student, der durch die allseits beklagte Verschulung in
seinem Bildungsdrang behindert werden würde, ist mir noch nicht begegnet. |
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Prof. Ewald Krämer,
Studiendekan Luft- und
Raumfahrttechnik
Die Aufgabe des bewährten und international hoch angesehenen Diplomabschlusses
ist nicht leicht gefallen, jedoch bot sich durch die Umstellung auf den
konsekutiven Bachelor/Master-Studiengang auch die Chance, den bisherigen
Lehrplan kritisch zu überprüfen, Redundanzen zu beseitigen, nicht
mehr zeitgerechte Inhalte zu aktualisieren oder ganz zu streichen. Die
Fakultät ist zuversichtlich, dass der Masterabschluss, der ganz klar
der Regelabschluss werden soll, einen ähnlich hohen Qualifikationsstandard
für unsere Studierenden aufweisen wird, wie der bisherige Diplomabschluss.
(…). Die aktuell von vielen Seiten geäußerte Kritik,
die neuen Studiengänge seien zu verschult, die Arbeitsbelastung und
der Prüfungsstress seien zu hoch, es würde ein massiver Druck
ausgeübt, das Studium in möglichst kurzer Zeit abzuschließen
oder Auslandsaufenthalte würden praktisch unmöglich gemacht,
lässt sich aus Sicht der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge,
insbesondere der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart, überhaupt
nicht nachvollziehen. Vielfach ist sogar das Gegenteil der Fall: Gegenüber
dem Diplomstudiengang wird die Arbeitsbelastung der Studierenden um etwa
20 Prozent sinken, die Anzahl der Prüfungen bleibt in etwa gleich,
Prüfungen können problemlos auf einen späteren Zeitpunkt
verschoben werden und die Regelstudienzeit von sechs Semestern für
den Bachelor kann ohne Konsequenzen um bis zu vier Semester verlängert
werden. So sehr man dem Diplomstudiengang nachtrauern mag und so sehr einige
formalistische Rahmenbedingungen des Bologna-Prozesses (…) die Flexibilität
an der einen oder anderen Stelle unnötig einschränken, so ist
der neue konsekutive Studiengang sicher nicht so schlecht wie er vielfach
hingestellt wird. |
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Prof. Fritz Berner,
Studiendekan Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft
Die Zahl der Prüfungen hat sich (…) im Studiengang Immobilientechnik
und Immobilienwirtschaft durch die Einführung des Bachelor weder erhöht
noch reduziert.
Bezüglich der Studierbarkeit (Vaihingen und Innenstadt) treten nun
nicht lösbare Überschneidungen auf. (…)Im Ausland zu studieren,
war beim Diplom möglich, da die Studiendauer länger und die Abläufe
nicht so extrem verschult waren. |
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Micaela Quesada,
Studentin Umweltschutztechnik, Bachelor, drittes Semester
Ich finde es gut, dass man einen universellen Abschluss hergestellt hat.
Jedoch sollte es besser organisiert werden, damit die ersten Jahrgänge
nicht darunter leiden. |
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Pablo Hildebrand,
Architekturstudent, Diplom, drittes Semester, Mitglied des Fakultätsrats,
Pressesprecher der Faveve und stellvertretendes Senatsmitglied
Die heutige Generation steht unter einem hohen Leistungsdruck. Mangelnde
Arbeitsplätze und Begriffe wie Regelstudienzeit haben die Schüler
und Studenten dazu angeregt, im gegenseitigen Konkurrenzkampf zu treten.
Manche Bachelor-Studiengänge sind in sechs Semestern unmöglich
schaffbar. Die Module sind so unübersichtlich, dass oft keiner weiß,
was er genau studiert und ob das sinnvoll ist. Jemand, der das Modulprogramm
studiert, wird auch schnell feststellen, wie viele Fehler darin sind. Gerade
wenn man sein Studium möglichst kompakt in sechs Semestern abschließen
will, wird es schwierig herauszufinden, wo man welche Module an einer anderen
Universität, zum Beispiel im Ausland machen kann. Möchte man
seinen Master an einer anderen Universität machen, ist dennoch ein
Leistungsfeststellungsverfahren nötig oder vergleichbare Studiengänge
erlauben es einem dann doch nicht, weil einem noch bestimmte Module fehlen.
Letztendlich ist der Wettkampf zwischen den Hochschulen noch größer
geworden und ich habe das Gefühl, dass da jeder sein eigenes Süppchen
kocht und die Studiengänge leider, vor allem auch qualitativ, nicht
so einfach vergleichbar sind wie man es immer postuliert.
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