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Stuttgarter unikurier Nr. 75/76 September 1997
Bundesbauministerium stellt Stuttgarter Untersuchung vor:
Nutzungsmischung im Städtebau
 

Unter dem Titel „Nutzungsmischung im Städtebau - was läßt sich vom Ausland lernen?“ richtete das Bundesbauministerium im April diesen Jahres ein Forschungsseminar aus, bei dem die Ergebnisse einer gleichlautenden Studie des Städtebaulichen Instituts der Universität Stuttgart zur Diskussion gestellt wurden. Die von Prof. Dr. Johann Jessen geleitete Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Bauleitplanung am Fachbereich Raumplanung der Universität Dortmund und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (Berlin/Wuppertal) im Rahmen des Forschungsfeldes „Nutzungsmischung im Städtebau“ des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau.

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Viele Gemeinden planen seit einigen Jahren wieder neue große Erweiterungen am Stadtrand und Stadtumbaumaßnahmen auf innerstädtischen Brachen. Statt reiner Siedlungen sollen Stadtteile entstehen, in denen nicht nur gewohnt wird, sondern in denen städtische Vielfalt durch ein reiches Angebot an Arbeitsplätzen sowie an öffentlichen und privaten Versorgungseinrichtungen geschaffen wird. Man möchte die in den Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre gemachten Fehler und Versäumnisse vermeiden. Darüber hinaus wird von einer Stadt der kurzen Wege, bei der Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Freizeit und Kultur verzahnt sind, auch eine Entlastung der Umwelt durch weniger Verkehr und Energieverbrauch erwartet. Bisher können die Kommunen jedoch kaum auf Erfahrungen mit der konkreten Planung neuer städtebaulicher Nutzungsmischung zurückblikken, weil in den 80er Jahren in der Bundesrepublik keine größeren Projekte dieser Art verfolgt wurden.

Um ausländische Erfahrungen aufzuarbeiten, hat das Städtebauliche Institut der Universität Stuttgart im Auftrag der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung Bonn-Bad Godesberg eine vergleichende Untersuchung von städtebaulichen Vorhaben in verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt, die das Ziel einer kleinräumigen Nutzungsmischung verfolgen. Folgende Fragen standen im Mittelpunkt der Untersuchung: Welche städtebaulichen Konzepte und Verfahren sind tragfähig? Wie muß die Planungsorganisation an das städtebauliche Ziel der Nutzungsmischung angepaßt werden? Mit welchen Maßnahmen kann der Bund die Planung und den Bau nutzungsgemischter Anlagen fördern? In mehreren Fallstudien waren die Erfahrungen bei der Planung und Realisierung von städtebaulichen Projekten in Schweden, Dänemark, Niederlande und Frankreich aufgearbeitet und daraus Empfehlungen für vergleichbare Vorhaben in der Bundesrepublik entwikkelt worden.

Bei dem Seminar im Technologiezentrum Aachen AGIT, an dem rund 200 Fachleute aus der kommunalen Planungspraxis, der Stadtforschung und Politik teilnahmen, reihte Bundesbauminister Prof. Dr. Klaus Töpfer in seinem Vortrag das städtebauliche Ziel der Nutzungsmischung in die bundespolitischer Bemühungen zur Stützung nachhaltiger Siedlungsentwicklung ein. Er mahnte in diesem Zusammenhang auch eine stärkere europäische Kooperation in der Stadtpolitik an. Prof. Thomas Sieverts von der Technischen Hochschule Darmstadt gab einen Problemaufriß, der sehr deutlich die divergierenden Auffassungen innerhalb der Stadtplanerdisziplin zur Nutzungsmischung herausarbeitete. In mehreren Beiträgen präsentierten die Verfasser der Studie die wichtigsten Befunde über Projekte in Stockholm, Kopenhagen, Amsterdam, Montpellier und anderen europäischen Städten, anschließend kommentiert von Experten aus dem jeweiligen Land und ergänzt um weitere Projektberichte aus Großbritannien und der Schweiz. Zum Abschluß der Tagung stellte Prof. Dr. Johann Jessen die Empfehlungen zur Diskussion, die sich zum einen an die kommunale Planungspraxis, zum anderen an das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau richten. Die Ergebnisse der Studie sollen gegen Ende des Jahres in einer Schriftenreihe der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung Bonn veröffentlicht werden.

 

KONTAKT
Prof. Dr. Johann Jessen, Städtebauliches Institut, Universität Stuttgart, Keplerstr. 11, 70174 Stuttgart, Tel. 0711/121-2213; Fax 0711/121-2209

 


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