In einem weiteren Schritt soll der derzeit schnellste Supercomputer der Welt,
der beim Sandia National Laboratory (SNL) in New Mexico steht, ebenfalls in das System
integriert werden. Des weiteren sollen die beteiligten Rechner in gemeinsame
Arbeitsumgebungen integriert und der Anschluß an Virtual-Reality-Studios hergestellt
werden. Das vollständige Szenario wird dann auf der Konferenz und Messe
Supercomputing 97, die im November in San José, Kalifornien, stattfindet, der
Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Verbindung von zwei oder mehr Supercomputern der
höchsten Leistungsklasse mit dem Ziel, eine Aufgabe gemeinsam zu bearbeiten, wird als
Metacomputing bezeichnet. Das Besondere der Zusammenarbeit Stuttgart-Pittsburgh liegt in
der erstmaligen Verbindung der Rechen-Boliden über Hochgeschwindigkeits-Datenleitungen
wie das amerikanische Wissenschaftsnetz vBNS (very high speed Backbone Network Service).
Die Aktivitäten finden im Rahmen des von den G7-Staaten initiierten Projektes
Globale Zusammenarbeit über Breitbandnetze (GIBN) statt.
Es gibt viele Forschungsgroßprojekte wie die
Klimamodellierung, die Simulation von Automobil-Crashes mit Insassen oder das Design neuer
Medikamente, die nach jener Leistung verlangen, wie sie potentiell nur durch Metacomputing
verfügbar wird, unterstrichen Ralph Roski und Michael Levine, die
wissenschaftlichen Direktoren des PSC, in einer Stellungnahme. Der technische
Geschäftsführer der Stuttgarter HWW und Direktor des Rechenzentrums, Prof. Roland
Rühle, ergänzt: Es ist besonders erfreulich, daß die eingesetzte Software im
wesentlichen an der Universität Stuttgart in Projekten entwickelt wurde, die von der
Europäischen Union und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden. Was uns in
Europa derzeit nur fehlt, sind kostengünstige Netze.
Um die beteiligten Softwarekomponenten für das Metacomputing
einsatzreif zu machen und zu testen, arbeitet das wissenschaftliche Team am Stuttgarter
HLRS unter der Leitung von Michael Resch seit einem Jahr eng mit Bruce Loftis und
Raghurama Reddy vom Pittsburgher PSC zusammen.
Auf der Hardwareseite basiert das Projekt auf einer Reihe von
Forschungsnetzen, die zusammengeschaltet werden mußten, um die transatlantische
Verbindung beider Zentren herzustellen. Derartige wissenschaftliche Netze, die in den
letzten Jahren eingerichtet wurden, erlauben Übertragungsraten, die bis zu 100mal höher
sind als im Internet.
Die Netzverbindung Pittsburgh-Stuttgart geht dabei vom PSC
über das amerikanische Wissenschaftsnetz vBNS zu STAR TAP, einem Projekt der
amerikanischen National Science Foundation, das eine Verbindung zu außeramerikanischen
Forschungseinrichtungen herstellt. Zwei kanadische Netze stellen dann die entscheidende
Schnittstelle zwischen den USA und Deutschland her. STAR TAP leitet weiter zum Canadian
Network for the Advancement of Research, Industry and Education (CANARIE); dies leitet
weiter zu Teleglobe, das die transatlantische Verbindung zum ATM-Netz der deutschen
Telekom AG (DTAG) herstellt, an das auch die HWW angebunden ist. Das wissenschaftliche
Team Stuttgart-Pittsburgh setzt den gekoppelten virtuellen Supercomputer derzeit für das
Strömungssimulationspaket URANUS ein, das am Institut für Raumfahrtsysteme der
Universität Stuttgart entwickelt wurde. (Siehe auch den Beitrag über die Vorstellung des
Programms in Wien.) Damit werden die aerodynamischen Kräfte und Hochtemperaturprobleme,
die während des Wiedereintritts eines Raumfahrzeugs in die Erdatmosphäre auftreten,
berechnet.
In den ersten Tests wurden zunächst nur je 64 Prozessoren
auf beiden T3E-Systemen eingesetzt. Bis November diesen Jahres soll das Konzept soweit
vervollständigt und optimiert werden, daß die volle Leistung der zusammen 1024
Prozessoren zur Verfügung steht. /eng
KONTAKT
Dr. Alfred Geiger, Rechenzentrum der Universität Stuttgart, Allmandring 30, 70550
Stuttgart; Tel.0711/685-5719; Fax 0711/678-626
e-mail: geiger@hlrs.de
|